Schaut man sich die Werte auf Intrade an (Romney auf 67,4) oder noch extremer bei uns, dann sieht der Mormone schon wie der sichere Sieger aus; es gibt auch genuf Kommentatoren, die die Vorwahlen nur noch für eine Formalität halten. Ich bin etwas anderer Ansicht; zwar glaub ich auch, dass Romney der klare Favorit ist. Seine Umfragezahlen sind bemerkenswert stabil und er genießt die Unterstützung von weiten Teilen des Parteiestablishments, woran wir erst heute wieder durch John Thunes Wahlempfehlung erinnert wurden; Schwergewichte wie Chris Christie und Karl Rove sind ja auch mehr oder weniger offene Unterstützer. Zudem genießt der Mormone noch weitere Vorteile, die beim Blick auf die reinen Umfragezahlen halt nur nicht offensichtlich sind; hier ein Überblick:
http://thepage.time.com/2011/11/13/halperins-take-the-romney-advantage/
Allerdings rutscht Romney zwar in den Umfragen nie dramatisch ab, aber absetzen vom Rest des Feldes kann er sich auch nicht; sind die 20 bis 25 Prozent also sein Minimum oder Maximum? Das ist momentan wohl kaum seriös zu beantworten und auch die republikanischen Meinungsmacher sind in ihrer Beurteilung ziemlich gespalten: Die einen sehen ihn als denjenigen, der am ehesten Chancen hat, Obama aus dem Weißen Haus zu jagen, was für Konservative ja die allerhöchste Priorität hat. Andere vertreten die Auffassung, die Partei sei oft gescheitert, wenn sie angeblich mainstreamtaugliche Kandidaten ins Rennen schickte, die die Basis kaum in Ekstase versetzten: McCain, Dole, Bush Senior am Ende seiner ersten Amtszeit. Reagan dagegen sei ein vergleichsweise feuriger Ideologe gewesen, nach Auffassung seines Kontrahenten Carter viel zu extrem, habe aber zweimal souverän gewonnen.
Es ist die eine Frage, ob das stimmt, die für uns wichtigere ist natürlich, welche These sich in der Partei schlussendlich durchsetzen wird. Ich halte das noch für offen, wichtig wird natürlich auch sein, ob der aktuelle Romney-Kontrahent Nummer Eins, Newt Gingrich, den Weg seiner Vorgänger Bachman et al. geht oder sich als glaubwürdigere Alternative erweist.
Für bei WaFi etwas überbewertet halte ich Romney schon, zumindest im Iowa-Markt. 2008 hatte der Mann knapp siebzig bezahlte Angestellte in dem Staat, die für ihn den Sieg herbeiorganisieren sollten, ein Vielfaches der Teams seiner damaligen Kontrahenten; er hat insgesamt glaub ich so um die zehn Millionen allein in diesen Staat investiert, ist unermüdlich über die Käffer gezogen und hat in Scheunen und Diners Wahlkampf gemacht, im Fernsehen liefen seine Werbespots. Der Lohn der Mühe: Einen Hauch über 25% der Stimmen hat er bekommen. In diesem Jahr gab's noch keine Fernsehspots, wenige Auftritte im Staat, erst jetzt scheint Team Romney ernsthafte Summen in die Infrastruktur zu investieren. Natürlich: Sein Abschneiden wird auch von seinen Gegnern abhängen, aber wenn er bei uns jetzt knapp acht Punkte über seinem Ergebnis von 2008 steht, wundert mich das schon etwas.
http://en.wikipedia.org/wiki/Iowa_Republican_caucuses,_2008
Interessante Beobachtung bei der Debatte gestern: Romney versucht (wie schon im Umgang mit Perry) seinen Gegner Gingrich zumindest in manchen Politikbereichen rechts zu überholen: Bei der Immigrations- und Sicherheitspolitik nämlich. Mit dem ihm allseits zugeschriebenen Status des Moderaten will er sich offenbar nicht ganz zufrieden geben. Auf der anderen Seite verteidigt Gingrich seine humanere Haltung gegenüber Immigranten, vielleicht aus Überzeugung, vielleicht auch, um zu beweisen, dass er nicht nur das Megafon der rechten Basis ist, sondern sich mit dieser auch mal anlegt.
http://nymag.com/daily/intel/2011/11/romney-wild-and-gringrich-mild-at-latest-de bate.html
"Ich bin Mitt Romney und ja, das ist auch mein Vorname"
sieger sehen anders aus
Nur mal zum Kontrast: Romney vs. Perry,Cain, Gingrich. Spiegelglatte See versus Wellengang:
Die spiegelglatte See von MR:
1) er ist lange im Rennen - also keine Überraschung. Er hat seinen Kreis der Unterstützer - aber sein Reservoir ist auch begrenzt (auf ~1/4 wirkliche Unterstützer)
2) den Wellengang der anderen Kandidaten kann man so erkláren: man wartet auf eine oder sucht (hánderingeng) eine Alternative zu MR. Also wird jeder Cowboy oder Pizza-Besitzer schnell zum Strohhalm, der aber genau so schnell knickt wie er erwáchst
3) man kann nun spekulieren, ob die Gingrich Welle genau so schnell wieder abebbt - das glaube ich nicht. denn (i) ist das ein altes Schlachtross (ii) vielleicht wirklich der aller-letzte-Strohhalm der Gruppe, die sich Romney nicht als Kandidat wünscht oder vorstellen kann - ob Gingrich besser ist als die vor ihm verbrannten Hoffnungsträger ist weniger die Frage.
Laut der konservativen Seite RedState (die allerdings schon lange gegen ihn polemisiert) ist es vor allem seine Zeit bei Bain Capital (oben mittig im Kreise seiner damaligen Kollegen), die ihn unwählbar machen werde:
The main attack [der Demokraten] will be on Romney’s long time affiliation with the corporate chop-shop known as Bain Capital. In an environment were most people are concerned about their jobs and virtually everyone is angry at Wall Street, Romney will be the perfect poster boy for the 1% that the “99%” rails on and on about. [...]
I don’t know if Newt Gingrich or Rick Perry can beat Obama. What I am positive of is that Mitt Romney cannot win a general election against any national Democrat figure. The only saving grace is that he probably can’t win a GOP primary either.
http://www.redstate.com/streiff/2011/11/25/the-unelectable-mitt-romney/
http://www.hai-taech.de/Media/shark.jpg
Der schon im Perry-Thread verlinkte Artikel über das Bewerberfeld hat auch über Romney einiges zu sagen; es sei nur eine Frage der Zeit, bis der Rest zur gemeinsamen Attacke blase:
Month after month, dollar after dollar, debate after debate, we've seen we've Mitt Romney at his best, yet failing to pull away from the field. Romney is still leaving the door open to those who have fallen to the "B" tier. He is giving all his opponents the opportunity to get back into this contest. If Romney doesn't energize his campaign soon, somebody might actually try to win this race besides him.
That might not be hard to do. His competitors are about 10 minutes away from figuring out it is in all their interest to go negative on Romney and drag him down to their level. If they test Romney and fail, nothing is lost. In fact, they'll strengthen Romney and probably make him President. But if any candidate effectively cuts Romney, others will see blood in the water. The sharks will circle. They'll start thinking, "Hey, anybody could win this race." They'll squint, "I could win this race!"
Somewhere Barack Obama is smiling. If they bring Mitt Romney down, it's jump ball for the GOP.
Die Kurse von BetFair lassen in der Tat nicht erkennen, dass Gingrich in den meisten Umfragen zu Romney aufgeschlossen hat (obwohl andere Faktoren vielleicht wirklich eher für den Mormonen sprechen, aber das Missverhältnis bei den Bookies ist schon extrem):
Keine gar so guten Nachrichten für Romney in den letzten Tagen: In Iowa stecken die religiösen Funktionäre die Köpfe zusammen, um sich auf einen Kandidaten (der nicht Romney heißen wird) zu einigen, in New Hampshire hat der einflussreiche Union Leader gerade eine Wahlempfehlung für Gingrich abgegeben und wird diesen in den nächsten Wochen wohl tatkräftig unterstützen.
Ein anderes Bild ergibt sich, wenn man sich anschaut, wen das republikanische Establishment so unterstützt. Zwar halten sich die Herren und Damen mehr zurück als in der Vergangenheit, doch 538 hat die bereits ausgesprochenen Wahlempfehlungen mal gewichtet (Gouverneure zählen mehr als Abgeordnete in den Staatsparlamenten und kommt auf einen beeindruckenden Vorsprung Romneys:
Besonders deutlich wird das Missverhältnis, wenn man sich nur die Zahlen der letzten Monate anschaut; vorher waren doch einige Schwergewichte Perry zur Seite gesprungen, nach dessen Absturz war das Bild aber ein anderes:
Natürlich sind noch sehr viele Endorsements zu vergeben, aber momentan ist klar, wen die Elite präferiert. Wird sich die Basis wie so oft letztendlich vorschreiben lassen, wen sie zu wählen hat? Oder haben die rechten Graswurzelblogs im Netz und die Tea Parties mittlerweile ein Gegengewicht geschaffen, das die Elitenmeinung relativiert? Immerhin waren bei den Primaries 2010 zig Kandidaten für Senatssitze gescheitert, die den Segen des Establishments gehabt hatten, stattdessen waren Radikalinskis wie Sharron Angle oder Christine O'Donnell auf den Schild gehoben worden. Ausgang wohl offen...
Die Demokraten lassen einen brutalen Fernsehspot senden, es geht um Romneys häufige Positionswechsel. Wer sich für State-of-the-Art-Wahlwerbung interessiert, sollte die 30 Sekunden investieren.
http://gop12.thehill.com/2011/11/dnc-ad-pounds-romney-in-battlegrounds.html
Ebenfalls geschickt: Man gibt recht wenig Geld dafür aus, aber über mehrere Staaten verteilt. In der Presse steht dann was von einer Medienoffensive der Dems in fünf Staaten plus der Hauptstadt, das Video wird natürlich gleich verlinkt. Billige Publicity mit einem Link auf eine Webseite, wo sich eine auf vier Minuten ausgeweitete Version findet.
Jon nimmt Mitts verkorkstes Interview aufs Korn: Sogar bei Fragen nach seiner Lektüre kann man dem Mann aus Massachusetts offenbar nicht trauen, nebenbei wird noch Cain abgewatscht. Fazit: "Mitt Romney is his own mistress. They say opposites attract." Sehenswert.
http://www.thedailyshow.com/watch/thu-december-1-2011/indecision-2012---mittstor m
Romney schafft es aufs TIME-Cover:
Der Artikel selbst hält nicht allzuviel Neues bereit, eines aber doch: Der politische Romney sei eigentlich ein Produkt der Neunziger, als die Republikaner noch versucht hätten, traditionell eher progressive Ziele zu erreichen, allerdings mit konservativen Mitteln. Deshalb beispielsweise der Versuch, in Massachusetts dafür zu sorgen, dass alle Einwohner eine Krankenversicherung haben, ohne dass der Staat selbst aber eine große Gesundheitsbürokratie, einen National Health Service schafft. Mittlerweile habe sich die Partei aber von diesem Ansatz verabschiedet, der den Staat als von marktwirtschaftlichen Prinzipien geleiteten Problemlöser sieht, der Staat soll sich vielmehr flächendeckend zurückziehen. Und dieser Wandel macht einen Teil von Romneys Problemen mit seiner Vergangenheit aus (für Gingrich gilt übrigens das Gleiche, aber bei ihm scheint das nicht so ins Gewicht zu fallen).
http://swampland.time.com/2011/12/01/mitt-romney-why-dont-they-like-him/
In den kommenden Wochen und Monaten finden folgende Wahlen und Abstimmungen statt – zu allen Terminen werden voraussichtlich Märkte aufgesetzt:
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