Lieber Wanli, ich glaube das ist alles viel einfacher.
Die haben einfach mehr Angst vor einer langfristigen Verfolgung durch Trump, der auch nach seinem verlorenen Wahlkapf immer großen Medienzugang haben wird, als vor Cruz, der nur solange Bedeutung hat wie er Kandidatenkandiat ist.
Naja, die Nomenklatura in Washington hat sich bislang noch nicht auf einen ihr genehmen Kandidaten verständigen können - Rubio ist schon sehr konservativ (wenn auch im Habitus mainstreamtauglicher als Cruz), die drei übrigen Kandidaten (Bush, Kasich und Christie) haben auch so ihre jeweiligen Schwächen.
Aber das Leben ist bekanntlich kein Wunschkonzert - man wird offenbar Iowa und New Hampshire abwarten, aber dann rechne ich schon mit deutlicher Unterstützung für einen der genannten Kandidaten, der hier bei den ersten zwei Vorwahlen die beste Figur gemacht hat.
EDIT: Rubios ziemlich konservative Positionen sind vielleicht sogar ein Grund, gerade ihn zu unterstützen - ansonsten könnten seine Fans im Zweifelsfall eher mit Cruz als mit einem moderateren Republikaner liebäugeln:
Among respondents who said Rubio would be a “good” or “great” president, 75 percent felt the same way about Cruz, the highest overlap in the entire field. The reverse held true, though to a lesser extent, with 62 percent of Cruz supporters thinking favorably of Rubio.Other polls have produced similar results, although Pew’s numbers are the strongest to date.
http://www.theatlantic.com/politics/archive/2016/01/confusing-rubio-for-cruz/426 630/
Ich denke, viele im Establishment sind auf dem falschen Fuß erwischt worden. Sie haben auf Bush und dessen reich und berühmtes Netzwerk gesetzt, der anfangs ja auch in Führung lag. Dann ist Bush abgeshmiert und eine extreme Anti-Establishment- Stimmung hat sich breit gemacht. Jetzt wollen alle NH abwarten, bevor sie aufs zweite Pferd setzen. Falls Bush nicht doch besser abschneidet, als alle denken.
Bei Cruz rächt sich jetzt, dass ihn quasi alle Politiker in seiner Partei abgrundtief hassen. Sollte er dennoch Kandidat werden, wird das auch seine wenig präsidialen Charaktereigenschaften herausstellen: Wie soll er Kompromisse mit Kongress und Senat aushandeln, wenn ihn schon die republikanischen Senatoren nicht ausstehen können?
"Die letzten Umfragen sprechen für Trump. Die allermeisten Experten haben alles revidiert, verstohlen oder offen, was sie seit dem Sommer 2015 geschrieben haben: Dass Trumps Kampagne sich auflösen werde, dass er gelangweilt hinwerfe, dass er unterirdisch inhaltsarm sei und ein undenkbarer Präsident. Trump braucht aber weder Partei noch Medien. Er musste nur die Wut breiter und bereiter Schichten im Land kanalisieren und entfachen. Sieht so aus, als könnte das reichen."
Immer Stimmen weißen darauf hin, dass Cruz einen schwierigen Charakter hat, oder deutlicher, ein riesengroßes Arschloch ist:
For nearly his entire life, Ted Cruz has been building the resume he thought necessary to run for president, from his time in a youth group that traveled around Texas reciting the Constitution verbatim, to Princeton University and Harvard Law, to service in the U.S. Senate. Also in there were stints as a appellate and Supreme Court clerk, during which time he had a reputation for being fanatical about the death penalty. This included (inappropriately) working the gory details of violent crimes into legal briefs, invariably pressing for capital appeals to be denied, and even giving the appellate judge he worked for a rather macabre gift—a caricature that showed Cruz and his fellow clerks pulling a stagecoach, the judge steering, and tombstones with the names of all the people whom had been executed on the judge's watch.
What is the electoral relevance of this? Maybe nothing. But this is just another reminder that Cruz's theology is rooted entirely in the Old Testament, with its vengeful God and its "eye for an eye." There seems to be nothing of the New Testament in his worldview—no charity, no forgiveness, no turning the other cheek. Undoubtedly, a portion of the GOP electorate finds an old-fashioned, fire and brimstone version of Christianity to be satisfactory, but if Cruz gets the nomination he is eventually going to need more votes than that, including a sizable portion of all Americans who identify as Christian. There's a reason that millions of people favor more liberal denominations of Christianity, centered primarily on the New Testament, and it is fair to wonder if the bomb-dropping, execution-loving, non-tithing Cruz will pass muster with that segment of the community.
http://www.electoral-vote.com/evp2016/Pres/Maps/Jan25.html#item-7
Dennoch denke ich, dass er Iowa gewinnen wird, weil er einfach der Kandidat der Evangelikalen ist, Trump allenfalls ein agnostischer Christendarsteller und die Trumpsymphatisanten ev. zahnlose Aufschneider und Sofasitzer. Aber vielleicht täusche ich mich auch grandios.
Meine persönliche Prognose für Iowa:
Cruz 34
Trump 27
Rubio 17
Carson 5
Christie 4
Paul 3,5
Huckabee 3
Bush 3
Santorum 2
Kasich 1
Andere 0,5
Die letzten Umfragen sprechen für Trump.
Das würde ich mal etwas relativieren. In der Tat sind in den letzten Tagen Umfragen erschienen (von CNN oder FOX), die Trump in Iowa weit vorne sehen.
CNN:
Trump 37 / Cruz 26 / Rubio 14 / Carson 6 / Bush 3 / Paul 2 / Christie 1 / Huckabee 3 / Kasich 1 / Fiorina 1 / Santorum 1
FOX:
Trump 34 / Cruz 23 / Rubio 12 / Carson 7 / Bush 4 / Paul 6 / Christie 4 / Huckabee 2 / Kasich 2 / Fiorina 1 / Santorum 2
CBS:
Trump 39 / Cruz 34 / Rubio 13 / Carson 5 / Bush 1 / Paul 3 / Christie 2 / Huckabee 0 / Kasich 1 / Fiorina 1 / Santorum 1
Schon eindrucksvolle Zahlen für den Donald. Aber ein Blick auf das Kleingedruckte etwa der CNN-Umfrage macht etwas stutzig. 2008 und 2012 nahmen jeweils ziemlich genau 20% der Republikaner Iowas an den Caucuses teil - 2012 waren es 121.503 republikanische Vorwähler, 2008 fast identische 119.200.
http://iowacaucusproject.org/2015/07/how-many-people-participate-in-the-iowa-cau cuses/
CNNs aktuelle Umfrage geht aber von (bitte anschnallen) 320.000 republikanischen Vorwählern in diesem Jahr aus - über den Daumen gepeilt müsste die Wahlbeteiligung also von 20% auf etwa 50% hochschnellen. Wohlgemerkt - besagte Wahlbeteiligung ist nicht in Stein gemeißelt; bei den Demokraten kletterte sie von 23% im Jahr 2004 auf knapp 40% vier Jahre später (Clinton vs. Obama lockte knapp 240.000 Vorwähler). Der derzeitige Vorwahlkampf ist spannend, die Fernsehdebatten erreichen Rekordquoten - kann schon sein, dass mehr Republikaner den Weg an die Wahlurnen finden. Aber eine Steigerung um 150%, nochmal 80.000 mehr als bei den Demokraten 2008? Colour me sceptical.
Die Annahmen der Demoskopen haben wohl auch etwas damit zu tun, dass viele Institute die paar Hanseln, die sich wirklich von ihnen befragen lassen, oft einfach fragen, ob sie planten, an den Caucuses teilzunehmen. Eine positive Antwort reicht, schon wird die Stimme gezählt. Nur wenige Institute gewichten die erhobenen Daten danach, ob der Befragte schon einmal an einem Caucus teilgenommen hat - eine simple Frage, die die Genauigkeit von Wahlprognosen nachweislich beträchtlich erhöht.
Viel Unsicherheit also; wir wissen allerdings mit Sicherheit, dass Trump überdurchschnittlich gut punktet unter Wählern, die in der Vergangenheit zuhause geblieben sind.
This is important because calculating for higher voter turnout generally boosts the numbers for Trump and Sanders. Both candidates poll higher than their top opponents among voters who might vote in the caucus; but tend to trail among those who have committed to going.
http://qz.com/600978/dont-believe-the-hype-polling-in-iowa-is-notoriously-terrib le/
Zieht Eure eigenen Schlüsse; ich bleibe skeptisch und verlasse mich vor allem auf die Umfragen, die der Des Moines Register durchführt. Da werden nämlich die Antworten in der beschriebenen Weise gewichtet. Wenn die nächste Umfrage der Zeitung Trump ebenfalls so stark sieht wie CNN, FOX und CBS, dann komme ich ins Grübeln, vorher aber bestimmt nicht.
538 hat übrigens zu Iowa (und vielen weiteren Vorwahlen) wieder eine eigene Prognose am Start. Der geneigte Leser kann auswählen, ob er eine nur auf der Basis von Umfragen erstellte Prognose ("Polls-only") sehen will oder eine andere, in die weitere Faktoren einfließen ("Polls-plus").
http://projects.fivethirtyeight.com/election-2016/primary-forecast/iowa-republic an/
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Druis persönliche Prognose für Iowa:
Cruz 34
Trump 27
Rubio 17
Carson 5
Christie 4
Paul 3,5
Huckabee 3
Bush 3
Santorum 2
Kasich 1
Andere 0,5
Finde ich nicht schlecht; Bush sehe ich etwas stärker, Christie und Kasich wohl auch, bei Carson fällt mir die Prognose generell schwer. Dafür kann man mMn ein paar Punkte beim Donald abziehen - Begründung siehe oben. Erklärt mich für bescheuert, aber ich kann mir zwar einen zweiten Platz Trumps durchaus vorstellen, genauso gut aber den dritten. Erster wird er nicht, denke ich.
Wir werden sehen. ^.^
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EDIT: Rick Perry, vor nicht allzu langer Zeit noch selbst Präsidentschaftskandidat, stellt sich hinter Ted Cruz und wird mit ihm in Iowa Wahlkampf machen.
After Perry dropped out of the primary, Cruz's campaign immediately began courting his donors and supporters in Texas, while Cruz reached out to the former governor and asked to get together -- a gesture Perry says he appreciated given how little down time candidates get off the trail. When they met, Perry said, Cruz struck him as someone who deep down is likely “shy,” and “one of the best listeners I’ve ever dealt with in the political realm.” It was in stark contrast to more negative perceptions he had held about Cruz, driven by "media narrative" and "through the optics of a campaign."
http://www.politico.com/story/2016/01/rick-perry-endorses-ted-cruz-218170#ixzz3y FxA4pHf
Der verlinkte Artikel beschreibt, warum die Caucuses in Iowa so erstaunlich großes Gewicht haben. Ein kleines Filmchen erklärt das genaue Prozedere, ein längerer Clip zeigt (ziemlich chaotische) Szenen einer Caucus-Versammlung der Demokraten 2008 - unmittelbare Demokratie in Aktion. Sehr lesenswert.
http://www.vox.com/2016/1/25/10817088/iowa-caucus-2016-poll-trump-sanders
Immer Stimmen weißen darauf hin, dass Cruz einen schwierigen Charakter hat, oder deutlicher, ein riesengroßes Arschloch ist
Ein Blick zurück auf seine Zeit in Princeton - sein damaliger Zimmergenosse erinnert sich (sehr unterhaltsam):
http://nymag.com/daily/intelligencer/2013/10/ted-cruz-was-a-smelly-terrible-room mate.html
Ein anderer Artikel trägt zusätzlich noch Stimmen aus Washington zusammen:
http://www.motherjones.com/politics/2016/01/ted-cruz-jerk-hated
Noch knapper (und sehr lustig) ein Quiz über Ted Cruz, zusammengestellt von Kevin Drum - Pflichtlektüre zur Abendunterhaltung:
http://www.motherjones.com/kevin-drum/2016/01/how-big-dick-ted-cruz-quiz
Phantastisch! Das ist nicht zu übertreffen. Und die deutsche Sprache erhält den Respekt, den sie verdient:
When I met Ted in 1988, I had no word to describe him, but only because I didn't speak German. Thank you, Germans, for "Backpfeifengesicht."
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