Ich warte ja noch immer auf den angekündigten Großpost: "Warum Umfragen völlig wertlos sind." Das waren sie gestern nämlich nicht: Sie haben einen Clinton-Sieg vorausgesagt, der allerdings kein Erdrutsch sein würde. Kommt doch hin. Bis auf eine Umfrage haben alle Clinton zwischen 5 und zehn Punkten vorn gesehen - im Schnitt etwas über sechs. Wenn man beim Lesen der Umfragen unterstellt, dass eine Mehrheit der unentschlossenen Befragten sich auf die Seite Clintons schlagen würde (das war bisher meistens so), kommt man dem Ergebnis doch recht nah. In etwa so nah, wie man ihm auch mit der demographischen Analyse kommen würde: Die hatte vor mehr als einem Monat 57% für Clinton vorhergesagt. Nimmt man jetzt beides zusammen, dann landet man ziemlich genau beim Wahlergebnis. Das passt auf jeden Fall besser als Würfeln oder eine Wahlprognose anhand von You-Tube-Videos ^.^
Wie wär's denn, wenn caro, Du und ich uns einigen, alle bei einem der nächsten Märkte mitzuspielen - Indiana oder North Carolina? Vielleicht mit dem gleichen Einsatz - dann sehen wir ja, welche Methode sich bewährt. Alternativ können wir am Vorabend der Wahl natürlich auch wieder Tipps abgeben. Wär doch mal ein nettes Experiment - mal was Praktisches!
> Ich warte ja noch immer auf den angekündigten Großpost: "Warum Umfragen
> völlig wertlos sind."
Hab ich so nen Großpost angekündigt? - Wenn ja, war's ein Fehler.
Ich weiß nicht, warum Wahlumfragen völlig wertlos ist. Ich stelle nur rein empirisch fest, dass sie es sind: Eine positive Korrelation zwischen den Ergebnissen der Umfragen und den späteren Wahlergebnissen ist nicht vorhanden.
Das kann man durch Unterscuhung eines beliebigen Samples sofort verifizeren: Die Umfragen vor der Wahl sagen das spätere Wahlergebnis nicht besser voraus, als gewürfelte Zahlen (innerhalb gewisser Plausibilitätsgrenzen, naturgemäß).
Wenn aber eine Umfrage keine bessere Prognose liefert als gewürfelte Zahlen, dann ist sie offenbar wertlos.
(Nämlich als Prognose. Sie ist natürlich insofern nicht wertlos, als Medien damit ihre Quoten + Auflagen steigern. Außerdem hat sie strategischen Wert für die jeweiligen Wahlwerber, die damit eine bestimte, erwünschte Stimmung generieren.)
Schau Dir einfach vergangene Wahlen und im Vergleich die Umfragen davor an. Du siehst sofort - keine Übereinstimmung, die über die statistisch erwartbare gewürfelter Zahlen hinaus geht.
Nehmen wir etwa die kürzlich stattgehabten italienischen Wahlen. Gab es zwei markante, nicht erwartete Ergebnisse (also solche, die nicht ohnehin jeder Beobachter aus dem Bauch heraus vorher sagte):
1. das überraschend gute Anschneiden der Lega.
2. der ebenso überraschende Absturz der Linken/Grünen (Arcobaleno).
Keines der beiden Wahlergenisse schien vor der Wahl in irgendeiner Umfrage auch nur ahnungsweise auf.
Oder nimm Pennsylvania. Da gab's ja Umfrageergebnissse mit einer Bandbreite, die an sich schon grotesk war: von einem Sieg Obamas (immerhin Gallup, eines der renommierteren Institute!) bis hin zu einem Erdrutsch für Hill mit einem Vorsprung > 20%.
Was ist eingetroffen? - Ziemlich genau das, was man anhand einer demographischen Analyse wissen konnte - wie du selbst im anderen Thread schreibst. Wenn man sich anschaut, welche Bevölkerungsgruppen mit welchen Prozentsätzen bisher für die beiden Kandidaten stimmten (also Schwarze 9-1 für Oba, weiße Arbeiter 8-2 für Hill, Studenten 7-3 für Oba, etc.) und das auf die Bevölkerungsstruktur in Penn umlegt, kriegt man fast genau das Wahlergebnis.
Hill lag eine Spur besser, als es diesem rechnerischen Ergebnis entsprechen würde, um 2 oder 3 Prozent. Das ahnten die Beobachter schon, ohne jede Umfrage, weil Oba in den Tagen vor der Wahl irgenwie angeschlagen wirkte, er seine wesentliche Stärke - Stichwort "Change" - nicht mehr so gut über die mediale Bühne brachte.
Also hatten die Umfragen überhaupt keinen prognostischen Wert. Was ja schon aus ihrer Divergenz, siehe oben, klar sein muss.
Warum das so ist, warum Wahlumfragen keine sinnvollen Ergenisse liefern - im Gegensatz möglicherweise zur Frage Pizza vs. Knödel - weiß ich auch nicht.
Kann man nur vermuten: Die Leute sagen bei der Umfrage nicht die Wahrheit. Sie entscheinden sich im letzten Moment anders. Sie gehen dann doch nicht wählen (spielt v.a. in den USA eine wichtige Rolle: Welche Fans welches Kandidaten dann wirklich zur Wahl gehen) etc.
Ich weiß es nicht. Aber ich sehe eindeutig, dass Umfragen nix bringen. Probier's aus. Schau es Dir an. Das sieht jeder, der ein zweites Mal hinschaut.
> Das waren sie gestern nämlich nicht: Sie haben einen
> Clinton-Sieg vorausgesagt, der allerdings kein Erdrutsch sein würde.
Das hab ich aber auch gesagt, wie Du hier nachlesen kannst, ohne eine einzige Umfrage zu kennen. Zitat quaoar: "Glaube auch, dass Hill gewinnt. Ob der Abstand zweistellig wird... könnt sich ausgehen oder auch nicht." - Das hab ich gesagt, ohne eine einzige Umfrage zu kennen. ;-)
Will mir damit ja nicht hellseherische Fähigkeiten anmaßen, darauf kam man einfach mit politischen Plausibilitätsüberlegungen.
> Bis auf eine Umfrage haben alle Clinton zwischen 5 und zehn
> Punkten vorn gesehen - im Schnitt etwas über sechs.
Naja, da war Hill dann doch ein Stückl besser, und die Umfragen waren eigentlichen danenben. Und quaoars instinktive Prognose besser als der Schnitt von 1 Dutzend Millionen teurer Umfragen. ;-)
Was natürlich Glück war. ;-)
Aber so ist es eben: Wenn man über die Zukunft was sagt, klappt das nur mit Glück.
Die Zukunft ist dem Menschen verschlossen. Daran ändern alle Umfragen der Welt nichts.
> Wie wär's denn, wenn caro, Du und ich uns einigen, alle bei einem der
> nächsten Märkte mitzuspielen - Indiana oder North Carolina? Vielleicht mit
> dem gleichen Einsatz - dann sehen wir ja, welche Methode sich bewährt.
> Alternativ können wir am Vorabend der Wahl natürlich auch wieder Tipps
> abgeben.
Bei den Märkten muss ich passen, weil ich wider alle guten Vorsätze hier eh schon mehr Zeit verbring, als meinem sonstigen Lebensvollzug gut tut. ;-)
Außerdem ist's bei den Märkten hier ja so, dass sie eigenen Regeln gehorchen, vorwiegend psychologischen. Die Leute regaieren auf das, was sie glauben, dass die Anderen glauben. Und dann gibt's noch einen offenbar erheblichen Einfluss durch Kampfaccounts. All das kann man noch schwerer vorher sehen als Wahlergebnisse. ;-)
Am Vorabend der Wahl sehr gerne.Zur Abwechslung bin ich voll einverstanden mit quaoar. Wie es aussieht liegt das tatsächliche Ergebnis zwischen seinem und meinem Tipp.
Also wanli entspann dich auch mal, der Frühling kommt, jedenfalls hier in Old Europe.
Tja und Q. muss nochmal richtig Luft schnappen bevor die Fussball-Heuschrecken in sein geliebtes Wien einfallen.
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> Tja und Q. muss nochmal richtig Luft schnappen bevor die
> Fussball-Heuschrecken in sein geliebtes Wien einfallen.
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Q. und allen anderen werden wir - ich hoffe, es klappt - attraktive börsen als alternative anbieten können.
Bei einem Auszälungsstand von 99 % stehen nun auch die gewonnen Delegierten ungefähr fest:
Hill macht 12 - 15 plus.
Sie verkürzt damit ihren Rückstand auf Oba von ca. 170 auf ca. 155.
NB: Eine eher geringe Verschiebung trotz eines fulminanten Wahlsiegs mit immerhin 10% Vorsprung, und das in einem großen Staat - daran kann man sehen, wie hoch der Vorsprung Obas war - und auch weiterhin bleibt.
Das ist Hill's Problem in den paar verbleibenden Primaries: Oba muss nicht mehr gewinnen, im Gegensatz zu dem, was manche Zeitungsschreiber über ein "offenes Rennen" daher labern. Er hat schon gewonnen
lieber quaoar!
es ist wahrhaft verblüffend, was manche medien so an schlagzeilen liefern. man tut ja wirklich so, als wäre clinton wieder voll im rennen - entweder aus ahnungslosigkeit oder weil es im eigenen interesse ist, wenn das "kopf-an-kopf"-duell weitergeht.
so überragend war der sieg der lieben hillary in pennsylvania schließlich auch wieder nicht - der vorsprung schrumpfte und schrumpfte und zuletzt waren es "nur" mehr 8 prozent.
clinton mag auch west virginia und kentucky haushoch gewinnen (also mit 10 und mehr prozent vorsprung), in north carolina, oregon und south dakota erwarten sie aber schwere niederlagen. solte sie indiana und montana doch gewinnen, dann vermutlich nur sehr knapp.
ich habe ja an den us-börsen völlig versagt und mein ganzes kapital in den sand gesetzt, von daher mag meine einschätzung wenig glaubwürdigkeit besitzen. ein eindruck verfestigt sich immer mehr, dass sich die republikaner die hände reiben können - eigentlich unglaublich und unfassbar, was sich da abzuzeichnen beginnt.
Bedenkt man, dass es mal gerade 40 Jahre her ist, dass in den USA schwarzen Kindern der Weg in "weiße" Schulen blockiert wurde und ihre Väter gelyncht wurden, wenn sie die heute - angeblich - so hoch geachteten Menschenrechte auch für sich und ihre Familien in Anspruch nehmen wollten, dann fällt es doch weiterhin schwer, zu glauben, dass man dort heute mit Mehrheit einen Amerikaner mit eindeutig afrikanischer Herkunft zum Präsidenten wählen könnte.
Ich will den tonangebenden Demokraten nicht unterstellen, dass sie heute noch so denken, aber: Unter Machtgesichtspunkten werden sie alles dafür tun, keinen Schwarzen gegen den weißen Kriegsveteranen der Reps ins Rennen zu schicken. Ich denke, wenn es zahlenmäßig irgendwie geht, werden sich die "Superdelegierten" eher für die weiße Frau als für den schwarzen Mann entscheiden.
Auch bei "Change" hätte ich so meine Zweifel: Ja, viele wollen vielleicht Veränderungen, aber noch mehr Leute fürchten, dass alles noch viel schlimmer werden könnte. Als Schröder nach - gefühlt - 50 Jahren Kohl ablöste, war der Slogan: "Wir wollen nicht alles anders machen, aber vieles besser." Das hat Ängste abgebaut und funktioniert. (Knapp) geschlagen hat ihn schließlich eine Frau.....