Wie würdest Du das Atommüllproblem denn angehen? Die Transporte nach Gorleben oder Alternativstandort X durchknüppeln lassen? Den Russen Milliarden zustecken, damit sie den Mist in Sibirien verscharren? Oder beschäftigst Du Dich grundsätzlich nicht mit Fragen, deren Antwort komplexer ist als ein, zwei Twitter-Zeilen?Ich erwarte natürlich keine Antwort, aber Du könntest mich ja mal überraschen.
Der Zukunftsforscher F.J. Radermacher will 15 km tiefe "stabile Bohrlöcher" um den gesamten Atommüll in Richtung Erdkern zu entsorgen. http://www.fr-online.de/wirtschaft/-/1472780/1472780/-/index.html
Keine Ahnung, ob das klappen könnte. Allerdings finde ich die Vorstellung, einfach 15 Kilometer tiefe Löcher zu graben und dann entweder Wasser zur Energiegewinnung einzuleiten oder Atommüll reinzuschmeißen (der sich ja laut Rademacher weiter Richtung Erdkern schelzen soll) aus dem Bauch raus wenig erbaulich. Hätte auch Zweifel, ob man die Bevölkerung für so ein Projekt gewinnen könnte. Natürlich kann das Bauchgefühl trügen, aber im Wiki-Artikel zur Endlagerung findet sich das Konzept nicht und ich wüsste auch gern, wie viel Ahnung von solchen speziellen Fragestellungen ein "Zukunftsforscher" hat.
Lasse mich aber gern von Euch überzeugen...
EDIT: Der Deutschlandfunk stellt die verschiedenen geologischen Fromationen vor, die für ein Endlager in Frage kämen. In Frankreich und der Schweiz favorisiere man Ton, in Skandinavien Granit, in Deutschland Salz. Alle drei könnten sich aufgrund der physikalischen Eigenschaften als geeignetes Endlager erweisen, allerdings blieben noch Fragen, da der sichere Einschluss über eine Million Jahre von manchen Wissenschaftlern angezweifelt werde. Hier nicht diskutiert, aber politisch natürlich relevant: Macht die Bevölkerung etwa um Gorleben mit, selbst wenn man ihnen die Unbedenklichkeit ("nach menschlichem Ermessen") bescheinigte? Gibt es nicht doch eine attraktive Alternative zur Endlagerung? Prüfen sollte sie man jedenfalls.
also in russland liegen die gebrauchten brennstäbe teilweise ungesichert auf schotterhalden rum
sehr gefährlich - aus umwelt- wie auch sicherheitsgründen - aber auch sehr profitabel für die geschäftsleute (wie war das gleich mit deutschem elektroschrott der in afrika entsorgt wird und dort die menschen krank macht)
die antarktis ist aus umweltsicht noch schlimmer (da kannst du die brennstäbe gleich in den rhein kippen)
das schöne am atommüll ist ja dass das florianiprinzip der müllexporte nicht funktioniert
In Russland etwa oder in der Antarktis oder sonstwo, wo wenig lokaler Widerstand zu erwarten ist und man die Bevölkerung im Zweifelsfall mit Geld ruhigstellen kann.
also in russland liegen die gebrauchten brennstäbe teilweise ungesichert auf schotterhalden rum
sehr gefährlich - aus umwelt- wie auch sicherheitsgründen - aber auch sehr profitabel für die geschäftsleute (wie war das gleich mit deutschem elektroschrott der in afrika entsorgt wird und dort die menschen krank macht)
die antarktis ist aus umweltsicht noch schlimmer (da kannst du die brennstäbe gleich in den rhein kippen)
das schöne am atommüll ist ja dass das florianiprinzip der müllexporte nicht funktioniert
Nur damit wir uns richtig verstehen: Das alles will ich ausdrücklich NICHT. Deshalb auch das Nachdenken über Alternativen, mit denen man den Strahlenschrott vielleicht entsorgen und damit sogar noch Energie erzeugen könnte.
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,753346,00.html
Hamburg - Hapag-Lloyd fährt nicht mehr nach Tokio und Yokohama, der Hamburger Reeder Claus-Peter Offen ebenfalls: Wegen der erhöhten Strahlenbelastung vor der Küste Nordjapans meiden inzwischen immer mehr Containerschiffe die beiden Großhäfen, die normalerweise zusammen 40 Prozent der gesamten Seefracht Japans abfertigen. Auch zahlreiche amerikanische und chinesische Unternehmen haben ihre Schiffsrouten geändert und laufen nun Osaka oder Kobe statt Tokio an, berichtet die "New York Times" am Samstag.
</a>Es geht dabei nicht nur um die Gefahren für die Crew. Wenn radioaktive Strahlung an einem Handelsschiff gemessen wird, könnten über Jahre hinweg zusätzliche Kontrollen durch die Küstenwache notwendig sein, sagte Basil M. Karatzas, Manager der US-Reederei Compass Maritime Services, der Zeitung. Das könnte demzufolge Extrakosten und Verzögerungen bedeuten, so dass letztlich die Schiffe nicht mehr rentabel wären.
Schellnhuber-Interview: Im Ganzen kernkraftkritisch, aber sachlich: Ja, ein sicheres Kernkraftwerk wäre möglich, aber viel zu teuer. Lesenswert:
http://www.tagesspiegel.de/politik/die-diktatur-des-jetzt-ueberwinden/3992668.ht ml
Könnte ein solches sicheres Kraftwerk denn wirtschaftlich betrieben werden?
Schellnhuber: Nein, kann es nicht, wenn man alle Kosten ehrlich einpreist. Wenn man wirklich keine radioaktiven Rückstände hinterlassen würde, wenn man die gesamten Entwicklungskosten einrechnete und angemessene finanzielle Rückstellungen für den GAU, dann würde es schlicht zu teuer. Bestenfalls eine Luxustechnologie für wenige Industriestaaten, die Kernenergie mit Fortschritt gleichsetzen wollen. Es geht aber darum, bald neun Milliarden Menschen nachhaltig mit Energie zu versorgen. Dann muss man natürlich fragen, ob Investitionen in alternative Quellen nicht wirtschaftlich und politisch akzeptabler wären. Die vorliegenden wissenschaftlichen Szenarien zeigen: Sie wären es.
Sehr sachlich. Es ist aus!
Kernkraft hat noch ne Zukunft beim Militär und in der Weltraumfahrt.
Ebenfalls sehr sachlich:
http://www.spiegel.de/international/germany/0,1518,752474,00.html
Hans Joachim Schellnhuber: The earthquake was merely the trigger. The crazy logic we apply in dealing with technical risks is to blame. We only protect ourselves against hazards to the extent that it's economically feasible at a given time, and to the extent to which they can be controlled within the normal operations of a company. But the Richter scale has no upper limit. Why is a Japanese nuclear power plant only designed to withstand a magnitude 8.2 earthquake, not to mention tsunamis?
SPIEGEL: Presumably because otherwise electricity from nuclear power would have been too expensive.
Schellnhuber: The entire affluence-based economic model of the postwar era, be it in Japan or here in Germany, is based on the idea that cheap energy and rising material consumption are supposed to make us happier and happier. This is why nuclear power plants are now being built in areas that are highly active geologically, and why we consume as much oil in one year as was created in 5.3 million years. We are looting both the past and the future to feed the excess of the present. It's the dictatorship of the here and now.
Schellnhuber-Interview: Im Ganzen kernkraftkritisch, aber sachlich: Ja, ein sicheres Kernkraftwerk wäre möglich, aber viel zu teuer. Lesenswert:
http://www.tagesspiegel.de/politik/die-diktatur-des-jetzt-ueberwinden/3992668.ht ml [tagesspiegel.de]
So oder so ähnlich sehen das wohl viele, auch weniger "Begabte" wie Schnellnhuber, die Tschernobyl erlebt und bewußt verarbeitet haben:
Haben Sie etwas Neues gelernt durch Fukushima?
Wir haben überhaupt nichts Neues gelernt. Wir erinnern uns nur an Dinge, die wir schon wussten. Die Annahmen waren schon immer, dass es in 10 000 Jahren Betriebszeit durchschnittlich eine Kernschmelze geben würde. Weltweit gibt es 434 Atomkraftwerke. So gerechnet passiert eine Kernschmelze alle 25 Jahre. Es ist fast schon erschreckend, wie genau diese Statistik zielt. Tschernobyl explodierte im April 1986.
Es bleibt abzuwarten, ob wirklich sichere Meiler eines Tages wirtschaftlich betrieben werden können und dabei noch Strahlenmüll entsorgen. Sicher scheint mir, dass der Versuch unternommen werden wird, ein solches Kraftwerk wirtschaftlich zu bauen, wenn auch nicht in Deutschland. Und das ist gut so, denn der potenzielle Nutzen ist groß. Wenn auch gegenwärtige Bauprojekte ihren Kostenrahmen regelmäßig sprengen, der neue Reaktor in Finnland beispielsweise. Mal sehen, ob man am Ende mit einem wirtschaftlich zu betreibenden, sicheren Kraftwerk aufwarten kann.
Ein bislang kaum diskutiertes Problem: Die Atommeiler in unseren Nachbarländern, oft schon lange am Netz, mit einer reichen Geschichte an Störfällen oder in geologisch ungünstigen Gegenden gelegen. In der Schweiz wurde diskutiert, eine Laufzeitbegrenzung ganz abzuschaffen, dann bleiben die Uraltkraftwerke an der deutschen Grenze vielleicht noch Jahrzehnte in Betrieb. Eine Übersicht über grenznahe Kraftwerke:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,752305,00.html
Und hier ein Rückblick auf die fünfziger Jahre, als die gesamte Welt wie besoffen von den Verheißungen des Atomzeitalters war - bis auf die deutschen Energieversorger, die den neuen Kraftwerken skeptisch gegenüberstanden. Die FAZ zitiert etwa Ernst Bloch: >Atomenergie schaffe „in der blauen Atmosphäre des Friedens aus Wüste Fruchtland und aus Eis Frühling“.<
Und ein Disney-Filmchen aus den Fünfzigern: "Unser Freund das Atom."
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