Für Unentschlossene zwischen Schwarz und Grün

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  • Für Unentschlossene zwischen Schwarz und Grün

    Birnstingl, 20.10.2005 18:41
    #1
    Quelle: Doris Knecht, Die Presse (persönlich sicher nicht so konservativ wie diese Zeitung)

    Die einzig wirklich spannende Frage im Zusammenhang mit der Wien-Wahl am Sonntag: Wer wird der neue Zweite?



    Zwanzig Prozent wird's heuer für die FPÖ nicht mehr geben: Durch die Spaltung der Freiheitlichen ist der zweite Platz in Wien frei geworden. Schafft es die ÖVP, zweitstärkste Kraft in Wien zu werden, oder wird sie von den Grünen abgehängt?



    Während sich die grüne Spitzenkandidatin Maria Vassilakou in einem Interview mit dem aktuellen "Falter" diesbezüglich recht siegessicher gibt ("Ich werde nicht Dritte"), wollen ihre Bundesvorsitzenden Van der Bellen und Glawischnig nach den nicht gerade berauschenden Steiermark- und Burgenland-Ergebnissen lieber nichts verschreien. Der Spitzenkandidat der ÖVP, Johannes Hahn, glaubt daran, dass die Volkspartei den Vier-Prozent-Vorsprung der ÖVP aus dem Jahr 2001 (ÖVP: 16,4 Prozent, Grüne: 12,5 Prozent) ausbauen wird können. Die Grünen wiederum hoffen, dass der Wählerzuwachs auch durch das gesenkte Wahlalter ähnlich positiv ausfallen wird wie 2001 (Grüne: + 4,5 Prozent; ÖVP + 1,1 Prozent).


    Der Unterschied zwischen den beiden Parteien könnte sich in den Personen ihrer Spitzenleute kaum deutlicher manifestieren. Die ÖVP schickt den braven Johannes "Gio" Hahn in den Kampf um das schwierige Wiener Pflaster, dessen Versuche, sich liberal, dynamisch, urban und originell zu geben, ihn fast noch biederer wirken lassen. Dieser Dreitagebart, dieser ewig strapazierte Spitzname, dieses Schwanken zwischen locker und seriös, zwischen Kumpel- und Schwiegersohn: Das passt alles nicht zusammen, das ergibt keine Kontur. Aber abgesehen von Oberflächenschwächen zeigt Hahn, der einen dezidierten Angriffswahlkampf führt, auch inhaltliche Unsicherheiten: Wie der "Falter" mit einer einfachen Frage ermittelte, weiß der Mann, der entschieden die zu hohen Gebühren in Wien kritisiert, nicht, wie viele Gebühren er selber zahlt. So leicht sollte man sich nicht erwischen lassen.

    Maria Vassilakou dagegen hat ein klares Profil: Sie ist eine perfekt in Wien integrierte Zuwandererin (die meisten "echten" Wiener sprechen weit weniger gut deutsch als die Griechin), eine kämpferische, emanzipierte Frau und eine dezidiert linke Grüne mit klaren Ansagen zu ihren Vorstellungen über die Zukunft Wiens.

    Aber Vassilakou hat es mit Eindeutigkeit auch wesentlich einfacher: Die von ihr angepeilte Zielgruppe aus modernen, linksliberalen, ökologisch und sozial interessierten Urbanisten ist ziemlich klar umrissen und deshalb auch konkret ansprechbar. Das bürgerliche Klientel, das Johannes Hahn überzeugen muss, ist dagegen überaus inhomogen; ein umfangreiches Zielgebiet, in dem sich die Interessen von statusbewussten Jungdöblingern, Mittelstandsfamilien mit christlichen Werten, neoliberalen Unternehmern, frustrierten Studenten und ruhe- und sicherheitsorientierten Hofratswitwen nicht gerade leicht unter einen Hut bringen lassen.

    Am Sonntag heißt es: Vassilakou gegen Hahn. Danach muss es heißen: beide gegen Häupl. Denn dass der neue alte Bürgermeister tüchtig Opposition brauchen wird, ist schon entschieden.




  • Re: Für Unentschlossene zwischen Schwarz und Grün

    windischgarsten, 20.10.2005 18:48, Reply to #1
    #2
    haben Sie schon einmal die grüne spitzenkandidatin (motto: grüner mut)in natura gesehen?
    vor lauter aufregung überschlägt sich ihre sprache, meist geht ihr vor aufregung die luft aus.
    erlebt bei einem wahlkampfauftritt in der innenstadt.
    schade, keine führungsfigur.
    was knecht über "gio" schreibt, ist leider auch war.

    traurig, aber da kann häupl leicht doppelkinnig lachen
  • Re: Für Unentschlossene zwischen Schwarz und Grün

    Birnstingl, 20.10.2005 18:54, Reply to #2
    #3
    Ich kenne sie nur aus dem Fernsehen, dort hat sie mich kaum einmal beeindruckt. Ich habe ja zahlreiche Minus für meine Einschätzung der Grünen kassiert, kann aber nur noch einmal betonen, dass sie für eine linksliberale Partei personell ausgesprochen schwach aufgestellt sind. Wenn man van der Bellen ausklammert, sieht es sehr traurig aus. Mir würde überhaupt niemand einfallen, der/die an ihn auch nur annähernd herankommt!
  • Re: Für Unentschlossene zwischen Schwarz und Grün

    britta (洋鬼子), 20.10.2005 18:54, Reply to #2
    #4
    ich sags ja - Wien ist ein Paradies für Wahlstimmensammler, die sich nicht zu schade sind zum Bücken und Aufsammeln der Stimmen, die auf der Straße rumliegen...
    (was bin ich heute froh, daß ich als Teenager mal Schauspielunterricht hatte und sprechen gelernt hab dabei - na und blond bin ich auch noch :-))
  • Re: Für Unentschlossene zwischen Schwarz und Grün

    britta (洋鬼子), 20.10.2005 18:56, Reply to #3
    #5
    doch, der Haupt - der nuschelt sogar noch besser als er und das, obwohl er nicht mal einen Bart hat!
  • Re: Für Unentschlossene zwischen Schwarz und Grün

    KaiRo, 20.10.2005 19:01, Reply to #1
    #6
    Eine andere Seite ist, dass die Grünen - wie auch zum einem großen Teil die SPÖ - hauptsächlich mit Bundesthemen in den Wiener Wahlkampf gezogen sind, Hahns Stadt-ÖVP hauptsächlich mit echten Wiener Themen. Trotz der linkslinken städtischen Ursprünge ihrer Bewegung schafft es die Griechin kaum, die Stadt in den Mittelpunkt ihrer dargelegten politischen Ziele zu legen, während es die breite - und zugegeben schwierige - ÖVP-Mischung aus Bürgertum, Unternehmergeist, christlich-sozialem Wertbild trotz immer wieder vorgeworfener Agarzentrierung dieser Partei irgendwie doch schafft.

    Unentschlossenen kann man allerdings nur sagen: Entscheidet euch für jene Gruppierung, die aus eurer Sicht am besten eure Interessen wahren kann und eine demokratische Kontrollinstanz sowie ein Gegengewicht zur übergewichtichtigen (im politischen Sinne) Häupl-SPÖ bilden kann.

    Tipps darf man geben, entscheinde muss und darf sich jeder Wähler selbst, und auch das Wahlgeheimnis soll gewahrt bleiben :)
  • Re: Für Unentschlossene zwischen Schwarz und Grün

    Birnstingl, 20.10.2005 20:05, Reply to #6
    #7
    Stimme weitgehend überein! - Dass die Grünen einen starken linkslinken Flügel haben, wird zahlreichen "bürgerlichen" WählerInnen erst aufgehen, wenn die Partei mit der SPÖ in der Regierung sitzt.
    Sollte man allerdings mit der ÖVP koalieren, werden sich diese Linken verabschieden.
    Das ist das Dilemma der Partei, auf das ich schon wiederholt verwiesen und wofür ich zahlreiche Minuspunkte kassiert habe.
  • Re: Für Unentschlossene zwischen Schwarz und Grün

    hergey, 21.10.2005 01:35, Reply to #6
    #8
    > Eine andere Seite ist, dass die Grünen - wie auch zum einem großen Teil die
    > SPÖ - hauptsächlich mit Bundesthemen in den Wiener Wahlkampf gezogen sind,
    > Hahns Stadt-ÖVP hauptsächlich mit echten Wiener Themen.

    Was meinst du damit? Die Behauptung der ÖVP, dass die SPÖ an den Staus, an den roten Ampeln und am schlechten Wetter schuld ist? Oder dass die angebliche Wirtschaftspartei ÖVP, die auf Bundesebene die Preissenkungen, die durch die Strommarktliberalisierung möglich gewesen wären, weggesteuert hat, jetzt in Wien einen dreijährigen Gebührenstopp fordert?

    Das Problem ist, dass es derzeit in Wien überhaupt keine strittigen Landesprobleme zu geben scheint. Offenbar sind alle sehr mit der SPÖ-Verwaltung zufrieden.
  • Re: Für Unentschlossene zwischen Schwarz und Grün

    miso_ramen, 21.10.2005 01:49, Reply to #8
    #9
    > > Eine andere Seite ist, dass die Grünen - wie auch zum einem großen Teil
    > die
    > > SPÖ - hauptsächlich mit Bundesthemen in den Wiener Wahlkampf gezogen sind,
    >
    > > Hahns Stadt-ÖVP hauptsächlich mit echten Wiener Themen.
    >
    > Was meinst du damit?

    Sagt ja wohl einiges aus, wenn eine Partei ihre eigene Politik totschweigt...
  • Re: Für Unentschlossene zwischen Schwarz und Grün

    hergey, 21.10.2005 02:49, Reply to #9
    #10
    Wieso? Die SPÖ sagt sinngemäß, dass alles super ist und die Weiner nur hingehen sollen um Wien (=SPÖ) zu wählen. Wozu sollen sie sich in Details einlassen, wenn die anderen eh keine Kritikpunkte finden?
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