http://www.zeit.de/2009/03/Stimmts
Aber darf man mit diesem etymologischen Hinweis seinen gedankenlosen Sprachgebrauch rechtfertigen? Die Debatte wurde in den sechziger Jahren schon einmal geführt, als der Sprachwissenschaftler Peter von Polenz in einer Studie behauptete, der Nationalsozialismus habe keine Auswirkungen auf den modernen Sprachgebrauch, »einige überempfindliche Sprachkritiker« sollten sich nicht so anstellen – das war gemünzt auf Leute wie den Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger, der fassungslos beobachtete, dass »Leute, die in deutschen Vorortzügen sitzen«, den Ausdruck offenbar ganz naiv benutzten.
Alfred Andersch hat 1971 den Roman Efraim geschrieben, in dem der jüdische Icherzähler auf einer Party hört, wie jemand davon redet, er könne die ganze Nacht »bis zur Vergasung« durchfeiern. Efraim stellt den Mann zur Rede, versetzt ihm einen Kinnhaken und argumentiert dann, »dass man kein kompliziertes politisches, sondern ein einfaches moralisches Bewusstsein braucht, um gewisse Wörter zu vermeiden«. Und das gilt unabhängig von deren ursprünglicher Herkunft.
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Auch bei diesem Beispiel argumentieren "Feingeister", dass nichts dabei sei, da die Redewendung bereits vor dem Holocaust gebräuchlich gewesen sei.
Unser Fallbeispiel im ZDF ist natürlich weniger herbabwürdigend. Die Reaktion der Befürworter dieses Sprachgebrauchs ist allerdings ähnlich.