Selbst wenn sie antritt bei den Primaries: Es wär kein Selbstläufer für Sarah. Gerade fand ja der große Gipfel christlich-konservativer Aktivisten statt, der Values Voter Summit. Am Ende gab's ne Abstimmung über den Wunschkandidaten der Anwesenden für das Amt des Präsidenten. Christlich-konservative Fundis, da muss Sarah eigentlich punkten, aber ein Heimspiel war es offenbar denn doch nicht:
1) Mike Pence (Kongressabgeordneter aus Indiana) 24%,
2) Mike Huckabee (Vorwahlkandidat 2008) 22%,
3) Mitt Romney (dito) 13%,
4) Newt Gingrich (ehemaliger Fraktionsführer im Repräsentantenhaus) 10%,
5) Sarah Palin 7%.
Immerhin, bei der Wahl zum beliebtesten Kandidaten für die Vizepräsidentschaft wurde sie Zweite (wieder hinter Pence).
http://voices.washingtonpost.com/thefix/eye-on-2012/mike-pence-takes-top-spot-in -values.html#more
Sie wird bei der kommenden Wahl eine große Rolle spielen und wahrscheinlich auch 2012. Wer oder was ist die Tea-Party? Zunächst einmal eine basisdemokratische bis fast schon anarchische Graswurzelbewegung, deren Raison d'etre das Zurückdrängen der Rolle des Staates ist. Einerseits geht es um Finanzpolitik: Sowohl die Steuerlast als auch das Defizit wird angeprangert, Gegner sind hier "sozialistische" Pläne zur Ausweitung der Rolle des Staates. Nicht zufällig spielt der Name der Bewegung auf die Steuerproteste ("Boston Tea Party") an, die den Unabhängigkeitskrieg auslösten, und ist andererseits ein Akronym für Taxed Enough Already. Zum anderen bemängelt man den "Nanny State", der sich überall einmische mit Vorschriften zur Gesundheitsvorsorge, Umweltschutzrichtlinien und ähnlichem. "Freiheit" ist hier das Schlagwort, das alle Sympathisanten der Bewegung vor sich hertragen.
Ein zweites Element ist der Patriotismus: Man müsse stolz auf das Land sein können, kein Zu-Kreuze-Kriechen vor der öffentlichen Meinung anderswo, amerikanische Soldaten gilt es als Helden zu feiern. Grad vor kurzem rief eine Ikone der Bewegung, Medienstar Glenn Beck, auf die Mall in Washington vor das Lincoln Memorial, man wolle die Ehre Amerikas wiederherstellen. Das ganze geriet zur (nominell überparteilichen) Feier der amerikanischen Streitkräfte.
Die Tea Parties überschneiden sich mit konservativen Christen / Evangelikalen, absolut deckungsgleich sind beide Gruppen jedoch nicht. Beck etwa prangert zwar in reichlich fundamentalistischer Sprache ständig den "Sozialismus" der Linken an (und versäumt es auch nicht, sie indirekt in die Nähe anderer "Sozialisten" wie Hitler zu rücken, hat aber nix gegen eine Legalisierung der Schwulenehe einzuwenden. Mike Huckabee ist eine Gallionsfigur der christlichen Rechten mit den sattsam bekannten Positionen zur Abtreibung etwa, betont wirtschaftspolitisch jedoch die Rolle des Staates bei der Armutsbekämpfung oder in der Bildungspolitik.
Ein weiterer Kitt, der die Tea-Parties zusammenhält, ist die offensichtlich befreiende Erfahrung, dass viele Kleine Großes bewirken können; dazu kommt eine regelrecht karnevaleske Atmosphäre auf den Demos, bei denen farbenfrohe Kostüme getragen werden - ein bisschen wirkt das tatsächlich wie eine (Bad-Taste-) Party.
Bis hierher würden mir sicher auch die Teebeutelschwinger selbst weitgehend zustimmen; erbittert leugnen würden sie dagegen, dass die Tea-Parties eine fast ausschließlich weiße Bewegung sind und so mancher (sicher nicht alle) Teilnehmer neben den genannten Bewegründen auch durchaus rassistische haben dürfte.
Nicht ganz richtig ist es, die Bewegung einfach nur als Teil der republikanischen Partei zu begreifen. Zwar steht man dieser zwar näher, tritt aber dem republikanischen Establishment beinahe ebenso skeptisch gegenüber wie den Demokraten; bei möglichst vielen republikanischen Vorwahlen stellte man eigene Kandidaten gegen die des Parteiapparates ("Republicans In Name Only") auf. Der Lohn der Mühe: In Florida, Alaska, Utah, Kentucky, Colorado, Nevada und Delaware wurde überraschend jeweils ein der Bewegung nahestehender Kandidat für die Wahlen zum Senat nominiert, die Favoriten des Parteiestablishments fielen durch. Zählt man den der Bewegung nahestehenden Senator Jim DeMint dazu, könnte nach den Wahlen ein zahlenmäßig schon recht ansehnlicher Block von sechs bis acht Gleichgesinnten im Senat sitzen und nicht nur den Demokraten, sondern auch dem Rest der GOP zu schaffen machen.
Und richtig heiter wird es dann wohlmöglich 2012: Die Bewegung wird sich sicher einen (oder, wenn das Establishment Glück hat, zwei oder mehr) Favoriten aus dem Bewerberfeld für die Präsidentschaftskandidatur heraussuchen, weniger radikale Kräfte oder solche, die sich Sorgen um die Wahlaussichten der Heißsporne machen, werden sich möglichst schnell um einen Gegenkandidaten scharen: Mitt Romney? Mitch Daniels? Das könnte ne epische Schlacht werden, noch besser als Obama vs. Clinton.
Weitergehende Lektüre:
Artikel des Daily Telegraph zum Thema:
Verriss der Tea Parties, die die GOP zerreißen werden:
http://theweek.com/bullpen/column/207195/republicans-serve-the-devil-his-tea
Ein Loblied auf die Bewegung als dringend benötigtes Korrektiv:
http://online.wsj.com/article/SB10001424052748703440604575496221482123504.html
Bitte unbedingt noch klären, ob Joe Liebermann und Bernie Sanders (die setzen im Senat und bleiben auch dort) als Unabhängige oder Demokraten gezählt werden. Letztendlich Wurscht, wie man sich entscheidet, ihr Status muss nur klar (in den Marktregeln) definiert werden.
das ist schon definiert durch den e-preis der aktie independents: 2
RCP verwurstet die jüngsten Umfragen zu einem Durchschnittswert; gefragt wurde jeweils, ob man einen (nicht näher bestimmten) Demokraten oder Republikaner wählen würde. Die Werte:
Demokraten 41,4%
Republikaner 45,9%
http://www.realclearpolitics.com/epolls/other/generic_congressional_vote-901.htm l
Die Demokraten können ihr Glück kaum fassen: Christine O'Donnell, radikale republikanische Senatskandidatin aus Delaware, war in den Neunzigern regelmäßiger Gast in der Show "Politically Incorrect", die Videobänder versprechen noch das ein oder andere peinliche Zitat. So wissen wir inzwischen, dass die Kandidatin sich mal mit Hexerei befasst haben will (mit einem Date an einem satanischen Altar) und Lügen generell für falsch hielt (wenn sie nicht ihren eigenen Uni-Abschluss betreffen); der Frage, ob sie lügen würde, um einen Juden vor den Nazis zu retten, wich sie aus.
Der Host der damaligen Show lud sie jetzt erneut zu sich ein und drohte (halb) scherzhaft: "Es ist wie eine Geiselnahme. Jede Woche, in der sie nicht bei mir erscheint, werfe ich ne weitere Leiche raus." Der Zwei-Minuten-Clip:
Die Demokraten können ihr Glück kaum fassen: Christine O'Donnell, radikale republikanische Senatskandidatin aus Delaware, war in den Neunzigern regelmäßiger Gast in der Show "Politically Incorrect", die Videobänder versprechen noch das ein oder andere peinliche Zitat. So wissen wir inzwischen, dass die Kandidatin sich mal mit Hexerei befasst haben will (mit einem Date an einem satanischen Altar)...
Frage an unseren Beobachter: Wurde schon wo ein Video "Nailin' Christine" gesichtet?
Letztlich brachte doch das Filmchen Sarah den Durchbruch.
Frage an unseren Beobachter: Wurde schon wo ein Video "Nailin' Christine" gesichtet?Letztlich brachte doch das Filmchen Sarah den Durchbruch.
Hm, das Thema Sex scheint sie schon sehr zu beschäftigten, wie wir aus den Schnipseln aus uralten Fernsehshows wissen, die langsam ans Licht kommen. Ihre Einstellung ist aber doch nicht ganz die, die man von einem Porno-Häschen erwarten würde, wie man hier sieht:
http://www.politico.com/blogs/bensmith/0910/ODonnell_vs_Franken.html?showall
Trotzdem, damals gar nicht so unattraktiv / -sympathisch, die gute Christine. Links neben ihr (der Kerl mit den billigen Witzen und dem anzüglichen Grinsen) übrigens Al Franken, Veteranen der Märkte von 2008 vielleicht noch in Erinnerung: Der Autor des Buches "Rush Limbaugh is a big fat Idiot" gewann nach wochenlanger Auszählungsschlacht einen Senatssitz für die Demokraten. Die Teilnahme an dämlichen Comedyshows disqualifiziert demnach nicht automatisch für höhere Staatsämter.
Die Dems lieben Christine, da sie ihnen immer wieder Gelegenheit gibt, sich über die christliche Rechte lustig zu machen, die christlichen Rechten lieben sie, da sie durch alle Peinlichkeiten geläutert hindurch gegangen ist und von der New York Times genauso verachtet wird wie sie selbst. Doch eine Dame ist not amused, die High Priestess & Senior Minister of the Circle Sanctuary nämlich, eine veritable Oberhexe der Wicca-Glaubensgemeinschaft. Sie findet, die Würde der amerikanischen Hexen werde in der gegenwärtigen Aufregung mit Füßen getreten: I'm concerned that 25 years of work that the Lady Liberty League and other Wiccan and pagan civil rights and religious freedom groups have been involved in... that there will be more misinformation as well as ridicule and disrespect. We are living in politically turbulent times. Auch das neuheidnische Netzwerk The Witches' Voice äußerte sich enttäuscht.
http://www.huffingtonpost.com/2010/09/20/wiccan-community-upset-wi_n_731694.html
538 widmet sich in einem ausführlichen Artikel den Tea Parties (lesenswert), auf der rechten Seite kann man die aktuelle Prognose (zurzeit vom 16.9.) zur Zahl der Senatssitze für die verschiedenen Parteien abrufen. Die (unseren Marktregeln angepassten) Zahlen sind momentan (mit Dezimalstellen, da sie ja aus Tausenden von Durchläufen des 538-Modells gemittelt werden):
Demokraten 50,7
GOP 47,1
Unabhängige 2,2
Nachtrag:
Die 538-Prognose (Prozent der Wählerstimmen) für die einzelnen Sitze, zu denen ich einen Markt empfehle:
Nevada - 49 GOP, 48 Dems;
Kalifornien - 49 Dems, 48 GOP;
Florida - 42 GOP, 34 Unabhängiger Kandidat, 24 Dems;
Alaska - 54 GOP, 44 Dems, aber: sehr ungewöhnliche Konstellation, Umfragen helfen da momentan nicht viel weiter.
Die Mutter aller Märsche wollte der konservative Fernsehstar Glenn Beck abhalten, als er im Sommer zur großen "Restoring Honour Rally" vor das Lincoln Memorial in Washington lud. Sarah Palin sprach zu den versammelten Massen und auch Martin Luther Kings Nichte. Das Ereignis fand am Jahrestag und Ort der berühmten "I have a dream" Rede Kings statt.
http://en.wikipedia.org/wiki/Restoring_Honor_rally
Damit hatte Jon Stewart, Host der Daily Show, die Nase voll. Er ruft nun für den 30. Oktober zur "Rally to Restore Sanity" auf, die sich an die schweigende Mehrheit der Amis wendet, die von den Extremisten und Verschwörungstheoretikern die Nase voll haben, welche momentan Amerikas politischen Diskurs zu bestimmen scheinen. Brillantes Fernsehen:
http://www.thedailyshow.com/watch/thu-september-16-2010/rally-to-restore-sanity
Stewart lässt offen, inwiefern das Ganze ernstgemeint ist oder ein Jux (stattfinden wird die Versammlung aber auf jeden Fall): Kollege Steven Colbert, ebenfalls Polit-Comedian beim gleichen Channel, organisiert für den gleichen Tag und am gleichen Ort seinen "March to Keep Fear Alive" gegen den "gruseligen Vernunftglauben" Stewarts: "Reason is just one letter away from treason!" Sollte ein denkwürdiges Happening werden:
Palin hat auch eine Tochter, die zur Prime-time gerade an "Dancing with the Stars" teilnimmt.
http://www.youtube.com/watch?v=89yiGsd2ARA#t=1m41s
Wir erinnern uns an dieser Stelle gerne an Heide Simonis.
EDIT: Die ausführliche Frage bis zum ersten Link ist längst beantwortet (my bad); würde den Teil ja löschen, aber Strom Thurmond ist zu bizarr, um im digitalen Orkus zu verschwinden.
Bis vor kurzem schien der einzig aussichtsreiche unabhängige Kandidat für den Senat Floridas Ex-Gouverneur Charlie Crist zu sein. Aber wie bewerten wir Lisa Murkovski in Alaska? Sie ist eine republikanische Senatorin, die die parteiinternen Vorwahlen verloren hat, aber eine Kampagne begonnen hat als Write-In Kandidatin. Sie ist weiterhin Republikanerin, tritt für keine andere Partei an, ist aber halt nicht die offizielle Kandidatin. Ich würde dafür plädieren, sie deshalb auch als Unabhängige zu führen. Das muss halt schnell entschieden werden, denn so ganz aussichtslos ist ihre Kampagne nicht: Sie gehört zum Politadel Alaskas, ist amtierende Senatorin, ihr Vater saß zwei Jahrzehnte im Senat und war dann Gouverneur. Sie hat noch einiges an Geld für den Wahlkampf zur Verfügung und der offizielle Kandidat ist schon recht extrem (vergleichbar in seinen Positionen mit Sharron Angle in Nevada): Staatliche Sozialsysteme (Gesundheitswesen, Arbeitslosenunterstützung) gelten ihm zum Beispiel als verfassungswidrig und damit abzuschaffen, ebenso das nationale Bildungsministerium. Weiß nicht, ob das jenseits der härtesten Tea-Party-Freaks wirklich so gut ankommt. Murkowski könnte da schon ne Chance haben, auch wenn der letzte Erfolg eines Write-In-Kandidaten bei Senatswahlen der Triumph des berüchtigten Strom Thurmond im Jahre 1954 war.
Exkurs: Dieser Südstaatler nutzte das so gewonnene Mandat zu einer Rede von 24 Stunden und 18 Minuten, um die Verabschiedung der Bürgerrechtsgesetzgebung aufzuhalten, dabei trug er angeblich Windeln, um den Gang auf die Toilette zu vermeiden, und sprach unter anderem über die Keksrezepte seiner Oma, als ihm sonst nichts mehr einfiel. Senatsrekord, vermutlich für die Ewigkeit.
Doch ich schweife ab. Lisa Murkovski: In unserem Markt Unabhängige oder Republikanerin? Gerade bei einer kleinen Aktie macht es schon nen Unterschied, ob der realistische Höchstpreis bei 3 oder 4 Ex liegt.
http://en.wikipedia.org/wiki/United_States_Senate_election_in_Alaska,_2010
Ich weiß nicht, ob wir groß was zu Gouverneurswahlen machen wollen; wenn das gewünscht wird, schlage ich als Markt Kalifornien vor. Ähnliche Konstellation wie im Senatswahlkampf des Staates: Eine stinkreiche Unternehmerin (Meg Whitman, Ex-CEO von Ebay) tritt für die GOP an gegen den Demokraten Jerry Brown, der sein Leben im Staatsdienst verbracht hat; er war auch schon einmal von 1975 bis 1983 Gouverneur des Staates. Genau wie bei der Senatswahl zeichnet die GOP den Demokraten als Schergen der angeblich untüchtigen und verschwenderischen Krake Staat, umgekehrt wird die Republikanerin als geldgierige und skrupellose Ausbeuterin gebrandmarkt. Whitman hat über den Sommer schon 119 Millionen Dollar ihres Privatvermögens in ihren Wahlkampf gesteckt (auch ein Rekord; sie gab bislang mehr allein für Privatflugzeuge im Dienste ihrer Kandidatur aus als Brown für seinen gesamten Wahlkampf), einige Dutzend Millionen werden wohl noch folgen, doch auch ihr Gegner hat momentan noch etwa 20 Millionen für den Wahlkampf zur Verfügung.
Der Cook Political Report sieht die Wahl als "Toss Up", beide momentan etwa gleichauf:
http://www.cookpolitical.com/charts/governors/raceratings_2010-09-09_12-34-48.ph p
Mehr zu den beiden großen Wahlereignissen in Kalifornien diesen November:
http://www.time.com/time/specials/packages/article/0,28804,2019138_2019132_20203 03,00.html
EDIT: Möglicherweise ne Achillesferse Whitmans: Sie saß im Aufsichtsrat der Bank Goldman Sachs, hat da durch Insider-angebote speziell für Aufsichtsratsmitglieder neben dem fürstlichen Gehalt noch ein hübsches Sümmchen dazuverdient und nickte 80 Millionen an Bonuszahlungen für Manager ab. Das dürfte im Wahlkampf zur Sprache kommen.
http://californiawatch.org/money-and-politics/whitmans-fortune-entwined-goldman- sachs
Zu Whitmans extrem aufwendigem Wahlkampf:
http://dyn.politico.com/printstory.cfm?uuid=31AB5CDB-18FE-70B2-A84260EDDA53B550
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