Unter diesem Titel analysiert Spiegel-Online imo recht treffend Pennsylvania:
"Wenn das Konfetti aus dem Haar geschüttelt ist und die Luftballons geplatzt sind, bleibt von der gestrigen Wahlnacht eine verstörende Botschaft: Es gab nichts zu feiern.
Es scheint, als hätten Obama-Unterstützer und Clinton-Fans einen diabolischen Pakt geschlossen. Sie verweigerten ihm den Sieg und ersparen ihr so die Niederlage...
Doch dieses Spiel nähert sich seinem grausamen Ende.
Sie wird, wenn nicht noch ein Wunder geschieht, den Nominierungsparteitag in Denver nur als Gastrednerin erreichen. Er wird schwer angeschlagen in die eigentliche Präsidentschaftswahl ziehen."
Vielleicht stimmt das.
Aber, es ist legitim weiter zu kaempfen. Gehoert das nicht zum Selbstverstaendnis des amerikanischen Volkes.
Bleibt die Frage des Risikos eines politischen Exitus. Aber was sind die Gruende?
Nehmen wir folgendes Szenario: Obama gewinnt in Denver (sehr wahrscheinlich) und verliert im November (immerhin gut denkbar). Dann wird man (siehe Tenor im Spiegel online) Hillary die Schuld gerne zuweisen. Aber:
Sind es nicht die demokratischen Waehler, die sich in den vergangenen Wochen daran berauscht haben, einen Hoffnungstraeger und (wie toll und tolerant sind wir !) einen Schwarzen zu nomieren, ohne dabei auf das Zeil zu schauen: Wer kann am besten McCain schlagen.
All die Schwaechen von Obama, die nun deutlich werden, sowohl charakterliche als auch die Schwaechen seines Programmes, koennen nicht einer Opponentin zugeschrieben werden.
Eine Frage, die kuerzlich diskutieurt wurde: "Ist Obama ein Snob?" Aber natuerlich, sans nul doute! Er kann trotzem Praesident werden. Aber er waere gut beraten, nach der Phase, in der er nahe an einer Kroenung zum Messias war, zu erkennen, dass er durch die Wueste gehen muss und Sand fressen, wenn er gewinnen will.
Btw: ich bin kein Fan von Hillary, dazu wurde sie mir zu haeufig beim Schwindeln erwischt und sie ist zu opportunistisch. Ich glaube, dass sie zwar intelligenter ist als Bill und trotdem weniger geeignet als Praesident(in).
Noch ein Punkt:
Wann lernen die Amis endlich das Auszaehlen?! Wieder ein Staat mit 99% reported - und das Geld fuer die 14.000 Hillary von Wanli sind noch immer nicht auf seinem Konto.
Re: SPON: "Demokraten riskieren politischen Exitus"
> Noch ein Punkt:
> Wann lernen die Amis endlich das Auszaehlen?! Wieder ein Staat mit 99%
> reported - und das Geld fuer die 14.000 Hillary von Wanli sind noch immer
> nicht auf seinem Konto.
bezüglich des ausschüttens sehe ich noch ein anderes problem: ich habe bislang keine seite gefunden, die auch die stimmen jener wähler auflistet, die weder für obama noch für clinton gestimmt haben, sich z.b. enthalten haben.
Re: SPON: "Demokraten riskieren politischen Exitus"
Stimmt. Das ist ein Nachteil der CNN Seite (die sonst sehr viel Analysen bietet), dass sie sich auf Duelle fokusieren, und am Ende auhc keine "updates" mehr machen (zB steht auch bei Illinois noch immer 99% repoted...)
Dank der Wahlarithmetik macht Hill in Pennsylvania nicht 12 bis 15, sondern nur 10 Delegierte auf Oba gut (83 zu 73).
Akuteller Stand bei pledges delegates: 1.491 - 1.333.
Oba führt vor den letzten Primaries in 9 kleinen und einem mittelgroßen (North Carolina) Staat also um 160.
Insgesamt werden noch ca 400 Delegierte vergeben.
Hill müsste, um gleich zu ziehen, von diesen etwa 280 (zu 120) gewinnen. Oder in Prozenten: 70 zu 30.
Das erscheint einigermaßen illusionär.
Superdelegierte:
Hier fürht Hill nach CNN-Zählung leicht mit 256-233, also einem Plus von 23. Rechnet man das auf die Gesamtzahl der Superdelegierten (800) hoch, ergäbe sich zum Parteitag ein Vorsprung von 38.
Offenbar zu wenig, um den Rückstand von 160 pledged Dels auszugleichen.
Faktisch schmilzt Hill's Superdel-Vorsprung aber sogar, Obas klare Führung bei verprlichteten Delegierten lässt auch die Superdelegierten nicht unbeeindruckt: Seit Anfang März gewann Oba 45 Superdels hinzu, Hill nur 5 (!).
Geht das in etwa so weiter, wird Hill auf dem Konvent nicht nur bei pledged, sondern auch bei Superdels klar zurück liegen.
Das sind die Fakten. Da von einem "offenen Rennen" zu sprechen, erscheint schon halluzinatorisch.
Die Zahlen sagen was anderes, nämlich: Oba hat's geschafft.
Die sehr geringe Zahl von Delegierten, die Hillary in Pennsylvania auf Barack gut gemacht hat, erklärt sich aus dem taktisch äußerst geschickten Wahlkampf des Obama-Teams, das immer danach strebt, die Wählerstimmen möglichst effizient in Delegiertenstimmen umzusetzen. Ein Beispiel: Manche Stimmbezirke vergeben drei Delegierte, andere vier. In ersteren kriegt der Sieger immer eine Delegiertenstimme mehr als der Verlierer; in letzteren dagegen kommt es auf den Abstand zwischen den beiden an - wenn der nicht allzu groß ist, haben beide am Ende zwei Delegierte. Die Obama-Kampagne hat ihre Ressourcen immer sehr geschickt konzentriert. Von allen Wahlkreisen, in denen Obama hinter Clinton zurückliegt, konzentriert man sich auf die mit einer geraden Anzahl an Delegierten und versucht den Abstand so gering zu halten, dass Hillary der Sieg dort nichts nutzt. Ein Musterbeispiel für einen taktisch gewieften Wahlkampf war Nevada: Hillary hat den Caucus dort knapp gewonnen, aber Obama hat mehr Delegierte zugesprochen bekommen.
Auch im Obama-Lager gibt es Leute, die lieber einen strategischen denn einen taktischen Wahlkampf machen würden: Vor den Vorwahlen in Texas empfahlen die Strategen, alles auf Texas zu setzen. Wenn man dort das Primary gewönne, sei Hillary raus. Die Taktiker dagegen wollten Obama lieber für ein paar Tage nach Rhode Island schicken, obwohl der Staat kaum von den Medien beachtet wurde und Hillary dort stark favorisiert war. Aber durch gezielte Auftritte in einigen günstigen Bezirken hoffte man, Hillary halt noch eine Handvoll Delegierte abzunehmen. Die Taktiker haben sich damals durchgesetzt.
Obamas Kampagne ist definitiv in der Hand von vorsichtigen, genau planenden "Zahlenfetischisten"; für die riskanten Manöver ist Team Clinton zuständig. Bis jetzt gibt der Erfolg Barack jedenfalls Recht.
Also erstmal bestätigt die abgesagte Debatte doch meine These aufs Schönste: Obama ist ein äußerst vorsichtiger Wahlkämpfer. Das Vermeiden von Risiken ist ihm wichtiger als das Ergreifen von Chancen; er schätzt genaue Planung - siehe dazu auch meinen letzten Post in diesem Thread. Warum also soll er sich auf eine Debatte einlassen, die unangenehme Überraschungen bringen könnte? Obama hasst Überraschungen! Da macht er lieber weiter wie bisher und verwaltet seine Führung mit der bewährten Taktik: Sorgfältig geplante Reden, geschickter Einsatz überlegener Ressourcen, Gewinne maximieren, Verluste minimieren, nichts dem Zufall überlassen. Wie hier bereits immer wieder gesagt: Obama kann nur eine Katastrophe noch aufhalten. Verständlich, dass er da lieber auf Nummer sicher geht, statt sich in Situationen zu begeben, in denen er verwundbar ist.
Guaoar bemüht ja gern Beispiele aus dem Fußball (trotz seiner Skepsis ob der EM): Die meisten Teams spielen auf Zeit, wenn sie zehn Minuten vor Abpfiff deutlich in Führung liegen. Schön im Mittelfeld den Ball hin- und herschieben statt energisch anzugreifen und sich so noch nen Konter einzufangen. Ich find Baracks Verhalten absolut nachvollziehbar.
Nur den Pastor setzt er ein bischen zu oft ein.Aber das ist Geschmackssache.
Wenn er der Debatte ausweicht wird er als Feigling hingestellt und die Wähler, die er gewinnen muss, die "einfachen" Leute, die werden nicht begeistert sein.