Ein kurzer Rückblick
Im Herbst 1999 startete - jedenfalls soweit mir bekannt - die erste Wahlbörse von Wahlfieber. Ausgerechnet zur Landtagswahl 2000 in Schleswig-Holstein. Ich war also von Anbeginn mit dabei.
Meines Erachtens war dies auch die erste Wahlbörse im deutschsprachigen Raum. Sie fand große Beachtung, auch weil sie in Kooperation mit dem Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag (SHZ) durchgeführt wurde. Auch die anderen Zeitungen aus Schl.-Holst. berichteten laufend über dieses neue Instrument zur Vorhersage des Wahlausgangs. Die erste Wahlfieber-Wahlbörse war quasi in aller Munde - mit mehreren Tausend Teilnehmern und auf Echtgeld-Basis.
Wie genau die Wahlbörse damals abschnitt, erinnere ich nur noch auszugsweise: Das grüne Ergebnis wurde ziemlich gut prognostiziert.
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Auf mich aufmerksam wurde die Wiener Firma einige Monate später, als ich als Norddeutscher eine Wahlbörse zur Wahl im Burgenland gewann. Und dies, obwohl ich wenige Tage vor der Wahl die ketzerische, aber ernst gemeinte Frage ins Forum gestellt hatte: Kann mir mal jemand sagen, wo eigentlich genau das Burgenland liegt? - Sprich, ich hatte keine Ahnung, wie die Wahl ausgehen könnte, hatte aber offenbar das Prinzip Wahlbörse verstanden und für mein Portolio gewinnbringend zu nutzen gewusst. Als 1. Preis winkten drei Tage all inclusive im Steigenberger Hotel Bad Tatzmannsdorf.
Den Preis habe ich mir Anfang 2001 persönlich abgeholt. Während unseres kleinen Meetings in Wien äußerte ich mich mehrfach kritisch über das Prinzip "Prognosemarkt". Vor allem die Anfälligkeit der damaligen Programme für Manipulationen bereiteten mir Sorgen. Nachdem die Gegenseite betonte, dass sie diesbezüglich alles Griff hätten, sah ich mich genötigt zu schildern, wie wir (im konkreten die damalige grüne Jugendorganisation) die Wahlbörse für Schl.-Holst.(schamlos) genutzt hatten, um die Grünen aus dem Umfragetief von 4 % zu holen, so dass die Partei am Ende über 6 % bekam. Mein Tenor: "Ja, wir haben eure Wahlbörse massiv manipuliert, und niemand hat es gemerkt."
Long story short: Noch im selben Gespräch erörterten wir eine Zusammenarbeit für den ersten weltweiten virtuellen Parteitag mit Publikumsbeteiligung, der Anfang 2002 stattfand. Nachdem sich u.a. AOL großzügig bereit erklärt hatte, das Projekt zu finanzieren, verbrachte ich mehrere Monate in Wien. Wir entwickelten gemeinsam die Software ProKons (Prognose & Konsens), auf die auch das heutige Wahlfieber fußt und die massive Kontrollmögichkeiten enthält, um Manipultionen - wenn schon nicht gänzlich zu verhindern - doch zumindest rechtzeitig zu erkennen. Letztendlich "geschrieben" wurde Prokons von Personen aus dem Umfeld des CCC auf Open Source Basis - unter Berücksichtigung des Datenschutzes und in Absprache mit den damals federführenden Datenschützern in Schleswig-Holstein und Hamburg.
Der Rest ist Geschichte und den Meisten von euch bestens vertraut. Ergo:
Vielliecht gelingt es uns in den kommenden 25 Jahren, die klassischen Umfragen ("Sonntagsfragen") dahin zu befördern, wo sie im Grunde längst hingehören: In die Rundablage P der politischen Prognostik.
Wie passend zum "runden" Geburtstag:
Seit Oktober 2024 liegt endlich eine unabhängige Begutachtung der Prognosegüte der Umfrageinstitute, Wahlbörsen und weiteren Prognosen vor. Ermittelt wurden die Daten von Prof. Walter Mohr (Uni Flensburg, ehemals PESM) Die Auswertung bestätigt unsere eigenen Berechnungen und besagt:
... und liegt an 1. Stelle vor allen anderen Anbietern - damit auch vor den klassischen Umfrageinstituten.
eine persönliche Anmerkung:
25 Jahre sind fast ein halbes Leben. Ich bin erstaunt, dass es mir weiterhin Spaß bereitet und ich mich nicht auf bewährten Dingen ausruhe, sondern den Drang verspüre, immer wieder mal was Neues zu "erfinden" und auszuprobieren. Auch auf die Gefahr hin, dass es schief geht - siehe z.B. den MMI-Wahltrend oder aber den Versuch, auf X ernsthafte Umfragen zum Ausgang von Wahlen durchzuführen. Wider Erwarten funktioniert sogar das, und es gab im letzten halben Jahr mehrere Beispiele, wo die X-Umfrage von Wahlfieber präziser war als die hiesige Wahlbörse. Nicht nur im Falle der USA. (Obwohl, besser als die Prognose der Wahlfieber-Wahlbörse zur USA 2024 zu sein, war eine der leichtesten Übungen. Traurig, aber leider wahr.) Übrigens: Die besten Ergebnisse werden mitunter erzielt, wenn kaum oder keine klassischen Umfragen vorliegen.
In den kommenden Wochen und Monaten finden folgende Wahlen und Abstimmungen statt – zu allen Terminen werden voraussichtlich Märkte aufgesetzt:
So trägst du mit deinem Wissen zur Prognose bei » Mehr im Infocenter
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