Wie schätzt Ihr hier denn den Romney ein? Ich bin da noch absolut ratlos. Was Organisation angeht, Umfragewerte, Unterstützer, Kohle: alles top. Aber der Mann war mehr oder weniger der geistige Vater von Obamacare, laut Reps total unamerikanisch, ein beispielloser Anschlag auf die Freiheit, ein sozialistischer Putsch, Glenn Beck hat zu dem Thema gern marschierende SA-Truppen oder Rote Garden gezeigt. Jetzt Romney auf den Schild zu heben, das wäre, als würde die Linkspartei nach jahrelangen Protesten gegen Hartz4 plötzlich Gerhard Schröder zum KaKa ausrufen.
Jetzt meine Frage (auf die hier natürlich keiner ne Antwort hat, aber vielleicht Vermutungen): Dass die republikanischen Abgeordneten und andere Eliten abgrundtief zynisch sind und viele wohl gern den Romney auf dem Stimmzettel hätten, weil der ihre Wiederwahl wahrscheinlicher macht als eine Michele Bachmann - geschenkt.
Aber macht die Basis einen solchen U-Turn einfach mit? Haben die von Anfang an ihre eigene Propaganda zur Gesundheitsreform nur nachgebetet, weil sie dem verhassten Obama ja irgendwas vorwerfen mussten? Und drehen jetzt bei, ohne überhaupt zu merken, dass das die endgültige geistige Bankrotterklärung wäre? Sind die einfach nur tumb und beliebig manipulierbar? Wie seht Ihr das?
Kleine Anmerkung zu Rick Perry: Seine Leute scheinen in Iowa und New Hampshire recht energisch ihre Fühler auszustrecken, mieten angeblich schon Standplätze auf Jahrmärkten an.
http://www.realclearpolitics.com/articles/2011/06/21/perry_supporter_puts_out_fe elers_in_iowa.html
Ein Republikaner in Texas äußerte dem WSJ gegenüber nun, Perry wolle mit großer Sicherheit im Sommer (Anfang August) offiziell ins Rennen einsteigen; das Perry-Lager dementierte sofort, dass schon eine solche Entscheidung getroffen worden sei:
http://gop12.thehill.com/2011/06/campaign-vet-claims-perry-is-running.html
Und zur Nachricht des Tages: Der Staat New York hat nun (recht überraschend) Schwulenehen legalisiert; auch einige Republikaner im Parlament des Staates stimmten dafür, ein Demokrat dagegen. Ein weiterer großer Sieg für die Legalisierungsbewegung, vielleicht ein Denkanstoß für nachdenklichere Rechte, zu überprüfen, ob sie noch auf der richtigen Seite des Zeitgeistes stehen; dazu sicher auch schön für solche Politiker (Bachmann...), die damit die Paranoia ihrer Klientel angesichts der offenbar bevorstehenden schwulen Machtübernahme weiter schüren können.
http://www.politico.com/blogs/bensmith/0611/Saturday_reading_Gloats.html?showall
das ist gar nicht so klar
eine bachmann auf dem stimmzettel könnte die (bzw. eine der..basen) parteibasis mobilisieren
romney könnte in manchen teilen der usa auch demobilisieren
die grundsätzlichen überlegungen werden sein:
kann obama geschlagen
wenn ja : von wem und wollen wir den/die lieber im wh (und möchte ich in 4 jahren vielleicht selber antreten - dann aknn ich einen rep im wh gar nicht brauchen - diese überlegung könnte z.b. jeb bush im kopf haben)
wenn eher nein (oder einer der anderen gründe zutrifft die gegen eine erfolgreiche kandidatur sprechen):
wer bringt mir stimmen in meinem wahlkreis
wer hilft mir eine mehrheit der reps im senat/house zu bekommen
wer würde welchem parteiflügel schade
ein grosser nachteil ist die " alle nur nicht romney"-stimmung in manchen teilen der partei
wenn palin nicht antritt hat romney gar nichts davon (ihre stimmen würden zu bachmann oder einem der anderen ghehen)
das gleiche trifft für die meisten der anderen kandidatInnen zu
je länger die anderen kandidatInnen die nicht-romney-stimmen splitten (ausser vielleicht Pawlenty und minimalst perry) desto besser für romney
allerdings auch nicht unbegrenzt - irgendwann muss er klar in führung gehen um seine rolle als frontrunner zu bestätigen (sonst verliert er das image des übels mit den besten siegchancen) - und in den ersten staaten werden ja die wahlmänner nach %sätzen aufgeteilt (was die reps nicht gewöhnt sind - und dieses eher knappe rennen würde ihm schaden und den anderen -besonders beim geldsammeln- helfen)
mit anderen worten: so offen wie diesesmal war die vorwahl bei den reps schon lange nicht mehr
seine chance sind nur die schwachen gegner
selbst perry hat viele leichen im keller (wirtschaftsprobleme und defizit in texas ist mindestens gleich schlimm wie in california - nur weiss das noch keiner)
mit anderen worten: der markt ist weit offen,,,,,
keine überraschung
das ist vor der wahl knapp an einigen dems gescheitert - die dann auch gezielt parteiintern angeschossen wurden (und deswegen auch teilweise die wahl verloren haben - das haben einige andere sich gemerkt und brav für die ehe gestimmt)
der prozess ist seit der abstimmungsniederlage nie eingeschlafen und besonders gouverneur cuomo hat sich dahintergeklemmt
es war also recht wahrscheinlich dass das durchgeht (mit glaub` ich 4 ja stimmen der republikaner)
detail am rande: einer der gründe ist die öffentliche meinung die in ny klar für die ehe gekippt ist und auch landesweit am kippen ist - und manche der hardcore rechten schon ihre kommende niederlage einestanden haben :-)
das gleiche passiert (etwas zeitversetzt) bei gras
auf der anderen seite steht das recht auf abtreibung unter starkem beschuss
soziologisch recht interessant (auch die teaparty ist intern ein lustiger haufen - fast so gespalten wie die reps)
lieber saladin,
aufgeschreckt hat mich dein einschub zum thema abtreibung. ich befürchte, dass du recht haben könntest. nicht nur für die usa, später auch für europa.
aber wäre das nicht ein ekelhafter, widerwärtiger deal: man(n) opfert das recht der frau auf die selbstbestimmung über ihren körper für das fragwürdige recht zweier männer heiraten zu dürfen. (ich habe bewusst im zweiten teil die lesben ausgeklammert) - um nicht missverstanden zu werden: ich war schon öfters zeuge einer homo-ehe. und ja, wenn die schwulen denn unbedingt wollen, sollen sie das recht bekommen, die gleiche scheiße bauen zu dürfen wie die saudummen heten unter uns. ich jedenfalls kann darauf verzichten.
aber wenn ich denn die wahl hätte - wozu es hoffentlich nie kommt, weil ich beides befürworte: das recht auf eine legale abtreibung wiegt erheblich schwerer als die möglichkeit, gleichgeschlechtliche ringe austauschen zu dürfen. in wilder ehe leben zu müssen ist immer noch noch menschenwürdiger als sich cyankali einzuverleiben oder den illegalen gang zur engelmacherin zu wagen.
und was sagt uns dies? es gewinnt in der mediengesellschaft stets, wer am lautesten schreit. die schwul(-lesbisch)e community treibt eine überholte ehe auf die straße,. frauen, die abtreiben müssen, schreien dies für gewöhnlich nicht in die welt hinaus.
yippie! it's still a man's world!
http://www.youtube.com/watch?v=h1_PIuEmj8s
http://www.lyricstime.com/joni-mitchell-my-old-man-lyrics.html
We don't need no piece of paper
From the city hall
Keeping us tied and true
Joni Mitchell
aufgeschreckt hat mich dein einschub zum thema abtreibung. ich befürchte, dass du recht haben könntest. nicht nur für die usa, später auch für europa.
Ja, das haben Demokraten auch schon eingeräumt, dass sich die Stimmung hinsichtlich der Abtreibungen anders entwickelt als in anderen gesellschaftspolitischen Fragen. Aber über dieses Thema wird immer noch am Supreme Court entschieden und nicht in den Parlamenten; selbst wenn dort die Rechtssprechung aus den Siebzigern gekippt werden sollte, wären in Zukunft meines Wissens die Einzelstaaten für eine Regelung zuständig: Abtreibungen würden nicht in den gesamten USA verboten werden. Kenne mich da aber nicht so aus.
Die Legalisierung der Schwulenehe hat aber nicht nur etwas mit dem tatsächlichen Ringetausch zu tun, sondern generell mit der Anerkennung solcher Lebensweisen - insofern ist das schon ein gesellschaftspolitischer Erfolg.
Bachmann als Vizepräsidentschaftskandidatin? Das wäre das Modell McCain / Palin auf Anabolika: Der eigentliche Kandidat versucht, als seriöser Wirtschaftsfachmann zu Punkten, während ihm seine durchgeknallte Vize ständig die Schau stiehlt. Glaube nicht, dass das besonders erfolgversprechend wäre. Zudem: Was macht man mit Bachmann nach der Wahl? Man kann sie ja schlecht in ner Gummizelle auf dem Dachboden des Weißen Hauses wegsperren. Da dürfte eher jemand wie Senator Marco Rubio infrage kommen: jung, telegen und eloquent, aus dem wichtigen Swing State Florida, sehr beliebt bei den Tea Parties und zu allem Überfluss Latino, also aus einer bei Wahlen zunehmend wichtigen Minderheit.
It's safe to say that pretty much every candidate is dreaming of Rubio as a VP pick in '12.
http://gop12.thehill.com/2011/06/romney-dreaming-of-rubio.html
Zum eigentlichen Thema: Eine Umfrage zur Stimmung in Iowa wurde heute veröffentlicht, durchgeführt von Anne Selzer, deren Iowa-Polls schon fast legendären Status haben; in den beiden letzten Vorwahlzyklen war ihre Erhebung kurz vor dem Caucus fast deckungsgleich mit dem tatsächlichen Resultat. Von daher würde ich meinen, dass der Poll ein ganz zuverlässiges Stimmungsbild abgibt. Natürlich kann sich noch viel ändern - vor vier Jahren hätte auch noch niemand mit Huckabees Sieg im Caucus gerechnet. Trotzdem: Gute Nachrichten für Bachmann, schlechte für Pawlenty, Romney kann zufrieden sein (wird aber keinen aufwendigen Wahlkampf in Iowa machen und auch nicht am großen Republikaner-Treffen in Ames teilnehmen), Huntsman wird in Iowa nicht antreten, daher juckt ihn sein schwaches Abschneiden hier nicht.
Die Zahlen:
Romney 23
Bachmann 22
Cain 10
Gingrich 7
Paul 7
Pawlenty 6
Santorum 4
Huntsman 2
http://www.politico.com/news/stories/0611/57766.html
Huntsman hat sich hier schon gesteigert: In der letzten Erhebung hatte nur ein einziger der Befragten ihn präferiert, der sich zudem gar nicht sicher war, ob er Obama nicht doch ganz ok fand.
Zur Erinnerung: In den nächsten Monaten werden Bachmann, Pawlenty, Santorum und wohl auch Cain ständig durch Iowa touren und Anfang nächsten Jahres wirklich fast jedem Republikaner hier persönlich die Hand geschüttelt haben. Das gleiche gilt für Romney und Huntsman in New Hampshire. Gingrich macht diese Art von Wahlkampf überhaupt nicht mehr, seine Auftritte beschränken sich momentan auf die bequem mit dem eigenen Auto zu erreichende Umgebung seiner Wohnungen in Washington und Georgia. Da kann sich also noch so einiges verschieben.
Zum Vergleich die Umfragewerte aus dem anderen wichtigen Vorwahlstaat New Hampshire; die sind allerdings noch von Anfang April:
Romney 40
Paul 18
Gingrich 17
Bachmann 8
Pawlenty 5
http://www.politico.com/2012-election/presidential-polls/new-hampshire/new-hamps hire-gop-primary/
Ich finde das völlig logisch. Abgesehen davon, daß Abtreibung sicher die schwerere Sünde als Homosexualität ist, passt der doppelte Umschwung auch praktisch gut zusammen.
Wenn man die Abtreibung verbietet, gibt es endlich ausreichend ungewollte Kinder, die die frischverheirateten Schwuchteln dann adoptieren können. So ist die Familiengründung doch gleich viel glaubwürdiger.
Früher hätte man wohl gesagt: Hier ist ein Stück Seife, geh und wasch Dir den Mund aus... Wobei es schön wäre, wenn der Schwerpunkt in diesem Thread nicht auf dem Für und Wider von gleichgeschlechtlichen Ehepaaren liegen würde, sondern eher auf einer vernünftigen Prognose hinsichtlich des bunten Vorwahltreibens in den Staaten.
manche würden sagen (tun sie in der usa) dass ein verstärktes augenmerk auf persönliche freiheit (auch zu heireten, leben mit wem und wie man will) UND verantwortung (für das entstehende leben) gibt
dass da der männliche urheber wieder freikommt (mehr als die frau)
dass gesundheitliche gründe ignoriert werden
dass selbst inzest und vergewaltigung von vielen nicht mehr als abbruchsgrund akzeptiert wird
...das ist imo nur noch krank
@supremecourt
schön und gut - aber es gibt schon grosse gebiete wo man keinen arzt mehr findet - weil "abtreibungsärzte" von proleben-irren umgebracht werden
wer geld hat kann sich die reise zu einem abtreibungsarzt leisten - die armen ......schlimmstes mittelalter
besonders wenn aufklärung und verhütung von den gleichen gesellen verteufelt wird (und die jungen mütter in ihrer not von staat und gesellschaft allein gelassen werden)dieser gesinnungswandel hat durchaus auswirkung auf die art und weise wie die amis mit früheren fehltritten der kandidatInnen umgehen
@grüner
es ist kein abtausch (und viele homobitrans-leute sind für das selbstbestimmungsrecht auf den eigenen körper)
teilweise eine neue "liberale" wertekonservative jugend
teilweise auch unterschiedliche strömungen in verschiedenen teilen der usa
und teilweise ein strukturelles durchsetzen der stärke der grossen kirchen
eine giftige mischung die so in westeuropa nicht absehbar ist
Gestern war sie in der CBS-Show "Face the Nation" zu sehen. In der Tat: Sie hat enorm was dazugelernt, spricht vor allem über die Wirtschaft, zitiert Statistiken, wirkt seriös, entschärft ihre Rhetorik: "I don't question the president's patriotism at all." Natürlich fragt sie der Host nach ihren verrückteren Statements der Vergangenheit, sie weicht jeder dieser Fragen aus. Lohnt sich, mal reinzuschauen, um einen Eindruck von Bachmann zu bekommen:
http://www.cbsnews.com/video/watch/?id=7371376n
Time Magazine-Kolumnist Mark Halperin bemerkt, sie versuche momentan recht erfolgreich, sich ein moderateres, weniger fundi-christliches Image zu erarbeiten ("moderat" ist in ihrem Fall natürlich sehr relativ).
http://thepage.time.com/2011/06/22/first-in-the-nation-launch-for-bachmann/
Allerdings: Auch wenn ihre Zahlen in Iowa momentan sehr gut sind, auch wenn sie beim Geldeintreiben erfolgreich ist: Seit 1912 ist kein Abgeordneter des Repräsentantenhauses zum Präsidentschaftskandidaten einer der großen Parteien gekürt worden, ebenso wenig eine Frau. Bachmann würde im Falle eines Sieges also gleich mehrfach Neuland betreten - wie wahrscheinlich das ist, mag jeder selbst entscheiden.
Heute jedenfalls gibt sie in Waterloo / Iowa offiziell ihre Kandidatur bekannt.
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