Als früherer Präsident eines staatlich geförderten Kulturklubs halte ich mich an zwei basisdemokratische Maximen:
1. Die Freiheit der Kunst sollte eine Demokratie schon aushalten können, auch wenn sich deren Feder (bzw. Pinsel,Tastatur,Saite,Meißel usw.) gegen scheinbar noch mächtige Lobbies richtet.
2. Gegen einen Künstler sollte es weder Maulkorberlasse noch Kampagnen* geben, auch wenn dessen Thesen nicht der Doktrin gegenwärtiger politischer Korrektheit entsprechen. Von politischen Extremismen - egal ob von links oder rechts - sollte sich die Kunst jedoch im Gegenzug fernhalten.
P.S.: Zum Thema des von GG (unglücklich oder bewusst provozierend) gewählten Verbs "auslöschen": Tschernobyl und Fukushima reichen mir alle Mal.
* es bleibt Ihnen freilich unbenommen nun keine Kampagne gegen Günter Grass erkennen zu können bzw. erkennen zu wollen, obwohl, das was sich jetzt abspielt, der Öffentlichkeit sehr den gefühlsmäßigen Eindruck einer solchen vermittelt.
ist Unfug aus der Feder eines Künstlers Kunst oder Unfug?
wobei Kunst relativ ist, denn sie entsteht im Auge des Berachters...
Though newspapers in Germany reported that the New York Times published the poem, the Grey Lady sent me the following response on Thursday. Eileen Murphy, a spokeswoman for the New York Times, wrote: ”This appears to be misinformation in the German press. While we don't typically discuss what we plan to publish on our op-ed pages, I can tell you that our op-ed editor has never seen this piece and as far as we can tell, it was not submitted to us.”
On Thursday, Prime Minister Binyamin Netanyahu issued an unusual statement on Mr. Grass. As the JPost’s veteran diplomatic reporter Herb Keinon noted [jpost.com]: “It is rare for Netanyahu to react to anti- Semitic and virulently anti-Israel statements made abroad.” Mr. Netanyahu zoomed in on a largely neglected topic in the Grass row. He said, “It is Iran, not Israel, that stones women, hangs gays and brutally represses tens of millions of its own citizens.
Grass hat ja bedauert in seinem Gedicht den Fokus auf Israel zu richten, stattdessen würde er heute Netanyahus Regierung kritisieren.
http://www.jpost.com/DiplomacyAndPolitics/Article.aspx?id=265021
Prime Minister Binyamin Netanyahu slammed German Nobel Prize-winning author Günter Grass on Thursday, saying his “shameful” moral equivalence between Iran and Israel says more about Grass than it does about Israel.
...
“It is Iran, not Israel, that is a threat to the peace and security of the world,” Netanyahu said. “It is Iran, not Israel, that threatens other states with annihilation. It is Iran, not Israel, that supports terror organizations that fire rockets on innocent civilians. It is Iran, not Israel, that is supporting the Syrian regime’s massacre of its own people. It is Iran, not Israel, that stones women, hangs gays and brutally represses tens of millions of its own citizens.
Ein 45min Portrait von Günter Grass aus dem letzten Jahr
http://www.youtube.com/watch?v=IoR-_XVD3yo&feature=related
"Günter Grass hat nie einen Führerschein gemacht" ;-) 09.15
ist Unfug aus der Feder eines Künstlers Kunst oder Unfug?
wobei Kunst relativ ist, denn sie entsteht im Auge des Berachters...
Wenn ein Künstler Unfug schreibt, dann darf man das auch als Unfug bezeichnen. Das hat im Falle Grass dann den Informationsgehalt eines umgekippten Sack Reis in China. Wenn man den Unfug dann zu Unrecht als antisemitisch bezeichnet, die jugendliche SS-Mitgliedschaft aufwärmt, alte Rechnungen begleicht und einem in diesem Sinne Unverdächtigen zum verkappten intellektuellen Nazi machen will, dann ist das mehr als die politische Instrumentalisierung eines Non-Events. Das ist einfach nur verlogen und ekelhaft und eine unmissverständiche Warnung an alle halbwegs angesehene Prominente, dass in ihrem Fall freie Meinungsäußerungen konzentriert sanktioniert werden.
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-04/Grass-Gedicht-Reich-Ranicki
Hochhuth, der das Drama "Der Stellvertreter" über den Vatikan in der NS-Zeit verfasst hat, meinte: "Ich (...) schäme mich als Deutscher Deiner anmaßenden Albernheit, den Israelis verbieten zu wollen, ein U-Boot deutscher Produktion zu kaufen, das möglicherweise allein ihrem kleinen Staat die letzte Sicherheit geben kann, von einer engst benachbarten Atommacht buchstäblich über Nacht nicht ausgerottet zu werden!" Der Iran habe schließlich, den Nazis gleich, dem jüdischen Volk mit Ausrottung gedroht.
Hochhuth bringt den Grassschen Unsinn auf den Punkt. Wer die iranische Bombe in Kauf nimmt, der muss dann auch ja zur Abschreckung sagen. Es ist aber eine offene Frage, ob ihre Logik auch in dieser Region funktionieren wird.
Wolf Biermann:
Biermann, der gerade in Tel Aviv weilt, meint: „Alle, mit denen ich hier in Israel spreche, sagen dasselbe: Ein Krieg gegen die iranischen Atomfabriken wäre nicht nur brandgefährlich, sondern auch zwecklos, weil ein solcher Militärschlag das Problem nicht löst, sondern nur verschiebt und auf Dauer sogar verschärft.“
Auch ein alter Sack, auch eitel, aber den mag ich und er hat oft recht wie hier wo er auch zu recht die Dichter satt hat!
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,826327,00.html
Wenn Grass "weiter seine verdrehten und lügnerischen Werke verbreiten will, schlage ich vor, er macht das vom Iran aus", sagte Innenminister Eli Jischai am Sonntag. Dort würde er ein gewogenes Publikum finden.
Ein Sprecher des Innenministers bestätigte, dass Grass eine Persona non grata, also unerwünschte Person, sei und somit nicht mehr nach Israel einreisen dürfe. Jischai sagte dem Sprecher zufolge, das Gedicht von Grass habe darauf abgezielt, "das Feuer des Hasses auf den Staat Israel und das Volk Israel anzufachen". Grass wolle so "die Idee weiterbringen, die er früher mit dem Tragen der SS-Uniform offen unterstützt hat".
Das Foto zeigt das beschmierte Denkmal, das Grass gestiftet hat.
Hintergrund:
http://www.signandsight.com/features/899.html
Günter Grass war Mitglied der Waffen-SS und verschwieg dies bis 2006. Es ist dieses Verschweigen, was seine moralische Autorität beschädigt hat.
http://www.augsburger-allgemeine.de/thema-des-tages/Grass-Denkmal-in-Goettingen- beschmiert-id19536731.html [augsburger-allgemeine.de]
Das Foto zeigt das beschmierte Denkmal, das Grass gestiftet hat.
dann dauert es vermutlich nicht mehr lange, bis erste horden selbsternannter und von der springerpresse aufgehetzter gutmenschen vor dem haus von grass auftauchen, um dem dichter ihre schuhe entgegen zu strecken.
Guido Westerwelle zu Grass.
Wir setzen uns für eine atomwaffenfreie Zone im gesamten Nahen und Mittleren Osten ein.
Iran hat das Recht auf eine zivile Nutzung der Atomenergie [bild.de]. Es hat nicht das Recht auf atomare Bewaffnung.
Wer die davon ausgehende Bedrohung verharmlost, verweigert sich der Realität.
...
Denn Deutschland hat eine historische Verantwortung für die Menschen in Israel [bild.de]. Aber es gibt weit mehr, das uns mit Israel eint: eine echte Wertepartnerschaft. Wir teilen mit der einzigen wirklich funktionierenden Demokratie in der Region den Glauben an die Rechte des Einzelnen, an Freiheit, Verantwortung und den Rechtsstaat.
Wir teilen diese Werte mit einer streitbaren Demokratie. In der Knesset wird vielleicht noch heftiger debattiert als im Bundestag. Und mit einer Demokratie, die Kritik auch von außen ertragen kann. Ich habe in Pressekonferenzen mit meinem israelischen Amtskollegen in Jerusalem vor allen Medien des Landes die israelische Siedlungspolitik in deutlichen Worten kritisiert.
Vergleichbares wäre in Iran undenkbar. Israel und Iran auf eine gleiche moralische Stufe zu stellen, ist nicht geistreich, sondern absurd.
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