So, morgen ist es endlich soweit, die Phase der "unsichtbaren Vorwahlen", in der die Kandidaten sich in Position bringen, Netzwerke knüpfen, prominente Unterstützer anwerben, Organisationen aufbauen, die Kriegsschatulle füllen, der Konkurrenz möglichst elegant ans Bein urinieren und (bei ausbleibendem Erfolg hinsichtlich der genannten Tätigkeiten) gegebenenfalls das Handtuch werfen, geht über in die Zeit der tatsächlichen Abstimmungen. Der Februar verläuft noch recht gemächlich; hier stehen nur vier Urnengänge in kleineren Staaten an, doch werden diese vermutlich die folgenden Vorwahlen deutlich beeinflussen: Unterlegene Kandidaten werden ausscheiden und es gibt zum ersten Mal "richtige Sieger". Neue Phase, neuer Thread also.
Unser erster Thread deckte die Zeit vom Sommer bis zum Herbst ab, der zweite die letzten drei Monate. In dieser Zeit gab es wie üblich ein ordentliches Auf und Ab in den Umfragen, manch ursprünglich als aussichtsreich gehandelter Kandidat schmierte überraschend ab (-> Walker, Scott und vermutlich auch Bush, Jeb!), es gab die aus der letzten Vorwahlsaison bekannten Eintagsfliegen (-> Fiorina, Carly oder Carson, Ben) sowie richtige Rohrkrepierer - Heroen vergangener Wahlgänge, die keinen Fuß auf den Boden zu bekommen scheinen (-> Huckabee, Mike sowie Santorum, Rick).
All diese Entwicklungen wurden aber natürlich weit überschattet von der Dominanz Donald Trumps sowohl in der Medienberichterstattung als auch in den Umfragen. Sein Eintritt in das Rennen war mit Häme und Spott bedacht worden und vor einem halben Jahr hätte kaum jemand darauf gewettet, dass der schillernde Selbstdarsteller aus New York vielen Beobachtern am Vorabend der ersten Vorwahlen als Favorit gilt: Ein Mann, der in der Gesamtbevölkerung kolossal unbeliebt ist, wenig Ahnung von den Herausforderungen praktischer Regierungsarbeit zu haben scheint, dessen "Programm" improvisiert und oft genug widersprüchlich daherkommt, der allemal keinen ideologisch gefestigten Konservativen darstellt, die Berichterstattung gern auf sich zieht mit Pöbeleien gegen spätestens im November wichtige Wählergruppen und schlussendlich reichlich unberechenbar ist. Alle diese Eigenschaften galten eigentlich lange als disqualifizierend für die Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur, aber für Trump scheint das nicht zu gelten. Im Juni hatte ich über den Donald geschrieben:
Trumps Programm ist simpel: Keiner im Land hat so dicke Cojones wie er, keiner spricht als Macher und personifizierter Geschäftserfolg - wer wird denn so pingelig sein, auf seine angeblich vier Insolvenzen hinzuweisen - so deutlich aus, was ihm zufolge alle denken.
Die Cojones sind vielleicht entscheidend für seinen Erfolg: Er verkörpert machohafte Stärke, zwingt seine Gegner mit Attacken unter der Gürtellinie in Auseinandersetzungen, in denen er überlegen wirkt, da seine Gegenüber mit solchen Angriffen überhaupt nicht umzugehen verstehen, und legt sich mit Institutionen wie FOX News an, die jeder seiner Mitbewerber als sakrosankt betrachtet. Dafür wird er offenbar geschätzt, was ihm etwas leichter fallen mag, da sein Anhang Umfragen zufolge zwar alle Flügel der GOP abbildet, aber doch besonders viele Menschen umfasst, die dem politischen Prozess normalerweise eher fern stehen und sich wohl eher durch einen selbstbewussten Auftritt als durch feinziselierte Programmatik beeindrucken lassen.
Nun denn, ab morgen werden wir erleben, ob Trump als Koloss mit tönernen Füßen in die amerikanische Geschichte eingehen wird, als ein gehypter Blasebalg, der an der Wahlurne enttäuscht, oder ob diese Vorwahlen tatsächlich eine Zäsur in der Geschichte zumindest der GOP bedeuten werden, einen Aufstand der Basis und bisher vernachlässigter Wählerschichten gegen bis dahin unantastbar scheinende konservative Gepflogenheiten.
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Nützliche Links:
Einen Überblick über die aktuellen Schlagzeilen bietet Political Wire:
RealClearPolitics trägt ebenfalls Storys zum Thema zusammen:
http://www.realclearpolitics.com/elections/2016/
Ein klug kommentierter Überblick über die Ereignisse des Vortages findet sich hier:
http://www.electoral-vote.com/
Aktuelle Umfragen und einen Durchschnitt der jüngsten Erhebungen in den einzelnen Vorwahlstaaten bieten vor allem diese beiden Seiten:
http://elections.huffingtonpost.com/pollster
Die Prognoseseite 538 reichert die Umfragewerte noch mit weiteren Parametern an und prognostoziert den Ausgang der Vorwahlen in diversen Staaten:
http://projects.fivethirtyeight.com/election-2016/primary-forecast/iowa-republic an/
Der Markt zur republikanischen Präsidentschaftskandidatur bei einer amerikanischen Wahlbörse:
https://www.predictit.org/Market/1233/Who-will-win-the-2016-Republican-president ial-nomination
Und schließlich eine Seite, die aus verschiedenen Daten (Zahlen besagter Wahlbörse, Quoten von Buchmachern, Umfragewerten) eine Prognose erstellt:
http://www.predictwise.com/politics/2016RepNomination
Viel Spaß beim Spekulieren und Diskutieren!
Immer wieder erstaunlich zu sehen, dass Trump zwar in den Medien mehr als präsent ist und seine Umfragezahlen blendend sind, andere Kandidaten aber immer mal wieder so tun, als gäbe es den Donald gar nicht. Rubio vor den Caucuses in Iowa:
"Ted Cruz is clearly the front-runner going into tomorrow night. He has 10,000 volunteers on the ground," Rubio said on CBS's "Face the Nation." "We know it’s a tough hill to climb, but we feel very positive about our campaign."
On the Republican side, Mike Huckabee and Rick Santorum are the likeliest to pack up if the former Iowa caucus winners have a disappointing finish on Monday. Iowa could also deal Ben Carson, Rand Paul and Carly Fiorina a crucial blow if they fail to outperform their spot at the polls. But most experts believe they’ll hang on with enough financial resources to pray for a backup plan.
Am meisten schockiert hat mich an der Umfrage des Des Moines Register nicht der Zuspruch zu Cruz und Trump, den kann man noch erklären. Überhaupt nicht verstehen kann ich dagegen, warum Carson angeblich noch einen zweistelligen Stimmenanteil erzielen könnte. Selbst wenn man nicht mitbekommen hat, wie der Mann in den letzten Jahren systematisch die (gut-)gläubige Parteibasis geschröpft hat, muss doch jedem, der mal eine Debatte gesehen hat, aufgefallen sein, dass der Bursche keinen Schimmer von den Problemen hat, mit denen ein Präsident konfrontiert sein würde. Der würde in einer Fernsehdebatte gegen Hillary, Bernie oder einen beliebigen Rauhaardackel mit demokratischem Parteibuch so dermaßen geschlachtet werden - das muss einem doch selbst dann auffallen, wenn man den Typen grundsympathisch findet?! Aber da rächt sich offensichtlich die Zersplitterung der Medienlandschaft samt zunehmendem Gewicht des Internets mit seinen Foren voller Gleichgesinnter: Die christliche Fundis können sich offenbar gar nicht mehr hineindenken in das, was zwei Drittel aller Amis beim Anblick eines Carson denken.
Dabei haben die Fundichristen nach mehreren erfolglosen Anläufen mit Cruz diesmal tatsächlich einen Kandidaten, der realistische Chancen auf die Präsidentschaftskandidatur hat - und kriegen es Umfragen zufolge nicht hin, sich hinter ihm zu versammeln. Stattdessen unterstützen nicht wenige sogar den Donald, der gestern bei einer Eucharistiefeier in einer Kirche in Iowa sein Portemonnaie gezückt hat, weil er glaubte, er müsse jetzt zahlen.
http://talkingpointsmemo.com/livewire/donald-trump-communion-church-iowa
Das wäre Obama sicher nicht passiert, obwohl der bekanntlich ein heimlicher Moslem ist. Und wenn die christlichen Fundis schon zu dämlich sind, selbst darauf zu kommen, den ersten aussichtsreichen evangelikalen Bewerber seit George W. Bush zu unterstützen, könnten sie doch wenigstens auf sein Netzwerk von Pastoren hören oder auf ihre christlich-konservativen Anführer. Aber offenbar sind die trotz Heiligem Geist zu bescheuert, irgendwas Konstruktives zustande zu bringen; wahrscheinlich wären sie überfordert, wenn sie in einer Whiskybrennerei ein Besäufnis organisieren sollten.
Ehrlich, liebe Fundichristen Iowas und insbesondere liebe Carson-Fans: WENN IHR MIR MORGEN MIT EURER DÄMLICHKEIT MEIN SORGFÄLTIG AUSBALDOWERTES KONZEPT ZERSCHIESST UND MEINE MÜHSAM ÜBER MONATE ZUSAMMENGERAFFTEN FÜNFEINHALBTAUSEND CRUZAKTIEN ENTWERTET, DANN WERD ICH ECHT SAUER! So, das musste mal gesagt werden...
Na bitte, funktioniert doch; meine klare Kante hat die Evangelikalen offenbar halbwegs auf Linie gebracht. ^.^
Was macht man jetzt mit dem Ergebnis? Klar ist: Hätte die Wahl Ende Dezember stattgefunden und Cruz dieses Ergebnis eingefahren nach einem Monat guter Nachrichten für ihn, dann wäre es ein schlechtes gewesen. Im Januar allerdings blies ihm der Wind frontal ins Gesicht: Prominente Republikaner bezogen gegen ihn Stellung, die letzte Debatte lief nicht toll, Gegner thematisierten seine Geburt in Kanada und seine Opposition gegen die in Iowa sehr beliebten Ethanol-Subventionen waren bei jedem Stopp ein großes Thema und werden ihn sicher Unterstützung gekostet haben - der selbstgewählte Klotz am Bein wird ihm allerdings im Folgenden helfen, da er ihn als außergewöhnliche Prinzipientreue verkaufen kann; es hat schließlich noch nie jemand in Iowa gewonnen, der die Subventionen abzuschaffen gedenkt. Schließlich dann die Umfragen der letzten Wochen, die ihn in Iowa teilweise bis zu 11 Punkte hinter Donald sahen. Anfang Februar wirkt sein an und für sich nicht berauschendes Ergebnis da schon deutlich eindrucksvoller angesichts der genannten Widrigkeiten.
Ziemlich ungünstig ist für Cruz natürlich das Abschneiden der vier für gewöhnlich (und nicht in jedem Fall berechtigt) unter dem Etikett "moderat" geführten Kandidaten; derjenigen also, die sich lange bemüht haben, ein freundlicheres Bild vom Zustand Amerikas zu zeichnen, während Cruz und Trump ja gern zur apokalyptischen Farbpalette greifen. Rubio liegt hier meilenweit vor seinen innerparteilichen Konkurrenten Christie, Bush und Kasich. Bislang haben sich sowohl die Parteioberen als auch die grundsätzlich gemäßigteren Kandidaten gegenüber aufgeschlosseneren Wähler New Hampshires nicht klar für einen positioniert; das (für mich sogar überraschend) eindeutige Votum Iowas für Rubio wird das mMn wohl ändern. Ich erwarte, dass Rubio in den Umfragen in New Hampshire nen großen Satz nach vorne macht, den Staat vielleicht sogar gewinnt.
Was den Donald angeht, glaub ich schon, dass er in Iowa ne herbe Schlappe eingesteckt hat. Wenn der Mann, der immer davon spricht, selbst ein Gewinner zu sein, plötzlich nicht als Erster durchs Ziel geht, dann schlägt das aufs Image durch. Viel wird natürlich auch von seiner Reaktion über die nächsten Tage abhängen und von seinem Auftritt in der nächsten Fernsehdebatte in New Hampshire. Nicht unwahrscheinlich aber, dass seine Umfragezahlen bröckeln und sich vielleicht sogar herausstellt, dass Umfragen ihn generell zu stark einschätzen. Aber schauen wir mal - noch ist es ein bisschen zu früh, um einen Nachruf auf den Mann zu schreiben.
Zum restlichen Bewerberfeld muss man eigentlich nicht viel sagen - alle weit abgeschlagen hinter den Großen Dreien; keine Ahnung, wie die noch die Wende schaffen wollen. Man kann wohl getrost davon ausgehen, dass sich das Feld auch offiziell nach New Hampshire sehr stark lichtet: Huckabee hat bereits den Anfang gemacht und seine Kandidatur zurückgezogen, fünf bis sechs andere dürften bis Mitte Februar folgen.
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Für Trader, die eine Allergie gegen lange Texte haben, hier nochmal die Kurzform meiner Deutung des Ergebnisses in Iowa: Wer hat am ehesten Grund zum Feiern?
Rubio > Cruz > Trump > Rest des Feldes
Die Reaktionen nach der Auszählung der Stimmzettel sprechen bereits Bände: Während Trump sehr verhalten vor die Presse trat, hielt Rubio eine Rede, die eher nach einem ersten als dem tatsächlich erreichten dritten Platz klang:
“This is the moment they said would never happen,” he declared as he took the stage at the Marriott hotel downtown.It was a moment the polls had not predicted, and a scenario that Rubio’s advisers had intentionally waved off in the days before the caucuses, when they told reporters they were hoping to reach the high teens. And so, while Cruz may have won the caucuses, which he needed to do, Rubio did something his campaign considers more important: He defied expectations.
Der Donald verarbeitet die "Schlappe" auf seine Weise, über sein Lieblingsmedium Twitter - einfach mal lesen, es macht Spaß: Medien blöd, nicht für möglich gehaltener Triumph, zweitgrößte Stimmenanzahl ever, viel weniger Geld investiert als die Konkurrenz, Wähler undankbar...
http://www.motherjones.com/kevin-drum/2016/02/let-whining-begin
Der Donald verarbeitet die "Schlappe" auf seine Weise, über sein Lieblingsmedium Twitter - einfach mal lesen, es macht Spaß: Medien blöd, nicht für möglich gehaltener Triumph, zweitgrößte Stimmenanzahl ever, viel weniger Geld investiert als die Konkurrenz, Wähler undankbar...
http://www.motherjones.com/kevin-drum/2016/02/let-whining-begin
Die Frage ist doch nicht, was er für einen Scheiß schreibt, sondern ob es funktioniert!
Klar, wär auch ein wenig spät, die Art seiner Außendarstellung zu ändern. Und Medienschelte zieht bei den Republikanern ja immer. Aber zumindest den Tweet über die angeblich undankbaren Wähler hätte ich mir an seiner Stelle geschenkt.
Dafür gibt es heute eine etwas überraschende Wahlempfehlung zu Trumps Gunsten; sie kommt von Scott Brown, einst Überraschungssieger bei einer Senatswahl im an New Hampshire angrenzenden Massachusetts - dazu hatten wir nen wirklich netten Markt, manche mögen sich erinnern. Damals noch mit Carokann: Nostalgie...
http://talkingpointsmemo.com/livewire/scott-brown-endorsing-trump-new-hampshire
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EDIT: TPM fragt sich, wie groß Rubios Chancen auf die Präsidentschaftskandidatur wohl sein mögen, und erinnert daran, dass der Mann vor einigen Jahren tatsächlich mit anderen Parteifreunden versucht hatte, eine Reform der Einwanderungsgesetzgebung inklusive eines Weges zur Staatsbürgerschaft für illegale Immigranten durchzusetzen (um die GOP für mehr Latinos wählbar zu machen) - was natürlich völlig unvereinbar scheint mit der Tatsache, dass Härte gegen illegale Einwanderung zum Mantra der diesjährigen Vorwahlen geworden ist. Ironie der Geschichte:
It is a tough proposition for Rubio to win the Republican nomination when only two years ago he fully embraced what all the energy in this year's 'anti-establishment' GOP primary race has been against. But it's not impossible. 2012 was the GOP's anti-Obamacare election and they nominated the guy who basically invented Obamacare!
That said Rubio is in the cage with players altogether more vicious and focused than the ones Romney ever faced. And they have money and ideological constituencies to keep them in the race. The next week will tell us a lot.
http://talkingpointsmemo.com/edblog/rubio-s-gauntlet
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Ein Schwachpunkt in Trumps Strategie in Iowa und auch andernorts ist es wohl, dass er nicht ausreichend auf moderne, computergestützte Formen des Wahlkampfes und der Identifizierung von potenziellen Anhängern zurückgreift - auch um Geld zu sparen, das man dann für, ahem, Baseballkappen mit Trumpslogan ausgeben kann:
Cruz’s campaign, for instance, in the last three months of 2015, racked up $3.6 million in bills from a data firm called Cambridge Analytica that builds what it calls “psychographic” profiles of voters to try to win them over with narrowly targeted micro-messages. Sources say the firm, which is owned by one of Cruz’s biggest donors, has embedded multiple staffers within the campaign to work with a substantial in-house data operation. A source said the Trump campaign balked at the price tag associated with Cambridge Analytica’s services. [...]
http://www.politico.com/story/2016/02/donald-trump-iowa-caucus-loser-218604Trump’s reports show that his self-funded campaign has spent relatively little on voter data or outreach. They showed $200,000 in list rental payments to the conservative Newsmax Media, and $47,000 to Targeted Victory, a leading GOP digital firm, as well as $700,000 on field staff and consultants.
By contrast, the campaign has spent at least $1.2 million on hats ― presumably mostly for the now-iconic hats bearing Trump’s campaign slogan “Make America Great Again.”
Man kann wohl getrost davon ausgehen, dass sich das Feld auch offiziell nach New Hampshire sehr stark lichtet: Huckabee hat bereits den Anfang gemacht und seine Kandidatur zurückgezogen, fünf bis sechs andere dürften bis Mitte Februar folgen.
Der Coundown geht weiter: Rand Paul zieht seine Kandidatur zurück. Nicht ganz soüberraschend; der Mann hat schon ein halbes Jahr lang keine Aufbruchstimmung erzeugen können und ist klar an seinem Ziel gescheitert: Die Wählerbasis aus den zwei Präsidentschaftskandidaturen seines Vaters zu übernehmen und auszubauen.
Auch beim Einsammeln von Spenden reichte Paul filius dem Vater lange nicht das Wasser, sodass er mittlerweile wohl auch finanziell auf dem Trockenen saß. Und dann möchte Rand natürlich, wenn es mit der Präsidentschaftskandidatur schon nicht klappt, im November wenigstens seinen Senatssitz verteidigen. Deshalb zieht der Libertäre nun die Reißleine.
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EDIT: Während Paul seinen Rückzug offiziell bestätigt hat, tat Rick Santorum dies bisher nicht. Allerdings hat der ehemalige Senator seine Termine in South Carolina kurzfristig abgesagt. The writing's on the wall, würde ich sagen.
Late last night, Rick Santorum's campaign released a press advisory announcing that Santorum was delaying his South Carolina kickoff events and is participating in "media activities" in DC.
http://www.nbcnews.com/meet-the-press/first-read-don-t-underestimate-trump-new-h ampshire-n510366
Santorum ist auch raus.
http://www.electionprojection.com/rick-santorum-2016-presidential-candidate/
Heute mach ich's mal kurz, obwohl es so kurz nach Iowa und vor New Hampshire natürlich Neuigkeiten zu vermelden gibt. Für nen knappen Überblick empfehle ich ElectoralVotes Tagesreport:
http://www.electoral-vote.com/evp2016/Pres/Maps/Feb04.html#item-1
1) Diverse Kandidaten werfen Cruz vor, in Iowa nicht ganz sauber agiert zu haben: Seine Leute hatten Haushalten einen Mailer geschickt, in dem suggeriert wurde, es könne von Seiten des Staates her Ärger geben, wenn sie nicht zur Wahl gingen;
CNN berichtete kurz vor Beginn der Caucuses, Carson werde nach der Abstimmung nicht nach New Hampshire, sondern nach Hause, nach Florida fliegen; man spekulierte, ob er vielleicht aussteigen wolle. Cruz' Stab leitete die Meldung an die Freiwilligen in den einzelnen Wahllokalen weiter mit der Anmerkung, über eine solche Entwicklung sollten die Anwesenden doch informiert werden. Das Dementi der Carson-Kampagne, kurze Zeit später über CNN verbreitet, vergaß man dann leider publik zu machen.
2) Rubio und Carson beschwerten sich über die Machenschaften, wobei Carson später Teds Entschuldigung für das "Missverständnis" akzeptierte. Trump dagegen lässt nicht locker: Cruz sei ein Betrüger, der Wahlerfolg "gestohlen", er werde eine Klage einreichen, um Neuwahlen zu erzwingen. Ob ihm das Sympathien einbringt?
https://newrepublic.com/article/129073/whos-ugly-loser-now
3) Derweil hat Carson 50 Mitarbeiter gefeuert und den übrigen die Gehälter gekürzt - der Mann, der der Basis Abermillionen aus der Tasche gezogen hatte, ohne damit viel Konstruktives anzustellen außer der Bereicherung seines Dunstkreises von Beratern.
https://newrepublic.com/minutes/129141/ben-carsons-pyramid-scheme-er-campaign-st arting-collapse
4) Eine PPP-Umfrage, die landesweit erhoben wurde, sieht Trump arg gerupft: Nur noch mit 25%, Cruz und Rubio jeweils gerade mal vier Punkte dahinter.
https://politicalwire.com/2016/02/04/trump-nosedives-in-new-national-poll/
5) Wichtiger sind aber wohl die Zahlen in New Hampshire, und da scheint der Donald bislang noch nicht an Popularität eingebüßt zu haben: Die jüngste Erhebung sieht ihn bei 36%, es folgen Rubio mit 15 und Cruz mit 14.
https://politicalwire.com/2016/02/04/trump-leads-as-rubio-surges-in-new-hampshir e/
6) Marco Rubio hat in den letzten Tagen einige wertvolle Wahlempfehlungen eintüten können, darunter die eines populären Senators aus South Carolina. Im 538-Endorsement-Primary, das die Wahlempfehlungen (auf nationaler Ebene) zählt, liegt er inzwischen vor Bush. Auch Aussteiger Rick Santorum empfiehlt jetzt den Marco, sah sich allerdings bei einer Fernsehtalkshow nicht in der Lage, zu begründen, welche Erfolge der Mann denn vorzuweisen habe.
https://newrepublic.com/minutes/129170/marco-rubio-might-want-rick-santorum-stop -endorsing-him
Marco kann nur hoffen, dass seine übrigen neuen Kumpels mehr Nettes über ihn zu sagen haben...
EDIT:
7) Ach ja, Präsident Obama hatte jüngst eine Auftritt in einer Moschee, bei dem er zur Toleranz gegenüber anderen Glaubensrichtungen aufrief. Selbst konservative Kommentatoren lobten ihn dafür, doch die Präsidentschaftsbewerber schlugen wie zu erwarten andere Töne an: Trump ätzte, Obama fühle sich in einer Moschee wohl besonders wohl, Rubio warf ihm vor, Amerikaner gegeneinander auszuspielen - die Logik des Vorwurfs erschließt sich nicht recht, aber hej, es ist halt Vorwahlkampf bei den Reps:
"I'm tired of being divided against each other for political reasons like this president's done," Rubio said at a Wednesday campaign stop in Dover, New Hampshire. "Always pitting people against each other. Always! Look at today: He gave a speech at a mosque. Oh, you know, basically implying that America is discriminating against Muslims."
http://www.huffingtonpost.com/entry/marco-rubio-obama-muslims_us_56b2bf8ae4b04f9 b57d879d5?05cxflxr
8) Derweil schießen sich Bush, Christie und Kasich langsam auf Rubio ein - zumindest die Gouverneure von Ohio und New Jersey müssen in New Hamshire wohl vor ihm landen, um im Rennen bleiben zu können; der kleine Bush hätte vielleicht noch genügend Geld, um selbst nach einer Niederlage weiterzumachen, aber würde sich vermutlich auch fragen, wozu er sich noch die Mühe machen sollte.
Daher also Christies jüngste (und für einen Republikaner extrem ungewöhnliche) Attacke auf den Senator aus Florida: Der sei einfach zu konservativ beim Streitthema Abtreibungen; es sei unangemessen, diese selbst in Fällen von Vergewaltigung, Inzest oder einer Bedrohung des Lebens der werdenden Mutter verbieten zu wollen.
http://nymag.com/daily/intelligencer/2016/02/christie-launches-rare-attack-from- left-on-rubio.html
Ein wenig historische Perspektive: Wir hören momentan oft einen Abgesang auf das Parteiestablishment der GOP; Kandidaten wie Trump oder Cruz werben ganz offen mit ihrer Opposition gegen "Business as usual" in Washington und prahlen (insbesondere im Fall von Cruz) geradezu mit der Tatsache, dass sie in der Stadt am Potomac wenige Freunde haben. Aber diese Entwicklung ist gar nicht so neuartig und einmalig, wie sie oft dargestellt wird - schon Ronald Reagan schlug im Jahre 1976 ganz ähnliche Töne an; er forderte damals ja sogar einen amtierenden Präsidenten der eigenen Partei heraus:
During the 1976 Republican primaries, Reagan rocked the political world by challenging a sitting president, Gerald Ford, for the nomination. At the heart of this historic campaign was a fight against the Republican political establishment. Reagan blasted a broken Republican leadership and called for his party to shift rightward on domestic policy and national security. Everything about Washington, Reagan said, was broken—including his own party.
http://www.theatlantic.com/politics/archive/2016/02/this-is-reagans-party/459603 /
Mal sehen: Wenn Cruz verliert (natürlich nicht zu deutlich), dann ein Republikaner ins Weiße Haus einzieht und daran scheitert, die im Grunde unhaltbaren Versprechen umzusetzen, erleben wir Ted vielleicht in vier Jahren auch als Herausforderer eines republikanischen POTUS. Es lohnt sich, mal den gesamten verlinkten Artikel zu lesen; die Parallelen zur heutigen Situation sind schon interessant.
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