Sechzig Prozent der republikanischen Caucus-Teilnehmer in Iowa werden evangelikale Christen sein, dort spielen traditionelle Werte und Themen wie Abtreibung oder Schwulenehe traditionell eine große Rolle. Man sagt auch, dass Iowa diejenigen Kandidaten belohne, die sich vor den Vorwahlen Zeit für den Staat nähmen, durch die Dörfer zögen, sorgfältig eine schlagkräftige Schar von Helfern für den Abend des Caucus rekrutierten. Gelten diese Regeln immer noch?
Gestern fand sich eine illustre Runde von Kandidaten zum Family Leader Forum zusammen, das nun endlich den Glauben und sozialkonservative Werte in den Blick nehmen wollte nach all den Debatten zu Wirtschafts- und Außenpolitik. Geladen hatte Bob Vander Plaats, prominentester Sozialkonservativer des Staates und erst kürzlich Architekt einer erfolgreichen Kampagne zur Abwahl dreier Richter, die Schwulenehen für rechtmäßig erklärt hatten. Die Kandidaten gaben Einblicke in ihre Glaubensüberzeugungen, sprachen über Krisen in ihrem Leben; Gingrich beispielsweise schilderte seine Zeit als republikanischer Star Ende der Neunziger als Zeit der inneren Leere, die ihn schließlich in Ehebruch und Scheidung getrieben habe. Man tröstete sich gegenseitig auf der Bühne, vier von sechs Anwesenden vergossen Tränen, die Lokalzeitung juxte, es man bewerbe sich wohl um das Amt als "Oberste Heulsuse".
http://caucuses.desmoinesregister.com/2011/11/19/gop-forum-whos-the-crier-in-chi ef/
Ron Paul allerdings passt auch hier nicht so ganz rein: Auf die Frage nach persönlichem Versagen beklagte er, mit dem Sport aufgehört zu haben.
Aber trotz aller insgesamt rührenden Momente gibt es Anzeichen, dass die klassischen evangelikalen Themen momentan nicht so gefragt sind:
For all the focus Saturday on them — past polls have shown that roughly 60 percent of caucus-goers are social conservatives — a recent poll showed that more than 70 percent of likely caucus-goers say the economy is their main concern.
Die New York Times meldet, Mitt Romney werde in Iowa nicht auf Platz, sondern auf Sieg spielen - wie schon vor vier Jahren. Riskant, da ein schlechteres Abschneiden in dem für ihn nicht optimalen Staat dann - wie damals - als echte Niederlage gewertet würde, aber mit dem Risiko steigt auch die Wahrscheinlichkeit, gleich zu Beginn mit einem Doppelschlag (Iowa und New Hampshire) die Konkurrenz aus dem Feld zu schlagen.
Mr. Romney, who has been cautiously calibrating expectations about his chances in a state full of social conservatives, is now playing to win the Iowa caucuses. Television commercials are on the way, volunteers are arriving and a stealth operation is ready to burst into view in the weeks leading up to the caucuses, the first Republican nominating contest, on Jan. 3.
The escalation of his effort in Iowa, along with a more aggressive schedule in New Hampshire and an expanding presence in South Carolina, is the strongest indication yet that Mr. Romney is shifting from a defensive, make-no-mistakes crouch to an assertive offensive strategy. If he can take command in the three early-voting states, he could make the nominating battle a swift one.
1. Newt Gingrich 27%
2. Mitt Romney 20%
3. Ron Paul 16%
4. Michele Bachmann, Herman Cain, and Rick Santorum 6%
7. Jon Huntsman 3%
http://gop12.thehill.com/2011/11/gingrich-still-leads-in-iowa.html
EDIT: Öhm, wo ist eigentlich Perry? Haben sie den vergessen?
Führende Vertreter diverser sozialkonservativer Verbände in Iowa haben sich laut CNN getroffen, um sich auf eine einheitliche Wahlempfehlung zu verständigen; man fürchtet wohl, dass ansonsten die eigene Klientel ihre Stimmen zwischen verschiedenen Kandidaten splitten könnte und die Bewegung dadurch deutlich an Einfluss verlieren dürfte. Man scheint den Auswahlprozess schon auf mehrere Kandidaten eingegrenzt zu haben:
Sources say there were about 20 to 25 people present at the meeting and that another meeting is planned for Monday of next week.
The effort is said to still be in the discussion phase. Participants were said to have narrowed their focus down to four candidates: Minnesota Rep. Michele Bachmann, Texas Gov. Rick Perry, former House Speaker Newt Gingrich and former Pennsylvania Sen. Rick Santorum.
http://edition.cnn.com/2011/11/23/politics/secret-romney-meeting/index.html
Leider etwas zu früh durchgeführt, vor Cains Ausscheiden.
Gingrich 25
Paul 18
Romney 16
Cain / Bachmann 8
Perry / Santorum 6
Huntsman 2
Interessant ist hier der Blick auf die beiden ganz oben, da ihnen im Kleingedruckten der Umfrage ganz verschiedene Stärken attestiert werden. Gingrich hat den Zahlen zufolge am meisten Luft nach oben: 43% derjenigen, die einen anderen Kandidaten favorisieren, gaben an, Gingrich sei ihre zweite Wahl. Auch bei den Cain-Fans (die sich ja nun zwangsläufig umorientieren dürften) führte Newt die Liste der Alternativen an.
Ganz anders Ron Paul. Nur sieben Prozent der Fans anderer Kandidaten nannten ihn als zweite Wahl, was rein intuitiv ja auch nicht anders zu erwarten ist - es trennt ihn programmatisch einfach sehr viel vom Rest des Feldes. Auf der anderen Seite hat er (der ja mehr Geld zur Verfügung hat als die meisten seiner Gegner) in Iowa im Gegensatz zu Gingrich längst eine schlagkräftige Organisation aufgebaut; irgendwo las ich kürzlich die bewundernde Bemerkung irgendeines Journalisten, er sei abends an Pauls Hauptquartier vorbeigegangen, da sei auch zu später Stunde noch unglaublich Betrieb gewesen. Paul hat laut TIME 20000 feste namentliche Zusagen, ihn wählen zu wollen - bei einer zu erwartenden Wahlbeteiligung von 90- bis 115000 ist das ganz ordentlich, dazu gelten seine Fans ja als besonders fanatisch. In Republikanerkreisen unkt man schon, wenn es am Wahltag einen Schneesturm gebe, gewinne Paul.
Irgendwo ist unser Iowa-Markt also auch ne Wetterprognose.
http://caucuses.desmoinesregister.com/2011/12/04/three-questions-emerge-from-iow a-poll-results/
http://swampland.time.com/2011/12/02/can-ron-paul-win-the-anti-romney-primary/
Gingrich 28
Paul 19
Romney 17
Bachmann 9
Perry 7
Santorum 6
Huntsman 2
Diverse Polls der letzten Tage sehen Gingrich in Iowa deutlich vor seinen Konkurrenten. Ist das ein zuverlässiger Indikator für den Ausgang des Caucuses in einem Monat? Nate Silver hat sich angeschaut, wer in vergangenen Wahlperioden einen Monat vor dem Caucus die Umfragen anführte und wer schlussendlich gewann (gelb markiert). Letztendlich waren die Umfragen bereits einen Monat vor der Stimmabgabe ein ganz guter Indikator:
Allerdings hätten die Frontrunner der Vergangenheit oft einen etwas größeren Vorsprung in den Umfragen gehabt als Gingrich, trotzdem sei er der Favorit auf einen Sieg im "Hawkeye State":
If I were setting odds as of this morning, I might assign Mr. Gingrich about a 45 or 50 percent chance of winning Iowa, followed by Mr. Paul at 25 percent and Mr. Romney at 15 percent, reserving a small possibility of a comeback by Rick Santorum, Michelle Bachmann or Rick Perry. Of course, much of this has to do with what you think about the robustness of Mr. Gingrich’s campaign overall and not just his Iowa polls. There are three debates in Iowa between now and the caucuses, which will undoubtedly go a long way toward determining the winner.
http://fivethirtyeight.blogs.nytimes.com/2011/12/04/how-safe-is-gingrichs-lead-i n-iowa/
Ein Überblick über die Umfragen der letzten Tage:
Eine Erhebung, die Ron-Paul-Fans gefallen dürfte.
Gingrich is at 22% to 21% for Paul with Mitt Romney at 16%, Michele Bachmann at 11%, Rick Perry at 9%, Rick Santorum at 8%, Jon Huntsman at 5%, and Gary Johnson at 1%. [...]
There are a lot of parallels between Paul's strength in Iowa and Barack Obama's in 2008- he's doing well with new voters, young voters, and non-Republican voters:
-59% of likely voters participated in the 2008 Republican caucus and they support Gingrich 26-18. But among the 41% of likely voters who are 'new' for 2012 Paul leads Gingrich 25-17 with Romney at 16%. Paul is doing a good job of bringing out folks who haven't done this before.
-He's also very strong with young voters. Among likely caucus goers under 45 Paul is up 30-16 on Gingrich. With those over 45, Gingrich leads him 26-15 with Romney at 17%.
-Among Republicans Gingrich leads Paul 25-17. But with voters who identify as Democrats or independents, 21% of the electorate in a year with no action on the Democratic side, Paul leads Gingrich 34-14 with Romney at 17%.
Young voters, independents, and folks who haven't voted in caucuses before is an unusual coalition for a Republican candidate...the big question is whether these folks will really come out and vote...if they do, we could be in for a big upset.
http://www.publicpolicypolling.com/main/2011/12/paul-closes-in-on-gingrich.html
Noch zu erwähnen ist natürlich, dass Perry, Bachmann und Santorum sich einen beinharten Kampf um die Stimmen christlicher Wähler liefern; Santorum bleibt bis Weihnachten in Iowa, Perry tritt eine vierzehntägige Busreise durch über 40 Ortschaften an, Bachmann verkündete heute die Unterstützung durch 25 Pastoren des Staates. Noch ziemlich offen, in welcher Reihenfolge die drei durchs Ziel gehen werden, aber wenn Perry Letzter (gegen einen Noname und eine Hinterbänklerin) würde, wär das für einen langjährigen Gouverneur von Texas schon bitter.
Gleich die nächste von Insider Advantage, sie zeichnet ein anderes Bild:
A new InsiderAdvantage poll [realclearpolitics.com] in Iowa shows Newt Gingrich way ahead of the GOP field with 27%, followed by Ron Paul at 17%, Rick Perry at 13%, Mitt Romney at 12%, Michele Bachmann at 10%, Rick Santorum at 7%, and Jon Huntsman at 4%
http://politicalwire.com/archives/2011/12/13/poll_shows_gingrich_way_ahead_in_io wa.html
Ich bin optimistischer, was Paul's Chancen in Iowa angeht, aber letztendlich kann sich jeder die Umfragezahlen raussuchen, die ihm in den Kram passen. An dieser Umfrage natürlich auffällig: Sie diagnostiziert einen kleinen Perry-Boom und Romney liegt nur auf dem vierten Platz. Wenn andere Erhebungen das bestätigen (bislang tun sie es nicht) und das Ergebnis wirklich so ausfällt, dann wär das bitter für Mitt.
Momentan scheint es so, als würden sich Paul und Gingrich um den Platz an der Sonne streiten. Ein Vergleich:
It’s useful to imagine both of them as the kind of eccentric uncle who talks your ear off at a Christmas party. Uncle Newt has an easygoing and expansive mien, the latest gadget on his belt, and a remarkably persuasive five-point case for why you should invest in his new business venture. Uncle Ron just wants to hector you about the evils of the Trilateral Commission.
Most important, they represent two very different endpoints for the Tea Party movement. Paul, for all his crankishness, is the kind of conservative that Tea Partiers want to believe themselves to be: Deeply principled, impressively consistent, a foe of big government in nearly all its forms (the Department of Defense very much included), a man of ideas rather than of party.
Gingrich, on the other hand, is the kind of conservative that liberals believe most Tea Partiers to be – not a genuine “don’t tread on me” libertarian, but a partisan Republican whose unstinting support for George W. Bush’s deficit spending morphed into hand-wringing horror of “socialism” once a Democrat captured the Oval Office.
http://campaignstops.blogs.nytimes.com/2011/12/13/ron-paul-rising/?ref=opinion
Interessante Grafik zu Iowa von FOX News; man beachte, wie Romney sich verändert hat:
http://politicalwire.com/archives/2011/12/14/look_whos_running_second.html
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