Interpretation des Bayern-Ergebnisses

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  • Interpretation des Bayern-Ergebnisses

    Mühle zum, 15.09.2013 20:39
    #1

    Nachdem die deutschen Forumsteilnehmer betreten schweigen (warum auch immer), kurz meine Interpretation:

    - Das grüne Wahlergebnis ist ein Desaster. Die Grünen verwelkten mit ihren Steuer- und Vegetarierideen zu einer grauen Spießerpartei. Für nächsten Sonntag ist ein ähnlich schlechtes Ergebnis für die Lehrer-Lämpel-Truppe zu erwarten.

    Ich hoffe sehr, dass die Partei personell und inhaltlich einschneidende Änderungen vornimmt:

    Einerseits Zurückdrängung von Leuten wie Trittin, Künast oder Roth (wenn es ihnen nicht mehr passt, können sie ja zur Linkspartei wechseln), andererseits eine Öffnung zur Union; als Beiwagerl der SPD, als bessere Rote oder Linke sehe ich auch mittelfristig keine Perspektiven für diese einstmals so frische Kraft, die zu einer Partei ergrauter Studienräte und Alt-68er degenerierte.

    - Das gelbe Wahlergebnis ist ein Fiasko. Wegen ihres Programms wählt diese Partei kaum mehr jemand. Jetzt muss man regelrecht um Zweitstimmen bei der Bundestagswahl winseln. Die Partei hat sich - ähnlich wie die Grünen im anderen Lager - auf Gedeih und Verderb der Union an den Hals geworfen, jetzt bekommt sie die Quittung dafür präsentiert. Sollte sie in einer Woche doch noch bundesweit überleben, ist eine Öffnung der Partei, der Wiederaufbau von so etwas wie einem sozialliberalen Flügel nötig. Geschniegelte und gestriegelte Lackaffen dürfen jedenfalls das Erscheinungsbild der Partei nicht länger prägen; ich plädiere für die Aufstellung als Scharnierpartei, welche potentiell sowohl für die Zusammenarbeit mit Rot-Grün (vor allem als wirtschaftspolitisches Korrektiv) als auch für Schwarz (vor allem als gesellschaftspolitisches Korrektiv) ausgerichtet ist.

    - Bravo CSU, ein großartiges Ergebnis trotz aller Skandalgeschichten, über welche in den letzten Monaten ausführlichst berichtet wurde. Eine glänzende Wirtschaftslage im Land, die beste aller Bundesländer überhaupt, wurde honoriert. 82 Prozent der befragten Bayern äußern sich als mit der Wirtschaftslage im Land  zufrieden. Sogar bei den 18-24jährigen erzielte die Partei ein Traumergebnis von 42 Prozent, dies sei allen Schwarzmalern hier im Forum nachdrücklich ins Stammbuch geschrieben. Vor lauter Suchen nach Splittern, Argumenten für den CDUntergang merken sie gar nicht, dass die eigenen Leute große Balken in den Augen haben.

    - Und die SPD hat offenbar ein strukturelles Problem. Selbst einem "Traumkandidaten" wie Christian Ude ist es nur mit Ach und Krach in diesem hochindustrialisierten Land gelungen, die 20-Prozent-Marke zu überspringen. Was man jetzt bemerkenswerterweise frenetisch beklatscht - man hat ja nur so wenige Freuden im Leben in Bayern, dem "Vorhof zum Paradies".

    - Die Linkspartei ist im Westen Deutschlands keine nennenswerte Kraft. Zweistellig kann man so freilich keineswegs werden.

  • RE: Interpretation des Bayern-Ergebnisses

    Buckley, 15.09.2013 20:54, Reply to #1
    #2

    Stimmt doch weitestgehend.

    Die SPD hat ein strukturelles Problem, das ist so. Dasselbe das sie auch bundesweit hat. In ländlich geprägten Gebieten findet sie kaum statt.

    Trotzdem nen Tacken besser als ich sie erwartet habe.

    Kummer macht mir das Ergebnis der FDP. Jetzt könnten verdammt viele CDU Wähler Muffensausen bekommen und ernsthaft die von Dir sehr gut beschriebene Partei wählen.

    Den Grünen wünsche ich exakt dasselbe wie Du, vor allem sehe ich keine Anzeichen wie sie wieder auf den aufsteigenden Ast kommen wollen Cool . Hektisches Geschwafel von der guten Frau Roth ab jetzt über Energiewende und keinesfalls mehr Steuern zu reden wirds nicht tun Laughing

  • RE: Interpretation des Bayern-Ergebnisses

    Mühle zum, 15.09.2013 23:27, Reply to #2
    #3

    Wir stehen politisch zwar anderswo, es freut mich aber, dass wir bei den Analysen des öfteren übereinstimmen.Wink

    Die beste Meinungsumfrage hat übrigens die Forschungsgruppe Wahlen geliefert. Die sahen zuletzt noch bundesweit eine 46:45-Mehrheit für Schwarz-Gelb und 4 % für die AfD.

    Im Vergleich schnitten Emnid und GMS schwach ab.

    Zusammenfassung Medienkommentare:

    http://orf.at/stories/2198614/2198625/

    Die Wahlbörse hat recht gute Werte geliefert. Die CSU wurde unterschätzt, die Grünen überschätzt - letzteres passiert freilich allzu häufig. Vielleicht können wir in den verbleibenden sechs Tagen die entsprechenden Börsewerte einer kleineren oder größeren Korrektur unterziehen. In Österreich jedenfalls hat es Tradition, dass die Meinungsforscher die Grünen überschätzen, und hier an der Börse sind ja auch irrsinnig viele Sympathisanten aktiv.Laughing

  • RE: Interpretation des Bayern-Ergebnisses

    gruener (Luddit), 16.09.2013 01:28, Reply to #3
    #4

    nun ja. bayern sagt so viel:

    - die grünen - eine lachnummer. ausnahmslos fassungslose weiber jammerten in jede kamera und flehten den bürger an, ihnen in einer woche doch bitte schön die stimme zu verleihen. ja, die waren wahrlich geschockt und verstanden die welt nicht mehr, wähnten sie sich doch wochen-, monate-, nein jahrelang bereits im siegesökofackelzug mit grünen fahnen quer um alle münchner und vor allem nürnberger monumentalbauten.  lediglich der bayrische souverän hatte etwas dagegen. gut so!

    roth, künast und trittin zu den linken? soll mir recht sein. die kommunistische plattform wird sie mit freude teeren und federn.

    - die linken und piraten - der absturz war zu erwarten. die parteien selbst haben die lage für sich als äußerst schwierig eingeschätzt. das unterscheidet beiden von den grünen.

    - die fdp - die liberalen rauchten diese herbe niederlage, um in sieben tagen wie der phönix aus der asche wieder aufzuerstehen.

  • RE: Interpretation des Bayern-Ergebnisses

    drui (MdPB), 16.09.2013 02:00, Reply to #4
    #5

    Überraschend waren für mich va. das schlechte Abschneiden der Freien Wähler, die hohe Wahlbeteiligung und der große Anteil der Sonstigen (ohne AfD). Der Rest ist Demographie, bei den über 60-Jährigen hat die CSU 58% eingefahren. Für den Bund heißt das nicht so viel. Die Grünen in Bayern haben ohne den verstorbenen Daxenberger kein so gutes und symphatisches Personal mehr ganz vorne und es gibt kaum heiße ökologische Themen in Bayern, nachdem Kernkraft und Donauausbau vom Tisch sind. Und auch wenn es außerhalb von Bayern kaum verständlich ist: Seehofer ist dort beliebt.

  • RE: Interpretation des Bayern-Ergebnisses

    Mühle zum, 16.09.2013 16:54, Reply to #4
    #6

    - die fdp - die liberalen rauchten diese herbe niederlage, um in sieben tagen wie der phönix aus der asche wieder aufzuerstehen.

    Das heißt dass du dir sicher bist, dass die Gelben die 5-Prozent-Marke schaffen?

  • RE: Interpretation des Bayern-Ergebnisses

    gruener (Luddit), 16.09.2013 17:24, Reply to #6
    #7

    ja, bin ich mir...

  • RE: Interpretation des Bayern-Ergebnisses

    Mühle zum, 16.09.2013 18:58, Reply to #7
    #8

    Na großartig. -

    Was ist denn das für ein bescheuertes Wahlrecht, dass CDU/CSU möglicherweise nur 35 Prozent der Stimmen gewinnen, die gelbe Dumpfbackentruppe aber 10.

    Jedenfalls müssen nun viele Trader sorgenvoll die Stirne runzeln: Ihre Grünen sind möglicherweise überbewertet, ebenso CDU/CSU. Da lobe ich mir meine 4.375 SPD-Papiere, in denen ich zu 100 Pro stehe - die bereiten mir keinerlei schlaflose Nächte.

  • RE: Interpretation des Bayern-Ergebnisses

    drui (MdPB), 16.09.2013 21:45, Reply to #8
    #9

    Die Umfrageinstitute lagen in Bayern recht nah am Ergebnis, va. die Forschungsgruppe Wahlen, die haben sich bei den Grünen (bzw. SPD) nur um 1% verschätzt, die anderen um 2-3%, alle anderen Parteien fast genau getroffen. Übertragen auf den Bund würden die Grünen dann 10 statt 11% bekommen und die SPD das Prozent mehr. Wie die Zweitstimmenkampagne der FDP läuft ist ja irgendwie spekulativ, mein Bauchgefühl sagt mir, dass sie nicht mehr als 6% damit kriegen. Im BR nahm die Wahlanalyse ein paar absurde Ergebnisse zur Kenntnis, so hat die "Partei" Die Franken völlig ohne Wahlkampf und bekannte Köpfe aus dem Stand über zwei Prozent in Oberfranken bekommen, in kleinen Städten wie Hof sogar über die 5%-Hürde (bayernweit 0,7%). Alle CSU-Amigos der Verwandten-Affaire haben ihre Direktmandate klar gewonnen, auch die Mollath-Freundin Merk. Die FDP hat gerade in ihren Hochburgen (Millionärsviertel) massiv verloren, auch da mochte man mit anbiedernden, bettelnden und korrupten großmäuligen Verlierern offensichtlich nur mit gerümpfter Nase etwas zu tun haben.

  • RE: Interpretation des Bayern-Ergebnisses

    gruener (Luddit), 16.09.2013 23:01, Reply to #8
    #10

    um ums einem möglichen ergebnis der fdp für kommenden sonntag zu nähern, macht es sinn, die unterschiede zwischen bayern und der bundesebene herauszuarbeiten:

    • unterschiedliches wahlsystem - klare trennung zw. erst- und zweitstimme
    • in bayern schien auch vor der wahl eine absolute der csu möglich, wenn nicht gar wahrscheinlich. der bayrische wechselwähler hatte also de facto die wahl zwischen einer csu-alleinregierung und der fortsetzung einer eher unbeliebten koalition. die gefahr einer spd-geführten regierung stand nicht im raume
    • im bund wird die fdp als regierungspartner gebraucht. scheitert die fdp an der 5%-hürde, droht entweder eine große koalition oder rot-(rot-)grün. die situation ist also ähnlich wie in niedersachen zu beginn des jahres. entscheidend für das abschneiden der fdp könnte am ende sein, wie viele potenetielle wechselwähler dem gespenst einer "links"-regierung aufsitzen und wie viele von denen eine große koalition der fortsetzung einer schwarz-gelben bundesregierung vorziehen.

    ich denke, von 3 - 10 % ist derzeit für die fdp alles drin. ich sehe ihr ergebnis aber deutlich über 5 %.

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