Der japanische Altbaureaktor sei „ein
historisches Relikt“, sagt Shaun Burnie,
ein britischer Nuklearexperte für Greenpeace,
der die japanischen Reaktoren an
der Ostküste gut kennt.
Burnie hat die Fukushima-Reaktoren
selbst mehrfach besichtigt und auch immer
wieder in Japan gearbeitet. Block
eins und zwei in Fukushima Daiichi sind
Anfang der siebziger Jahre in Betrieb gegangen,
mit wesentlich laxeren Sicherheitsstandards,
als es heute üblich ist. Sie
stammen aus einer Zeit, als VW den Käfer
baute, ohne Sicherheitsgurte, Airbags
und Kopfstützen.
Aber weil der Neubau von Atomkraftwerken
zu teuer ist, setzen Energieversorger
in immer mehr Ländern noch viel
längere Laufzeiten durch, als sie in
Deutschland vorgesehen sind. Die Betreiber
wollen ihre Uraltmeiler über die ursprünglich
veranschlagte Lebensdauer
von 40 Jahren am Netz halten. Die USA
haben die Lizenzen für viele ihrer Kraftwerke
gleich um 20 Jahre verlängert. Die
europäischen Länder ziehen nach. Die alten
Meiler sind aber nur bedingt sicherheitstechnisch
aufzurüsten.
Elf Reaktoren mussten in Japan am Tag
des Bebens notabgeschaltet werden. „Das
ist ein traumatisches Ereignis. Die internationale
Atomindustrie hat durch massive
Laufzeitverlängerungen versucht, ihren
Abgang hinauszuzögern“, sagt Atomkritiker
Schneider. „Die Uraltanlagen von
Fukushima demonstrieren nun die Konsequenzen.
Davon wird sich die Branche
nicht wieder erholen.“
Burnie ist ähnlich kritisch:„Nie im Leben
würde man für Fuku shima heute eine
Lizenz bekommen.“ In der Anlage laufen
noch Siedewasserreaktoren der zweiten
Generation. Die Brennstäbe schwimmen
im Reaktorbehälter wie in einem Tauchsieder
– in Deutschland gehört unter anderem
das AKW Brunsbüttel zur selben
Kategorie. Vor allem die Erdbebensicherheit
lasse sich nur begrenzt verbessern,
so Burnie: „Das Fundament sind Tausende
Tonnen Beton, das lässt sich nicht
nachrüsten.“
SPIEGEL 11/2011 S.132
siehe auch:
http://twitter.com/#!/lou_reuters/status/46689010139136000
1 hour ago [twitter.com] via web
Die gemessenen Isotope geben Hinweise, ob es zu einer Kernschmelze gekommen ist.
Der Textauszug konterkariert doch das Spiegel-Cover: Wenn der Reaktortyp veraltet war und kurz vor der Stillegung stand, dann wird die Atombranche ganz geschwind erklären, dass heutige Reaktoren doch viel sicherer seien, ein neues Modell in Finnland soll ja sogar sicherstellen, dass im Falle einer Kernschmelze keine Kontamination der Umwelt zu befürchten ist. Vermutlich also noch nicht das Ende des Atomzeitalters, zumal weltweit auch auf die besonderen Umstände (eines der stärksten je gemessenen Erdbeben PLUS Tsunami PLUS alter Reaktor) hingewiesen werden wird.
http://www.faz.net/m/%7B8D412F22-772D-40AD-B566-C06590FE2564%7DPicture.jpg
EDIT: Die Japaner sollten sich langsam mal auf eine Version der Vorkommnisse einigen. Eben noch sagte ein Scherge der Atomenergiebehörde, man gehe von einer Kernschmelze aus, jetzt verkündete der Botschafter Japans in den USA, das tue man nicht.
[6:30 p.m. ET, 8:30 a.m. Tokyo] There is currently no evidence of a nuclear meltdown at one of Fukushima Daiichi's nuclear power reactors in northern Japan, Japan's ambassador to the United States said.
BBC
http://www.bbc.co.uk/news/world-middle-east-12307698
http://www.ips-dc.org/staff/bob
http://www.ips-dc.org/blog/japan_faces_possible_three-mile_island
Mein Fazit bisher: Immer wenn es Abend wird in Japan kommen einige positive Nachrichten, die dann binnen weniger Stunden wieder relativiert werden müssen. Derzeit wird berichtet, dass 300.000 Menschen evakuiert werden.
Leider bin ich am Sonntag nicht online. Ich wünsche den tapferen Menschen in Fukushima, dass sie mehr Erfolg haben werden als ihre Brüder und Schwestern in der Ukraine vor 25 Jahren.
... und dies zu recht: Die Verstrahlung wäre wohl zu gross geworden!
ABC mit übereinander montierten Vorher-Nachher-Bildern, die die Zerstörungen sehr eindrücklich veranschaulichen.
http://www.abc.net.au/news/events/japan-quake-2011/beforeafter.htm
Weitere Bilder:
Die meisten Opfer sind älter; Geschichten von Familientragödien oder auch wundersamer Rettung machen die Runde:
One woman, Harumi Watanabe said she rushed home from work to save her elderly parents but was unable to get them out of the house quickly enough. "There wasn't time to save them. They were old and too weak to walk so I couldn't get them in the car in time," she said.
When the wave hit the house, her mother and father were ripped from her grasp and dragged under-water. "I stood on the furniture, but the water came up to my neck. There was only a narrow band of air below the ceiling. I thought I would die," said Watanabe.
http://www.guardian.co.uk/world/blog/2011/mar/13/japan-earthquake-and-tsunami-ja pan#block-5
Immerhin gibt es auch die Geschichte von dem sechzigjährigen Mann, der auf dem Dach seines Hauses aufs Meer hinausgeschwemmt und nach zwei Tagen gerettet wurde.
http://www.thejakartaglobe.com/home/japanese-man-found-alive-15-kilometers-out-t o-sea/428627
Derzeit wird im ARD-Presseclub nachdrücklich die Desinformationspolitik der japanischen Regierung und des Betreibers kritisiert u.a. von Klaus Töpfer, Christiane Grefe (DIE ZEI). In demokratischen Zeitalter habe man nicht mehr erwartet, dass so mit Informationen umgegangen werde. So erlebe ich das auch seit 24 Stunden.
EDIT: Die Japaner sollten sich langsam mal auf eine Version der Vorkommnisse einigen. Eben noch sagte ein Scherge der Atomenergiebehörde, man gehe von einer Kernschmelze aus, jetzt verkündete der Botschafter Japans in den USA, das tue man nicht.[6:30 p.m. ET, 8:30 a.m. Tokyo] There is currently no evidence of a nuclear meltdown at one of Fukushima Daiichi's nuclear power reactors in northern Japan, Japan's ambassador to the United States said.
Wer sind "die Japaner"?
Im gerade in de ARD laufenden Presseclub wird die gezielte Desinformationspolitik der japanischen Regierung und des Betreibers kritisiert. Töpfer, Grefe u.a. sagen u.a. dass man das aus einem demokratischen Land nicht unbedingt erwartet hätte (im Unterschied zur UdSSR 1986).
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