Ein Problem in der jetzigen Situation ist doch auch, dass beide Kampagnen ihr Bestes tun, um die derzeitige Lage noch unübersichtlicher zu machen. Romneys Leute geben sich enthusiastisch, sehen ihren Kandidaten auf dem Vormarsch, versuchen die Medien mit Informationen zu füttern, die diese Story stützen: Ryan trat kürzlich in Pennsylvania auf, sicher kein wirklicher Swing State, um den Eindruck zu erwecken, Romney sei selbst hier konkurrenzfähig; es wurde an die Presse lanciert, Mitt ziehe Personal aus North Carolina ab, da der Staat ja eh schon so gut wie gewonnen sei: In Wirklichkeit wurde nur ein einziger mickriger Mitarbeiter versetzt.
http://nymag.com/daily/intel/2012/10/romney-says-hes-winning-its-a-bluff.html
Das Problem mit diesem Bluff ist natürlich, dass er nicht völlig aus der Luft gegriffen ist; Romney hat in den Umfragen ohne Frage aufgeholt, bei den wichtigen Beliebtheitswerten hat er mittlerweile in etwa gleichgezogen mit Obama; das war vor wenigen Wochen noch nicht der Fall. Schwierig also, zu beurteilen, wieviel "Momentum" tatsächlich existiert und wieviel nur Spin ist.
http://www.slate.com/blogs/weigel/2012/10/23/how_real_is_mittmentum.html
Noch mehr verkompliziert wird das Bild durch die Obama-Kampagne, die den Geschichten über Romneys Fortschritte nichts entgegensetzt, da man um die Motivation der eigenen Wählerschaft fürchtet und zu dem Entschluss gekommen zu sein scheint, dass der drohende Wahlsieg Romneys noch das potenteste Mittel sei, um die eigenen Leute an die Urnen zu treiben.
Und auch die Medien lieben natürlich das Drama, Aufholjagden, überraschende Wendungen, auch das darf man nie vergessen.
http://www.tnr.com/blog/plank/109028/the-liberal-media-in-love-our-trajectory
Inmitten all dieser widerstreitenden oder sich ergänzenden, verschieden motivierten Stories ein Bild des wahren Standes der Dinge zu bekommen, ist eine Herausforderung, wenn nicht gar unmöglich. Deshalb sind Seiten wie 538, mit ihrer modellbasierten Verarbeitung harter Daten, wohl ein ganz gutes Antidot zur hektischen Wahlberichterstattung anderswo.
Und wenn wir uns die Swing States anschauen, dann sind die in diesem Jahr überdurchschnittlich heterogen: Colorado ist ziemlich verschieden von Florida, Virginias Wählerschaft sieht anders aus als die in Ohio. Je nachdem, in welchem Subsegment - weiße Arbeiterklasse (Ohio), wohlhabende und gut gebildete Weiße (Virginia, North Carolina, New Hampshire), Senioren (Florida), Hispanics (Colorado, Florida) - die eine oder andere Seite noch dazugewinnen kann, ergeben sich ganz unterschiedliche Szenarien.
Ganz interessant fand ich auch die Beobachtung (habe leider den Link nicht mehr im Kopf), dass Romneys Auftritt in der letzten Debatte absolut auf diese Wähler in Swing States zugeschnitten war. Die Forderung nach einem Ausbau der Marine beispielsweise ist ziemlich unsinnig, wurde von Obama ja auch sehr hübsch gekontert ("Horses and Bayonets"), aber auch Romney selbst würde sie als Präsident wohl kaum umsetzen - sie war vermutlich vor allem eine schmackhafte Karotte, die man den Werftarbeitern in Virginia und North Carolina (zwei Staaten, in denen der Schiffsbau ein wichtiger Wirtschaftszweig ist) offerierte. Solche Details machen es halt auch schwierig, den Erfolg der Kandidaten bei solchen Debatten zu bewerten: Sind tausend Stimmen von Werftarbeitern mehr wert als die Seriosität der eigenen Vorschläge? Das ist - wenn wir mal ganz machiavellistisch davon absehen, dass eine seriöse Diskussion prinzipiell natürlich sehr wünschenswert wäre - eine offene Frage.
Es lebe der Spin, auch musikalisch:
In letzter Zeit gern mal diskutiert und auch hier schon erwähnt: Warum sind Obamas Werte in den Swing States besser, als es aufgrund der landesweiten Umfragen zu erwarten wäre? Könnte dies dazu führen, dass Romney die Mehrheit der Stimmen bekommt, Obama aber das Electoral College gewinnt? Ein Journalist glaubt jetzt, nach einem Blick ins Kleingedruckte einer Umfrage die erste Frage beantworten zu können: Demokraten in den blauen Staaten (die sicher für Obama stimmen werden) seien schlicht ziemlich apathisch und könnten in größerer Zahl zu Hause bleiben - hier die vom Institut ermittelte / geschätzte Wahrscheinlichkeit (die natürlich irre hoch ist, was ich mir nicht so richtig erklären kann, was für die Fragestellung aber wohl auch irrelevant ist), dass sie abstimmen werden:
Competitive states
Republicans: 92%
Democrats: 88%
Red states
Republicans: 86%
Democrats: 87%
Blue states
Republicans: 90%
Democrats: 81%
In den Swing States werde das Phänomen ausgeglichen durch das Bewusstsein, Romney verhindern zu müssen, sowie die ausgeklügelte Organisation der Demokraten; in den blauen Staaten dagegen könnte es zu einer verminderten Wahlbeteiligung von Demokraten führen, die für das Electoral College aber keine Konsequenzen habe.
http://www.salon.com/2012/10/25/obama_has_a_blue_state_problem/
Ein weiterer Artikel beschäftigt sich mit den noch unentschlossenen Wählern. Deren Zahl sei zwar geringer als in der Vergangenheit, da das Land in zwei so klar definierte Lager gespalten sei; etwa fünf Prozent der Bevölkerung seien aber immer noch dieser Gruppe zuzuordnen. Schwer, deren Verhalten vorherzusagen; in der Vergangenheit entschieden sie sich aber überproportional häufig für den Herausforderer:
How are undecided voters likely to split this year? While no one knows for sure, the two most recent presidential elections involving incumbents suggest that challenger has an advantage. Here are the exit poll numbers, categorized by the timing of voters’ final decisions:
1996
2004
Last week
Before that
Last week
Before that
Clinton
35
52
Bush
45
52
Dole
41
38
Kerry
52
47
Although Clinton won by 8 percentage points overall, Dole edged him by 6 points among late voters who made up their minds during the final week. In 2004, Bush bested Kerry by 3 points, but Kerry defeated him by 7 points among the late deciders.
http://www.tnr.com/blog/plank/109147/will-undecided-voters-tip-the-election-agai nst-obama
Und schließlich ein weiterer Beitrag zur endlosen Geschichte einer der ältesten Demokratien der Welt, die trotzdem bei der Organisation ihrer Wahlen oft einem Dritte-Welt-Land gleicht: In Ohio werden viele Stimmzettel möglicherweise erst ab dem 17. November ausgezählt. An gut 800000 der knapp 7 Millionen Wahlberechtigten wurden nämlich Briefwahlunterlagen verschickt; gehen diese Leute aber trotzdem ganz regulär wählen, dann dürfen sie nur einen vorläufigen Stimmzettel ausfüllen, danach wird geprüft, ob selbiger Wähler nicht auch schon per Briefwahl abgestimmt hat, und ab dem 17.11. werden die vorläufigen Stimmzetteln, bei denen das nicht der Fall ist, dann ausgezählt. 538 schätzt die Wahrscheinlichkeit, dass Ohio die Wahl entscheidet, auf etwa 50%, natürlich weit höher als bei jedem anderen Staat. Könnte also sein, dass man nach der Wahl noch knapp zwei Wochen im Ungewissen darüber bleibt, wer eigentlich gewonnen hat.
http://politicalwire.com/archives/2012/10/25/ohios_nightmare_scenario.html
EDIT: Hier noch ein guter Artikel zur politischen Topographie Ohios, Fazit:
Romney will still do better than McCain in southern and southeast Ohio, but “better” isn’t enough, with Obama starting well above Kerry’s performance among African Americans and postgraduate voters around Columbus. Absent a strong enough counter-veiling force, Obama's improvements among these two groups are sufficient to overcome Ohio's traditional Republican-lean. To compensate, Romney needs to run up the score among voters who have traditionally voted for Democrats in southern and southeast Ohio, but the Obama campaign has developed a messaging strategy perfectly suited to blocking his route to victory. With twelve days to go, the polls show that the Obama campaign's approach is succeeding.
http://www.tnr.com/blog/electionate/109150/the-road-victory-in-ohio
http://articles.latimes.com/2012/sep/24/news/la-pn-romney-jet-windows-20120924
“When you have a fire in an aircraft, there’s no place to go, exactly, there’s no — and you can’t find any oxygen from outside the aircraft to get in the aircraft, because the windows don’t open. I don’t know why they don’t do that. It’s a real problem. So it’s very dangerous....” he said.
Das hast Du doch gefaked Caro, oder?
Das hast Du doch gefaked Caro, oder?
nö, hat er nicht. hab das vor einiger zeit auch schon wo gelesen. falls fake, dann wer anderer.
falls fake, dann wer anderer.
Dennoch muss es ein Fake sein. Romney hat doch sicher einen Pilotenschein, wahrscheinlich ein Privatflugzeug; ausserdem hat sich nach 9/11 wie jeder erwachsene Amerikaner bis ins Detail mit Flugsicherheit beschaeftigt. Daher halte ich die Echtheit einer derartigen Aussage fuer denkunmoeglich.
DAS ist ein wirklich guter fake ;)
Es kommt ein "Monstersturm" auf die US-Ostküste zu in Kombination mit Tief "Frankenstorm".
Mal sehen, wem die Gummistiefel besser stehen. Ein Rundflug a la Bush gibt aber ein Ungenügend. Ich erwarte eine PR-Op, die "Schröder an der Oder" in Gummistiefeln weit in den Schatten stellen dürfte.
Schon für den frühen Sonntag wird mit starkem Wind, schweren Regengüssen und möglicherweise Schneefall gerechnet. Am Dienstagmorgen trifft "Sandy" nach den jetzigen Berechnungen im Umland von New York oder New Jersey auf das Tief "Frankenstorm", zudem wird aus dem Süden Kanadas eine Kaltfront erwartet. Das seltene Wetterphänomen könnte Experten zufolge in der dicht besiedelten Region Schäden im Umfang von mindestens einer Milliarde Dollar anrichten.
"Wir erwarten einen sehr, sehr großen Sturm", sagte Louis Uccellini, Direktor des National Oceanic and Atmospheric Administration's Centers. Ein Drittel der Vereinigten Staaten könnte von dem Sturmtief getroffen werden. Ähnlich drastisch äußerte sich auch der Direktor der US-Wetterwarte, Jeff Masters: "Das sieht nach einem sehr ernsten, möglicherweise historischen Sturm aus."
Drottl, wo hast Du das vor einiger Zeit gelesen? Die Notlandung der Frau Romneys war am Freitag, btw.
Wolli, er hat es gesagt, auch wenn Experten es für "denkunmöglich" halten.
Hier das Video.
https://www.youtube.com/watch?v=8Ws_s38QmxM
Nate Silver hat in seinem Buch zu sogennannten "Dennkunmöglichkeiten" einiges zu sagen. Er meint, dass in 15% der Fälle derlei für undenkbar gehaltenes, doch eintritt. Deshalb sind wahrscheinlich Expertenmärkte wohl auch nicht wirklich bessser, oder was sagt die Empirie, gruener?
Die Notlandung war doch schon im September, oder gab es zwei?
Ich habe es damals hier gelesen:
http://www.welt.de/vermischtes/article109457028/Mitt-Romney-will-das-Flugzeugfen ster-oeffnen.html
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