Die Tücken des Internets. Rick Perry hielt kürzlich eine Rede in New Hampshire - eine recht spritzige Rede offenbar, der anwesende Korrespondent der Washington Post zeigte sich recht beeindruckt. Einige Teile waren allerdings so locker-flockig, dass ein clever geschnittenes Video auf Youtube zum Hit wurde, das unweigerlich den Eindruck erweckt, der in bester Laune befindliche Kandidat sei voll wie eine Haubitze gewesen.
http://www.youtube.com/watch?v=7M4gz97Y9W8&feature=youtu.be
Mittlerweile haben anwesende Lokalgrößen dem energisch widersprochen, aber das Video ist schon von weit über einer Million Leuten gesehen worden. Welcher Eindruck wird sich wohl durchsetzen?
http://nashua.patch.com/articles/xxxx-81282566
http://lynnrockets.files.wordpress.com/2011/02/romney-debates-himself.gif
Romney macht derweil mal wieder Schlagzeilen: Einst in Massachusetts hatte er nicht nur für das dortige liberale Abtreibungsrecht gestritten, sondern sich anscheinend auch hinter verschlossenen Türen mit Funktionären der entsprechenden "Pro Choice"-Lobby getroffen. Er unterbreitete ihnen einen Vorschlag: Er werde, wenn bei den Gouverneurswahlen erfolgreich, die Anliegen der Legalisierungsbefürworter in die Partei hineintragen können. Ähnlich auch sein Tenor in einem Interview mit einem Schwulenmagazin:
There’s something to be said for having a Republican who supports civil rights in this broader context, including sexual orientation. When Ted Kennedy speaks on gay rights, he’s seen as an extremist. When Mitt Romney speaks on gay rights he’s seen as a centrist and a moderate.
http://nymag.com/daily/intel/2011/11/who_is_mitt_romney_conning.html
Ein moderater Zentrist - kein vielversprechendes Label für eine Präsidentschaftskandidatur in der heutigen GOP.
Herman Cains Wahlkampfstabschef formuliert währenddessen die "Cain-Doktrin" zur Außenpolitik:
The Cain Doctrine is: 'Peace through strength and clarity'.
http://www.nationaljournal.com/2012-presidential-campaign/perry-coins-a-slogan-i n-iowa-20111103
Dieselbe Klarheit vermutlich, die Cain in der Auseinandersetzung um die Anschuldigungen wegen angeblicher sexueller Belästigung an den Tag legte. Mal konnte er sich nicht erinnern, dann wieder nur an eine Anschuldigung, dann machte er Rick Perrys Leute für die Enthüllung verantwortlich, was er später zurückzog, um den Vorwurf bald darauf erneut zu äußern. Perry bestreitet natürlich, seinen Anteil zu der unangenehmen Enthüllung geleistet zu haben, weist vielmehr auf die Möglichkeit hin, dass Romney seine Finger im Spiel gehabt haben könnte.
In den Umfragen scheint die Kontroverse Cain bislang nicht zu schaden:
http://politicalwire.com/archives/2011/11/04/cain_stays_steady_in_the_polls.html
Er versucht sogar, daraus Kapital zu schlagen, indem ein neues Video ihn als Opfer einer linken Hexenjagd ("High-Tech-Lynchmord") darstellt:
http://www.nationalreview.com/campaign-spot/282235/new-tv-ad-cain-high-tech-lync hing
Viele Konservative halten ihm nach wie vor die Stange, nicht allerdings die einflussreiche Seite RedState: Cains Reaktion auf die Anschuldigungen sei "retarded" gewesen, geistig behindert.
http://www.redstate.com/erick/2011/11/03/the-herman-cain-campaign-is-stuck-on-st upid/
Kein Komiker hätte sich den sonderbaren Haufen ausdenken können, der da gerade um Wähler buhlt. Popcorn bitte!
Ein Schreiberling der New Republic hat mal zusammengestellt, was konservativen Meinungsführern in den letzten Tagen so zum Thema "sexuelle Belästigung" eingefallen ist. Erkenntnisse: Eigentlich komme sowas kaum vor, sei meistens aufgebauschte Nichtigkeit, zweitens werde es von Linken gezielt instrumentalisiert, um den Schwarzen Herman Cain fertigzumachen. {Von Rechten wird mit moralisch anfechtbaren sexuellen Avancen natürlich keine Politik gemacht - das Impeachmentverfahren gegen Clinton hat nie stattgefunden oder lässt sich durch Haarspaltereien der Extraklasse irgendwie in eine andere Kategorie packen.}
Bislang scheint Cain von der Kontroverse irgendwo sogar zu profitieren: Die Zahl seiner Fans bei Twitter und Facebook klettert rasant, seit Beginn der Diskussion um sexuelle Belästigung strömen die Spenden nur so, bis zu 400.000 $ will Cain an einem einzigen Tag kassiert haben, weit über eine Million insgesamt seit Publikation der Politico-Story.
http://abcnews.go.com/blogs/politics/2011/11/can-herman-cain-ride-out-the-storm- the-note/
Ob das langfristig auch so bleibt, ist natürlich eine ganz andere Frage.
Eine Belästigung anderer Art: Zig zusätzliche Fernsehdebatten der GOP-Kandidaten sind neu angesetzt worden, insgesamt gibt es nun vier im November, drei im Dezember und bis zu sechs im Januar.
http://www.tnr.com/article/politics/97110/gop-debates-publicity-fundraising-rati ngs
So gerne ich mich auch über die Reps lustig mache und so begeistert ich auch von deiner mühevollen Recherche und deinen aufwendigen Statements bin, so muss ich hier doch eines anmerken: Bei der Lewinsky-Affäre ging es vor Allem um die nachgewiesene Falschaussage unter Eid!
Und das ist keine Haarspalterei.
So gerne ich mich auch über die Reps lustig mache und so begeistert ich auch von deiner mühevollen Recherche und deinen aufwendigen Statements bin, so muss ich hier doch eines anmerken: Bei der Lewinsky-Affäre ging es vor Allem um die nachgewiesene Falschaussage unter Eid!
Und das ist keine Haarspalterei.
Wahrscheinlich hast Du recht, aber bei mir ist damals nur die Moralhuberei hängen geblieben.
Wobei ich mich schon damals darüber gewundert habe, warum "Unzucht mit Abhängigen" bzw das Ausnutzen einer "Schutzbefohlenen" nicht die Hauptthemen waren.
Ich gebe aber zu, daß da durchaus meine Vorurteile zur Wahrnehmungsverzerrung geführt haben können.
Was das gesammte Thema Sex/Moral/menschliche Beziehungen betrifft nehme ich die Amis immer voll bekloppt wahr.
Ja, es ging um den Eid - aber ob man das Ganze - letztendlich einzig das Privatleben des POTUS betreffend - so hätte aufpusten und möglichst viele Zigarren, äh, Details ins Lichte der Öffentlichkeit hätte zerren müssen, wage ich schon zu bezweifeln.
Als gäbe es nicht schon genug Debatten, treffen sich heute Abend Cain und Newt Gingrich zu einer weiteren anderthalbstündigen, moderiert von einer ultrakonservativen Tea-Party-Gallionsfigur aus Iowa. Sex wird aber kein Thema sein; angesichts von Gingrichs Vergangenheit hat auch er bei dem Thema wenig zu gewinnen.
http://www.thedailybeast.com/cheats/2011/11/05/cain-harassment-claims-off-limits -in-debate.html
Zunächst mal der nach langem Hickhack nun festgeklopfte Kalender:
Tuesday, January 3:
Iowa Republican caucuses
Tuesday, January 10:
New Hampshire Republican primary
Saturday, January 21:
South Carolina Republican primary
Tuesday, January 31:
Florida Republican primary
Saturday, February 4:
Nevada Republican caucuses
Super Tuesday ist dann am 6. März. Alle Termine hier:
http://frontloading.blogspot.com/
Ich hab eine Staffelung vorgeschlagen: Zunächst die ersten beiden, danach wird sich das Bewerberfeld wohl schon etwas lichten, dann als zweite Staffel South Carolina und Florida. Ob man dann im Februar noch Vorwahlen dazunimmt, kann man dann ja schauen. Eventuell noch den Super Tuesday, wenn bis dahin nicht alles klar sein sollte.
Der Durchschnitt der Umfragen, die in der zweiten Oktoberhälfte durchgeführt wurden:
Iowa Caucus
Cain 27
Romney 22,4
Paul 11,2
Gingrich 9,2
Bachmann 7,4
Perry 7,2
Santorum 3,5
Huntsman 1,2 (wird beim Markt den "Anderen" zugeschlagen)
New Hampshire Primary
Romney 40
Cain 18
Paul 11,3
Gingrich 6
Huntsman 6
Perry 3,3
Bachmann 3,3
Santorum 1 (wird beim Markt den "Anderen" zugeschlagen)
Da kann und wird sich natürlich noch einiges ändern, aber als erste kleine Momentaufnahme zur Orientierung vielleicht ganz nützlich. Man sollte bedenken, dass das Wahlprozedere in Iowa ein für die Wähler recht aufwendiges und zeitraubendes ist; bei einem solchen Caucus macht sich erfahrungsgemäß eine gute Organisation bezahlt, um die eigenen Anhänger am Wahltag auch wirklich aus dem Haus zu locken.
In New Hampshire dürfen nicht nur Republikaner abstimmen, man darf also wohl mit einer insgesamt gemäßigteren Wählerschaft rechnen. Beim letzten Mal hatten die meisten Unabhängigen bei den Demokraten mitgestimmt und trotzdem waren es die Stimmen der Moderaten, die McCain damals den Sieg beschert haben. Ihre Zahl wird diesmal wohl noch größer sein, da es bei den Dems nicht wirklich was zu entscheiden gilt.
Wer die Debatte zwischen Cain und Gingrich schauen mag, ist bei C-Span richtig:
http://www.c-span.org/Events/Cain-Gingrich-Debate-Lincoln-Douglas-Style/10737425 199/
Ganz interessantes Format, das sich an den Debatten zwischen Abraham Lincoln und seinem Gegner Stephen Douglas vor der Senatswahl von 1858 orientiert: Viel mehr Zeit für beide Teilnehmer, ihre Positionen zu erklären.
In the format, one candidate would start with a 60 minute statement, and his opponent would get 90 minutes to respond. The first speaker then got a 30 minute rebuttal. The two candidates took turns speaking first.
Das ganze Thema wird hier ganz gut dargelegt:
Das ganze Thema wird hier ganz gut dargelegt:
Den kannte ich noch nicht - sehr beschwingt.
Zurück zu Wanlis Lieblingsthema der letzten Tage. Herman Cain saß am Wochenende auf einer Bühne mit einem anderen Präsidentschaftskandidaten, Newt Gingrich, der im Sommer nur ein oder zwei Wochen nach der Erklärung seiner Kandidatur schon erledigt schien, sich aber einigermaßen hartnäckig in den Umfragen behauptet, sogar leicht zulegt. Beide verstanden sich prächtig, aber der gut aufgelegte Cain zeigte mal wieder, dass hinter seiner Popularität ganz sicher kein Mann mit einem Interesse an politischen Details steckt. Zitat:
When asked about a defined benefits plan for Medicare: "A defined..? You go first, Newt."
Dafür hat er ein Talent für knackige Soundbites; die Empfänger staatlicher Gesundheitsleistungen wurden mal eben mit Drogenabhängigen gleichgesetzt:
People get addicted to Medicaid grant money "like people get hooked on crack."
http://www.politico.com/blogs/bensmith/1111/Cainisms.html?showall
Die New Republic nennt ihn einen "ironischen Populisten" mit einer revolutionären Attitüde, aber eigentlich keinerlei ernstzunehmenden Forderungen, letztendlich ein Entertainer:
His rhetorical, evanescent, only-in-our-times burst of fame will likely prove his greatest obstacle to actual political success. But a future in entertainment? There, the sky’s the limit.
http://www.tnr.com/article/politics/97115/herman-cain-populist-huey-long-joseph- mccarthy
Derweil gibt der Sprecher einer demokratische Organisation, die sich auf Opposition Research, das Aufdecken der Geheimnisse des Gegners spezialisiert, an, keinerlei Nachforschungen zu Cain anzustellen:
“From our standpoint, to be totally honest with you, Herman Cain is doing our job for us,” Matsdorf said. “If our job is to highlight Republicans’ flip-flops or missteps – he’s doing it himself, so there’s not a lot of room for us to do anything even if we wanted to.”
If you’re looking for a slick politician or a guy with great teleprompter skills, we already have that–and he’s destroying our economy.I’m a doer, not a talker.
When they saw each other in the evening, Bialek said he his hand on her leg, "reached for [her] genitals" and pushed her head toward his crotch.
Fortunately the American people will not allow Mr. Cain's bold "9-9-9 Plan", clear foreign policy vision and plans for energy independence to be overshadowed by these bogus attacks.
Nett, weil man nicht nur die aktuellen Werte sieht, sondern auch den Wandel über die Monate:
http://www.gallup.com/poll/150617/Cain-Ties-Romney-Atop-GOP-Field.aspx
In den kommenden Wochen und Monaten finden folgende Wahlen und Abstimmungen statt – zu allen Terminen werden voraussichtlich Märkte aufgesetzt:
So trägst du mit deinem Wissen zur Prognose bei » Mehr im Infocenter
Fehlermeldungen und Feedback bitte per E-Mail an: help@wahlfieber.ch