15. Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten

posts 341 - 350 by 423
  • RE: Worauf bei Gauck zu achten sein wird

    carokann, 20.02.2012 22:35, Reply to #340

    ein alter DDR-Korrespondent der ARD hinterfragt das Image Gaucks als Freiheitskämpfer.

    http://www.rationalgalerie.de/archiv/index_1_561.html

    ...

    Nun, zur politischen Opposition in der DDR hat Gauck nicht gezählt. In den systemkritischen Friedens- und Umweltgruppen im Umfeld der Evangelischen Kirchen trat er nicht in Erscheinung. Im Netzwerk der Oppositionsgruppen war er nicht vertreten. An der Oekumenischen Versammlung, die 1988 und 1989 die wichtigsten Freiheitstexte gegen die SED und ihre Politik veröffentlichte, hat Gauck nicht teilgenommen.

    Es gibt keinen Text von Joachim Gauck, der in der DDR von Hand zu Hand gereicht wurde. In den Publikationen, die in der DDR von kritischen Gruppen illegal herausgegeben wurden, taucht der Name Gauck als Verfasser nicht auf. Joachim Gauck hat sich im Oktober 1989 in Rostock dem „Neuen Forum“ angeschlossen. Vorher ist ein politisches Engagement gegen den repressiven Staat nicht auszumachen. Im Kontext der Oppositions-Geschichte der DDR ist Joachim Gauck ein Bürgerrechtler der letzten Stunde. Ihn als Repräsentanten all jener auszuzeichnen, die den freiheitlichen Geist gegen das System aufrecht gehalten haben, ist eine grobe Überzeichnungseines Lebensweges. Gaucks Talente und Verdienste haben sich nach der deutschen Einheit auf ziemlich eindrucksvolle Weise gezeigt. Vorher, zu Zeiten der DDR, war davon nichts zu hören und zu ahnen.

  • RE: Worauf bei Gauck zu achten sein wird

    Wanli, 20.02.2012 22:37, Reply to #341

    Ziemlich gründliche Beschäftigung mit den umstrittenen Äußerungen Gaucks vor ihrem jeweiligen Kontext:

    Gerade diejenigen, die sich als große Kritiker der Bildzeitung bezeichnen, fallen auf die Mechanik des Boulevards herein. Nein, es geht ganz sicher nicht darum Gauck als neuen Heilsbringer zu stilisieren, bei dem nun jedwede Kritik tabu ist. Im Gegenteil, ich empfinde Joachim Gauck als einen der wenigen Intellektuellen in diesem Land, an dem man sich ruhig reiben kann und soll. Nur sollte das eben mit ein bisschen mehr Gehirnschmalz und Verstand geschehen. Sonst haben wir am Ende tatsächlich nur einen glitzernden Grüßonkel als Präsidenten verdient.

    http://blog.karlshochschule.de/2012/02/20/gauck-in-der-filterbubble-oder-wie-wir -lernten-den-kontext-zu-ignorieren/

  • RE: Worauf bei Gauck zu achten sein wird

    carokann, 20.02.2012 22:52, Reply to #342

    http://www.sueddeutsche.de/politik/praesidentschaftskandidat-joachim-gauck-gespa lten-statt-versoehnt-1.956510

    Daniela Dahn mit einer fundierten Kritik der Ideologie Gaucks.

    ....

    Er sieht seine Kompetenz in der Geschichtsschreibung. Dort neigt er zu groben Rastern. In seinem 1998 erschienenen Nachwort zur deutschen Ausgabe des "Schwarzbuch des Kommunismus" wird das ganze Sündenregister aufgelistet: "Unbeliebt machten sich die Kommunisten auch, als sie Stalins Territorialforderungen nachgaben, die Westverschiebung Polens und damit den Verlust der deutschen Ostgebiete guthießen." Unerwähnt bleibt, dass auch die Westalliierten die Abtretung der Ostgebiete und die Ausweisung der Deutschen als unausweichliche Konsequenz des Krieges betrachteten. Gauck legt noch eins drauf: "Einheimischen wie Vertriebenen galt der Verlust der Heimat als grobes Unrecht, das die Kommunisten noch zementierten, als sie 1950 die Oder-Neiße-Grenze als neue deutsch-polnische Staatsgrenze anerkannten." Gauck distanziert sich von dieser Haltung nicht. Wegen derartig zwielichtiger Äußerungen kam Erika Steinbach nicht in den Stiftungsrat des Zentrums gegen Vertreibungen. Auf den Antrittsbesuch eines Bundespräsidenten [sueddeutsche.de] Gauck beim polnischen Nachbarn dürfte man gespannt sein.

    In jenem Nachwort bekräftigt Gauck auch seine Standardthese, wonach - mit ausdrücklichem Bezug auf die DDR [sueddeutsche.de] - der Kommunismus ebenso als totalitär eingestuft werden muss wie der Nationalsozialismus. Ähnlichkeiten sieht er besonders in den "Folgen staatsterroristischer Herrschaft auf die Bürger". Eine frivole Relativierung der NS-Verbrechen nannte Jochen Zimmer, sozialdemokratischer Herausgeber des "Gauck-Lesebuchs" (Eichborn-Verlag) dieses Geschichtsbild.

    ....

  • RE: Worauf bei Gauck zu achten sein wird

    sorros, 20.02.2012 23:20, Reply to #343

    Daniela Dahn mit einer fundierten Kritik der Ideologie Gaucks.

    ......

    In jenem Nachwort bekräftigt Gauck auch seine Standardthese, wonach - mit ausdrücklichem Bezug auf die DDR [sueddeutsche.de] [sueddeutsche.de] - der Kommunismus ebenso als totalitär eingestuft werden muss wie der Nationalsozialismus. Ähnlichkeiten sieht er besonders in den "Folgen staatsterroristischer Herrschaft auf die Bürger". Eine frivole Relativierung der NS-Verbrechen nannte Jochen Zimmer, sozialdemokratischer Herausgeber des "Gauck-Lesebuchs" (Eichborn-Verlag) dieses Geschichtsbild.

    Das als frivole Relativierung der NS-Verbrechen zu bezeichnen ist eine frivole Relativierung des Kommunismus/Stalinismus!

    Auch wenn immer wieder geschichtsklitternde Linksintelektuelle den linken Totalitarismus verharmlosen oder gar verleugnen (weil er ja aus guter Absicht erwächst) wird dies nicht wahrer!

  • RE: Worauf bei Gauck zu achten sein wird

    Wanli, 20.02.2012 23:38, Reply to #343
    "Einheimischen wie Vertriebenen galt der Verlust der Heimat als grobes Unrecht, das die Kommunisten noch zementierten, als sie 1950 die Oder-Neiße-Grenze als neue deutsch-polnische Staatsgrenze anerkannten."

    Na, da muss man dann auch mal auf den Zusammenhang schauen: Natürlich soll heute niemand in Amt und Würden die Oder-Neiße-Grenze in Frage stellen. Aber wenn das einfach eine Beschreibung der damaligen Befindlichkeiten war, dann hat Gauck vermutlich Recht. Auch wenn es etwas sonderbar anmutet, dass das ausgerechnet in einem Buch über kommunistische Untaten steht; derer gab es viele, aber die Anerkennung der heutigen Grenze zu Polen gehört wohl kaum dazu. Aber aus diesem Satz einfach eine revisionistische Haltung zur Geschichte abzuleiten ist wohl doch etwas gewagt. Jetzt lasst den Burschen doch mal ein paar Interviews geben, dann kann man all diese Kontroversen sicher ad acta legen.

  • Gauck: Der konservativste Präsident aller Zeiten ?

    carokann, 21.02.2012 00:15, Reply to #345

    http://www.tagesspiegel.de/meinung/kontrapunkt-gauck-ist-merkels-meisterwerk/623 0092.html

    Denn SPD und Grüne kommen von Gauck nicht mehr runter. Das wissen sie auch, jedenfalls tun sie so, obwohl den Öko-Sozen bei dem bloßen Gedanken an die erste große Rede des konservativen, freiheitsliebenden, tiefgläubigen Antikommunisten die Beine vor Panik schlackern und ihnen der kalte Schweiß übers Gesicht läuft. Sie hatten es ja damals gar nicht ernst gemeint, wollten nur Merkel ein bisschen piesacken. Insgeheim wussten sie immer, dass Gauck zu ihnen passt wie Sprengstoff zum Zünder.

    ...

    Nun fliegt der Bluff auf, Merkel sei Dank. Und Gabriel und Trittin lernen am eigenen Leib die Weisheit des Sprichworts kennen: Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.

    Im vergangenen Oktober, als weltweit Hunderttausende gegen die Macht der Märkte auf die Straßen gingen und die Bewegung „Occupy Wall Street“ [tagesspiegel.de] von sich Reden machte, trat Gauck bei einer Veranstaltung der „Zeit“ in Hamburg auf. Die Antikapitalismusdebatte sei „unsäglich albern“, sagte er, sprach von „Irrtum“ und „romantischen Vorstellungen“. Mit Blick auf die Demonstrationen gegen das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 [tagesspiegel.de] warnte er vor einer Protestkultur, „die aufflammt, wenn es um den eigenen Vorgarten geht“. Auch den Ausstieg aus der Atomkraft nach Fukushima sah er kritisch. Solche Entscheidungen dürfe man nicht von der „Gefühlslage der Nation“ abhängig machen. Die deutsche Neigung zu Hysterie und Angst sei „abscheulich“.

    Ja, so kennt man den Pastor und Bürgerrechtler.

  • RE: Gauck: Der konservativste Präsident aller Zeiten ?

    carokann, 21.02.2012 00:35, Reply to #346

    Der Kandidat sollte sich noch VOR seiner Wahl erklären!

    http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58273

    Die Schuld ad acta legen
    Bekannt geworden ist Gauck vor allem für seine Ablehnung des sogenannten Totalitarismus. Dabei setzt der künftige Bundespräsident den Nationalsozialismus mit seinen Menschheitsverbrechen und die realsozialistischen Systeme, darunter die DDR, weitgehend in eins. So wird er mit der Aussage zitiert, es gebe Ähnlichkeiten bei den "Folgen staatsterroristischer Herrschaft auf die Bürger".[3] In einer "Prager Erklärung" vom 3. Juni 2008, zu deren Erstunterzeichnern Gauck gehörte, heißt es, es gebe "substanzielle Ähnlichkeiten zwischen dem Nazismus und dem Kommunismus" mit Blick auf ihre "Verbrechen gegen die Menschheit".[4] Die "Prager Erklärung" ist von jüdischen Verbänden entschieden kritisiert worden, weil sie die Menschheitsverbrechen der Shoah relativiere. Es gebe "gewisse osteuropäische Kreise, die eine Art 'Holocaust-Neid' entwickelt" hätten, wird der Direktor des Jerusalemer Simon Wiesenthal Centers, Efraim Zuroff, zitiert: "Sie sähen es gerne, wenn kommunistische Verbrechen ebenso scharf geahndet würden wie die Verbrechen der Nazis." Damit aber werde eine gänzlich unangemessene Parallele hergestellt, die letztlich nur dazu führen werde, die Deutschen zu entlasten: "Denn wenn jeder schuldig ist, dann ist eben auch keiner schuldig."[5] Dann könne man "das Ganze ad acta legen".
    Die "Holocaust-Religion"
    Tatsächlich ist der zukünftige Bundespräsident bereits im Jahr 2006 mit einer bemerkenswerten Stellungnahme zur Shoah an die Öffentlichkeit getreten. Demnach gebe es "eine Tendenz der Entweltlichung des Holocausts", die sich zeige, "wenn das Geschehen des deutschen Judenmordes in eine Einzigartigkeit überhöht wird, die letztlich dem Verstehen und der Analyse entzogen ist".[6] Offenkundig suchten "bestimmte Milieus postreligiöser Gesellschaften nach der Dimension der Absolutheit, nach dem Element des Erschauerns vor dem Unsagbaren"; dieses "Erschauern" jedoch könne auch durch "das absolute Böse" ausgelöst werden und sei "paradoxerweise ein psychischer Gewinn". An die Behauptung, das Gedenken an die Shoah enthalte religiöse Elemente, knüpft auch die äußerste deutsche Rechte an. Als Anfang 2009 ein Bischof der katholischen Piusbruderschaft in der öffentlichen Debatte heftig kritisiert wurde, weil er den Holocaust in Frage stellte, da hieß es in der ultrarechten Wochenzeitung Junge Freiheit, "der mächtigste Dämon der Gegenwart" sei "die Zivilreligion, in der Auschwitz an die Stelle Gottes" trete; der Holocaust werde "seiner Konkretheit und seines Kontextes entkleidet" und "auf die Höhe eines Mysteriums gestemmt, das priesterlicher Vermittlung" bedürfe.[7] Wenig später erklärte es der Autor eines anderen ultrarechten Mediums im Hinblick auf Kritik an antisemitischen Tendenzen in der katholischen Kirche [8] für "bedenklich", wenn "vom Oberhaupt der katholischen Kirche ein Kniefall vor dem negativen Heiligtum des Holocaust erwartet wird".[9] Der Autor gehört heute der Redaktion einer Zeitschrift an, die in offiziellem Auftrag an der Münchener Bundeswehr-Universität herausgegeben wird (german-foreign-policy.com berichtete [10]).
    Wannseekonferenz und Stasizentrale
    Öffentlich exponiert hat sich Gauck nicht zuletzt mit Äußerungen, die geeignet sind, das Verhältnis zwischen Deutschland und Polen beträchtlich zu belasten. So schrieb Gauck über die Anerkennung der polnischen Westgrenze durch die DDR im Jahr 1950, "die Kommunisten" hätten, indem sie die "Westverschiebung Polens und damit den Verlust der deutschen Ostgebiete guthießen", nur "Stalins Territorialforderungen" nachgegeben: "Einheimischen wie Vertriebenen galt der Verlust der Heimat als grobes Unrecht, das die Kommunisten noch zementierten, als sie 1950 die Oder-Neiße-Grenze als neue deutsch-polnische Staatsgrenze anerkannten."[11] Noch vor wenigen Jahren hat Gauck im Streit um die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen (BdV), Erika Steinbach, und ihre Planungen für ein "Zentrum gegen Vertreibungen", die in Polen auf heftigen Protest stießen, sich ganz offiziell auf Steinbachs Seite geschlagen. Ein "Zentrum gegen Vertreibungen" sei in Berlin, "am Ort verschiedener 'Topografien des Terrors', dem Ort der Wannseekonferenz und der Stasizentrale, dem einstigen Regierungssitz brauner und roter Despoten", am richtigen Ort.[12]
    Reifes Deutschland
    Gauck hat mehrfach erklärt, "die Deutschen" täten gut daran, ihren Umgang mit der Vergangenheit ihres Landes zu ändern. "Ich frage mich, wie lange wir Deutschen unsere Kultur des Verdrusses noch pflegen wollen", urteilte er im Herbst 2010.[13] Bereits zuvor hatte er auf die Interviewfrage, ob "die Mehrheit der Deutschen" heute "reif" sei für eine "Hinwendung zu den eigenen Opfern, die Hinwendung zum Patriotischen": "So sehe ich das."[14] Tatsächlich findet der Konsenskandidat, der in Kürze ins Amt des Bundespräsidenten gewählt werden wird, auch Zustimmung in Kreisen der äußersten Rechten. "Im Gegensatz zu den Worthülsen von der 'bunten Republik', mit denen Wulff die drängenden Probleme der Zuwanderung und Integration von Ausländern verharmloste, sind von Gauck nüchterne Äußerungen bekannt" [15], heißt es zum Beispiel in der Wochenzeitung Junge Freiheit: "Der überfällige Rücktritt Wulffs und die Nominierung von Gauck als neuer Bundespräsident" seien "zwei gute politische Entscheidungen".
  • Gauck: Der grünste Präsident aller Zeiten

    gruener (Luddit), 21.02.2012 00:41, Reply to #346

    Ich verstehe überhaupt nicht, warum ihr alle meckert.

    Gauck passt zu den Grünen und zu den Sozen wie die Faust aufs Auge. Ein Erzkonservativer für die wahren Vertreter des politischen Konservatismus. Nun, sie werden sich gegenseitig in pastoraler Scheinheiligkeit überbieten. Bleibt zu hoffen, dass Gauck vor allem den Grünen vor Augen führt, dass ihr oppositionelles Geschwätz eben nur Geschwätz ist, das spätestens beim Machtwechsel an einer Garderobe abzugeben ist.

    Gauck steht zudem in der Tradition seiner Vorgänger und nicht zuletzt zweifelsfrei im Verdacht, seinem Land als Goethe-Institut auf zwei Beinen zur fragwürdigen Ehre zu gereichen. Nur einer dürfte sich im Grabe umdrehen - neben einigen längst verstorbenen Dichtern und Denkern: Gustav Heinemann.

  • RE: Gauck: Der konservativste Präsident aller Zeiten ?

    carokann, 21.02.2012 00:51, Reply to #347
  • RE: Gauck: Der konservativste Präsident aller Zeiten ?

    Wanli, 21.02.2012 00:53, Reply to #347

    Also, da kann man doch im zweiten und vierten Abschnitt schon sehen, dass da aus einem ziemlich komplexen Gedankengang ein paar Begriffsfetzen rausgelöst wurden; die ursprüngliche Argumentation ist doch gar nicht mehr nachzuvollziehen. Und das ist mieser Journalismus, ebenso wie das Einfügen von Zitaten anderer, um Gauck ganz platt mit diesen gleichzusetzen. Der Gute wird zu seinem Geschichtsverständnis schon noch befragt werden und dann wird man ja sehen.

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