> nun, ich kann mich gut erinnern, daß mein seliger Sanskrit-Professor mal
> meinte, daß es ihm völlig schnurzpiepsegal wäre, wer denn aller anwesend
> sei bei seiner Vorlesung - er werde nach inskripiertem Platz bezahlt und
> nicht nach Anwesenden. Je weniger da wären, desto weniger zu tun hätte er
> fürs selbe Geld.
Das habe ich bei uns (TU Wien) nicht gehört.
Unsere Professoren bekommen entweder ein fixes Gehalt oder werden nach Stunden bezahlt.
> Scheininskribierte kosten wohl Geld, nicht nur der Verwaltung, auch wenn die
> Professoren heute wahrscheinlich anders bezahlt werden, die Dozenten
> sowieso ..alleine die gebundene Förderung nach Studentenanzahl macht ja
> schon was aus - das Geld könnte anderswo besser arbeiten.
Bei der Verwaltung gebe ich Dir recht, wobei die Kosten (Porto, Papier und ein wenig Arbeitszeit) vermutlich nicht allzuhoch sind. Man muß bedenken, daß die Einhebnug der Studienbeiträge ja auch was kostet.
> Allerdings war der allergrößte Teil der Studierenden zu dieser Zeit aus
> Österreich - daß man sich um Studienplätze mit Deutschen oder
> Oststaatlern streiten mußte - keine Spur. Heute sieht das anders aus - da
> braucht es auch andere Grundbedingungen, um künftige Akademiker
> hervorzubringen, von denen dann auch das eigene Land etwas mehr hat als die
> Kosten nicht nur der Einheimischen, sondern bald zu mehr als der Hälfte
> die der Ausländer!
Das ist allerdings ein Problem. Studenten, die nur fürs Studieren herkommen und dann wieder daheim arbeiten sind natürlich eine Budgetbelastung. Deshalb wäre es IMHO sinnvoll, wenn jeder Mitgliedsstaat für jeden heimischen Studenten, der im EU-Ausland studiert, einen bestimmten Betrag ans Studienland zahlt.
> Zu sagen, dann sollen halt die Österreicher im Ausland
> studieren dafür ist glatter Hohn!
Wahrscheinlich, ja. Da Deutschland zehnmal so groß ist, belasten uns die Deutschen natürlich mehr als umgekehrt.
> Ich nin nach wie vor für sehr drastische Studiengebühren, die man in Form
> eines zinsenlosen Kredites aus einem Fonds an ernsthaft Studierende vergibt
> plus großzügige Stipendien für besonders Begabte und ausreichend
> Unterkunft und Lebensbedingungen während der Studienzeit, um einen
> möglichst raschen Studienerfolg zu gewährlseiten. Diesen Kredit können
> besserverdienende Akademiker dann im Laufe ihrer beruflichen Karriere
> zurückzahlen und ersparen sich dadruch direkte Steuern an den Staat,
> während aus der Rückzahlung neue Kredite vergeben werden können. Durch
> ständig vorhandenes Kapital auf diesem Konto und ev. steuerlich absetzbare
> Schenkungen und Spenden könnte man dann auch solche Stundenten und
> Stipendiaten erhalten, die keine gewinnbringenden, aber trotzdem wichtigen
> "Blümchendisziplinen" studieren - Philosophie, Geschichte, Archäologie
> etc...
Akademiker zahlen jetzt schon mehr Steuern als Nichtakademiker mit gleichem Lebenseinkommen, da sie das Geld in weniger Zeit einnehmen und dadurch in eine höhere Steuerklasse fallen. Sie auch noch mit hohen Studiengebühren zu belasten halte ich für übertrieben.
Was soll man zudem machen, wenn man aus irgendeinem Grund doch nicht so viel verdient?
> Gänzlich streichen würde ich jegliche Unterstützung der theoligischen
> Fakultäten - die haben sich überholt und wenn sie weiter irgendwelche
> Prediger ausbilden wollen, sollen sie das gefälligst um ihr eigenes Geld -
> sollen sie sich das halt von ihren Anhängern holen bzw. aus dem über
> Jahrhunderte ergaunerten Vermögen rausnehmen!
Das kann die Republik Österreich leider nicht einseitig beschließen - pacta sunt servanda.
> Du darfst Sätze, die ich schreibe, nicht so einfach aus dem Kontext
> reißen, wie du das in deiner Antwort fabriziert hast :-) der letzte Absatz
> sieht ganz zB anders aus, wenn man ihn im Zusammenhang mit meinem sonstigen
> Text liest ..
> Es ist in erster Linie natürlich auch eine psychologische Sache, im
> Gegensatz ur Meinung von vielen Österreichern haben wir nicht zuviele
> "Großkopferte" sondern vergleichsweise sogar ziemlich wenig Studierende, da
> ist es natürlich als Signal sinnvoll die Gebühren abzuschaffen.
Die Erfahrung zeigt allerdings, dass dieses Argument, warum auch immer, nicht zieht, denn seit der Einführung der Studiengebühren steigt die Zahl der Studienanfänger viel stärker an als in den Jahren davor.
> Es ist in erster Linie natürlich auch eine psychologische Sache, im
> Gegensatz ur Meinung von vielen Österreichern haben wir nicht zuviele
> "Großkopferte" sondern vergleichsweise sogar ziemlich wenig Studierende, da
> ist es natürlich als Signal sinnvoll die Gebühren abzuschaffen.Und dass
> für 2/3 der Studenten über 700 Euro im Jahr locker zu zahlen sind halt ich
> für ein schlechtes Gerücht/Scherz, auch volkswirtschaftlich ein totaler
> Schwachsinn weil Studenten ja eh fast jeden Euro gleich wieder in die
> heimische Wirtschaft pumpen weil sie eben nicht so superversorgt werden und
> es maximal für einen Teilzeitjob reicht und daher nix auf die hohe Kante
> legen können, sprich über Steuern geht sowieso wieder ein großer Teil eh
> wieder zum Staat.
naja, "Großkopferte" wurden sie in der, wie man sie heute nennt, "unteren Bildungsschicht" der 70er und 80er Jahre genannt - da, wo die Wurzeln des heutigen Dilemmas gelegt wurden! Sowas wächst über die Jahre! Glaub mir, es gibt nicht erst Universitäten und Studenten, seit du auf der Welt bist :-)
> Die Erfahrung zeigt allerdings, dass dieses Argument, warum auch immer,
> nicht zieht, denn seit der Einführung der Studiengebühren steigt die Zahl
> der Studienanfänger viel stärker an als in den Jahren davor.
Die Studienanfänger steigen allgemein, weil ein Studium immer wichtiger wird.
> Kinderbeihilfe beziehen. Heutzutage können Studierende mit entsprechendem
> Erfolg sogar darauf bestehen und es einklagen, wenn ihre Eltern über
also zu diesem punkt möchte ich etwas sagen: ich (und wohl auch die meisten leute) hätten damals NIE die eltern verklagt (!) also das darf man wirklich nicht als ernsthafte option in den raum stellen, sorry.
> meiner Generation etliche geschafft, ein Studium abzuschließen, ohne
> Stipendium und finanzielle Unterstützung der Eltern. Keine Freifahrten,
> keine Wohnmöglichkeiten in Wien damals schon, Studentenheime höllisch
aber wie sieht es da mit dem vielgepriesenem "jeder ist seines glückes schmied" aus? wo ist da die gerechtigkeit wenn 2 menschen, von denen beim einen der papa alles bezahlt und der andere nebenbei noch malochen muss damit er während des studiums über die runden komt.
während der arme schlucker arbeitet und büffelt macht der reiche "networking" auf bällen und empfängen und kommt _ohne_ leistung ebensoweit wie sein armer kollege der die halben vorlesungen versäumt weil er arbeiten _muss_ und damit auch länger braucht.
sorry... ich bin zu sehr dem leistungsgedanken verhaftet und um dieses ungeleichgewicht auszugleichen sollte es meiner meinung nach keine studiengebühren geben.
damit leistung zählt und nicht wieviel der papa verdient.
das es dann ein paar scheinstudenten gibt, die sowieso nur eine nummer in irgendeiner verlassenen datenbank sind nehme ich für den leistungsgedanken gern in kauf. (die schaden nämlich niemandem außer sie würden kurse belegen, und das tun scheinstudenten eben nicht)
bin selber techniker... aber wer macht wichtige grundlagenforschung? die philosphen!
wer untersucht historische wirtschaftliche und politische zusammenhänge der menschen? die historiker!
wer kann uns etwas über biologische maschinen und evolution beibringen?
die archäologen!
es gibt auf der welt genug arbeit für diese leute. sie wird nur immer als "unnötig" erachtet weil man aus der grundlagenforschung nur in vielen vielen jahren geld rausbringt und sich sowas nicht in sofortigen megarenditen niederschlägt.
darum verstehen die meisten leute nicht weil es "direkt" nichts bringt und eine investition langfristig in die zukunft ist.
sondern, (um gottes willen!) diese dinge bringen der menschheit allgemeinen fortschritt ohne das irgendjemand speziell dabei abcashed.
sie fragen immer: wie kann man das schnell in geld umwandeln. und diese fragestellung ist bei grundlagenforschung einfach falsch da der benefit sich erst in 2-3 generationen einstellen kann.
oder psychologen z.b. wir bräuchten in den firmen soviele davon. (wenn man sich anschaut wie immer weniger leute mit den steigenden belastungen fertig werden)
aber sie stehen auf der straße weil einige noch nicht verstanden haben das ein oder 2 psychologen billiger sind als wenn ein manager "ausbrennt" und millionenschaden anrichtet.
was die theologie betrifft so könnte man das vielleicht mit der philosophie zusammenlegen ;)
was die ausbildung der pfarrer betrifft muss ich dir recht geben, das sollte auch in einer art "fachhochschule" gehen.
andere religionen haben auch kaum fakultäten, warum die katholiken?
mit einem muss ich dir recht geben: im uni und bildungssystem sind auch ganz andere sachen faul und der wegfall der studiengebühren alleine wird nichts verbessern!
das hauptthema "keine studiengebühren" ist populistisch und vordergründig und man vergisst leicht darüber das so ziemlich alles an der uni bald zusammenbricht, von den strukturen wie von den gebäuden, so alt ist es (tatsache: bei manchen vorlesungen muss man froh sein wenn einem keine steine aus der decke fallen!)
die unis haben vor allem andere, grundlegendere probleme... da sind die studiengebühren nur ein kleines tüpfelchen... da hast schon recht...
du hast nicht genau gelesen - wenn ein Akademiker seine Studiengebühren zurückzahlt, schreibt er sie von der Steuer weg, so wie die Sozialversicherung - dadurch zahlt er vielleicht erheblich weniger Steuer, als er in Summe seinerzeit Kredit hatte. Manchmal genügt schon ein minimaler Betrag, um in eine andere Steuerklasse zu fallen - nach oben und nach unten :-)
Wer nicht so viel verdient - habe ich ja geschrieben - der wird durch den Spenden- und Schenkungs- und Rückzahlungstopf aufgefangen. Ich denke, daß ein an sich gesunder Staat sich die paar, die finanziell uneinträgliche, aber interessante und wichtige Studien abschließen, durchaus leisten kann.
Wie schon erwähnt wurde, die steigende Anzahl der Studierenden hat damit zu tun dass der Bildung viel mehr Wertschätzung beigetragen wird u.a. weil es eben schwieriger ist am Arbeitsmarkt, es gehen ja inzwischen auch viel mehr Jugendliche ins Gymnasium als früher.
also bei den Blümchenstudien (copyright unser Herr Finanzminister :-)) rennst du bei mir offene Türen ein, ich hab selber eins gemacht (bin Vergleichender Religionswissenschafter ohne fertige Diplomarbeit, irgendwann hole ich die nach! :-)) und wollte ursprünglich Archäologe werden ... naja, aber du hast wie der andere auch nicht exakt gelesen - ich habe extra einen Plan ausgearbeitet, wie man auch solche Studien erhalten kann, ohne daß diese Leute dann arge Beträge zurückzahlen müssen - aber gleichzeitig würde durch mein Kreditsystem die Universität von der Politik und der jeweiligen Regierung nicht mehr so sehr abhängen, da sie sich selbst erhält - aber auch nicht so sehr von der Wirtschaft alleine, die nur solche Studien fördert, die der Wirtschaft auch wieder zugute kommen - und wo genau diese Blümchenstudien unter den Tisch fallen und aussterben würden.
Genau lesen und ein wenig mitdenken - dann sehen bei mir viele Dinge vielleicht ganz anders aus, als manche klischeehaft im ersten Moment denken :-))
Ich hätte meine Eltern sofort verklagt, ich hätte sie auch gewürgt, wenn ich mir eine Chance ausgerechnet hätte, dann in Ruhe studieren zu können.
Wenn "Eltern" es nicht der Mühe wert finden, das Beste für das Kind zu wollen und zu ermöglichen, wenn sie dazu (finanziell) in der Lage sind, dann gebührt ihnen nichts anderes als jedem Nichtverwandten. Ich mache da keinen Unterschied - bei mir wird jeder nach seiner Persönlichkeit beurteilt und nicht nach dem Grad der Zwangsverwandtschaft. Wie es schon so schön heißt - Freunde kann man sich aussuchen - Verwandte nicht! Also doch eher Verwandte verklagen als Freunde, denn diese kann man einfach leichter wechseln im Bedarfsfall!
Akademiker zahlen schon ohne Gebühren mehr als Nichtakademiker.
Durch Gebühren bzw. Kredite wird zwar die Steuerleistung geringer, der insgesamt bezahlte Betrag aber höher.