NDR-Jugendformat N'JOY wird 30 - Von Geburt an: Too old to Rock'N'Roll ...

  • NDR-Jugendformat N'JOY wird 30 - Von Geburt an: Too old to Rock'N'Roll ...

    gruener (Luddit), 08.04.2024 10:48
    #1

    .. but too young to die!

    ....

    Hier mal wieder ein Auszug aus unserem Medien-Blog

    Dessen X-Account ist mittlerweile gestartet: https://twitter.com/sendestoerung

  • NDR: 30 Jahre N-JOY sind (mehr als) genug!

    gruener (Luddit), 08.04.2024 11:12, Antwort auf #1
    #2
    Vorschlag

    Bevor Sie mit dem Lesen beginnen: Starten Sie doch folgende kleine musikalische Referenz aus alten NDR-Radiozeiten – die Aufnahme ist mittlerweile 40 Jahre alt – und lassen Sie diese durchlaufen bis zum Ende des Beitrags – auf N-JOY werden Sie solche Musik garantiert nie hören.

    Fad Gadget – Live in der Markthalle, Hamburg – 29.03.1984

    https://www.youtube.com/watch?v=0IZhAOk6BxQ

    (im Blog ist das Youtube-Video so eingebettet, dass es bei Minute 25:57 (Move you Move - 8) Jump) startet - PLAY IT LOUD!)

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    Beim NDR gibt es wieder einmal etwas zu feiern. Böse Zungen unken gar: Man feiert erneut sich selbst. Ausschließlich sich selbst. Nun. eine Milliarde Rundfunkabgaben jährlich müssen ja auch irgendwie an den Mann und an die Frau gebracht werden resp.. an weitere Geschlechter.

    Der heutige Anlass

    Am 04. April vor 30 Jahren ging die NDR-Jugendwelle N-JOY on Air. Dieselben bösen Zungen könnten jetzt weiter unken: 30 Jahre sind für ein Jugendformat sicher eine stolze Leistung, aber sollte man explizit dieses Jubiläum nicht lieber leise und schweigsam begehen? Gilt doch weiterhin und zu Recht der gute alte jugendliche Leitsatz: Traue keinem über 30!

    Ach, das klingt beinahe so, als hätte es bis zum heutigen Tage überhaupt irgendeinen guten oder schlechten Grund gegeben, N-JOY zu trauen oder gar etwas zuzutrauen? Zweifel sind an der Stelle mehr als angebracht: Die Sprüche der Moderatoren sind zumeist seicht und beliebig (austauschbar). Die Musik auf N-JOY in aller Regel ein Gräuel aus Charts und juvenilem Middle of the Road – bzw. das, was die Verantwortlichen beim NDR dafür halten. Das war zuvor beim Norddeutschen ÖRR auch einmal völlig anders… Dazu später mehr.

    1994 formulierte ich anlässlich des Sendestarts dieses angeblich neuen und „coolen“ Jugendformats und im jugendlichen Leichtsinn einen sehr zynischen Satz, der auch jetzt noch gilt. Ich hatte damals sicher vor Augen, dass der NDR die Kultsendung „Musik für junge Leute“ und auch deren Nachfolger – u.a. das Format „Kopfhörer“ auf der Hamburger Frequenz 90,3 – eingestampft hatte und maßgeblich dafür verantwortlich war, den täglichen „ARD-Nachtrock“ abrupt zu beenden. Ich schloss in einer Fachzeitschrift meinen Kommentar zu N-JOY mit den beim Kabarettisten Henning Venske (auch so ein ehemaliger NDR’ler) angelehnten Worten: Das einzig Gute an N-JOY ist die Werbung. Schade nur, dass der Sender komplett werbefrei ist.

    Szenenwechsel

    Ab und an – aber irgendwie regelmäßig – stolpert ein (jüngerer) Mensch über das Tape Deck in meiner Wohnküche, nachdem er oder sie zuvor etwas verwundert wahrgenommen hat, dass eine komplette HiFi-Anlage in dieser Räumlichkeit steht. (neben einem uralten und weiterhin funktionstüchtigen Röhrenradio aus Omas Nachlass) Inklusive größerer Boxen, die etwa in Kopfhöhe thronen. Und das ausgerechnet in einer Küche! Oft folgt dann die Bitte: Leg da doch mal was rein! Am Besten die Musik deiner Jugend.

    Dem Wunsch folge ich für gewöhnlich gerne. Und werfe einen Live-Mitschnitt in das ebenfalls historisch anmutende schwärze Abspielgerät für die kompakten Musikkassetten. In der Regel eine Maxell. XL II oder XL-S II. (Übrigens, eine solche Aufnahme hören Sie grade, sofern Sie denn meinem Vorschlag zu Beginn des Textes gefolgt sind) Je nach Laune tönt aus den Lautsprechern danach ein feiner Sound (Zitat : Echt, so geil klingt ’ne alte Musikkassette? Hätte ich nicht gedacht.) aus den Genres Rock, Jazz, Blues, Funk, Singer-Songwriter, New Wave und, und, und, Quasi eine wilde Mischung, die von Melissa Etheridge über Irakere und Bruce Cockburn hin zu Konstantin Wecker und Miles Davis reicht – alles Radiomitschnitte. (und natürlich auch zum Wegbereiter von Depeche Mode, Fad Gadget, den Sie aktuell womöglich grade hören. Dem ist doch so, oder?)

    Wenn danach die Frage kommt: „Sehr cool! Wo hast du denn das aufgenommen?“, antworte ich unverblümt: „Vor scheinbar ewigen Zeiten auf NDR 2.“ Die Reaktion ist meist dieselbe: „Jetzt nimmst du mich aber auf den Arm, oder?“

    Nein, denn der Norddeutsche Rundfunk war einmal führend in Sachen progressiver Musik. Nicht zuletzt Dank seiner Macher. Namentlich musikfaszinierten Menschen – die nannte man auch „Musikjournalisten“ – wie Klaus Wellershaus oder Michael Naura. Und täglichen Sendungen wie der „Musik für junge Leute“ und später dem „NDR-Nachtclub“.

    Man glaubt es kaum

    Es waren neben Freunden der NDR, der in jungen Jahren entscheidend meinen Musikgeschmack geprägt hat. Bei dem ich immer wieder etwas Neues entdeckten konnte, egal. ob Andreas Schulz, Ruth Rockenschaub, Stefan Engler, Matias Boem, Ruben Jonas Schnell, Paul Baskerville, Klaus Frederking, Gitti Gülden, Peter Urban, Marianne Therstappen oder Knut Benzner moderierten – wahrlich, nicht alles gefiel mir. Aber es erweiterte meinen (musikalischen) Horizont.

    So sehr, dass ich eines Tages – immer noch verdammt jung – als begeisterter Rock- und New-Wave-Fan im fernen Athen ebenso begeistert einem Konzert klassischer griechischer Musik lauschte, ohne zu ahnen, wem ich da eigentlich zuhörte. – Um Sie nicht länger auf die berüchtigte Folter zu spannen … Es war niemand anders als die vermeintliche Schlagernudel Nana Mouskouri, die nach etwa 20 Jahren Abstinenz (u.a. bedingt durch die Obristen-Diktatur) ihr erstes Konzert in Griechenland gab – ihr umjubeltes Heimkehr-Konzert. (mit mir als zufälligen Augenzeugen) Ich kann nur noch in gänzlich vagen Ansätzen erahnen, wie dumm ich aus der Wäsche geschaut haben dürfte, als endlich der berühmte Groschen in Gestalt unzähliger Drachmen fiel, weil Mouskouri als Zugabe „Weiße Rosen aus Athen“ intonierte. Doch nach dem ersten Schock feierte ich einfach weiter – und war überaus glücklich, als ich Jahre später in einem Secondhand-Laden den Live-Mitschnitt dieses Abends auf Vinyl entdeckte. Als WOM-Direktimport aus Hellas. Für grade einmal 2 Euro. Und hätte auf dem Import-Sticker nicht auch der Name der Künstlerin in lateinischen Buchstaben geprangt (der Rest war auf die Schnelle für mich „unlesbar“), ich hätte die „wertvolle“ Platte mit Sicherheit übersehen … Um nicht missverstanden zu werden: Ich bin kein großer Fan der griechischen Sängerin. aber was sie an jenem Abend im Odeon des Herodes Atticus am Fuße der Akropolis auf der Bühne abgeliefert hat, empfand ich als nahezu genial und einzigartig. Ich wusste halt – auch geprägt vom damaligen NDR – musikalische Vielfalt zu schätzen und Unbekanntes, Neues entsprechend zu würdigen, selbst wenn es von einer Musikerin dargeboten wurde, die ich bis dahin wahrlich abscheulich fand.

    All das gibt es nicht mehr

    Der NDR hat Ende 2021 – vermeintlich aus Kostengründen – die letzten Fragmente des „Nachtclubs“ eingestampft bzw. ins digitale NDR Blue (auch NDR-Resterampe genannt) verschoben. Seitdem kann der öffentlich-rechtliche Sender die Jungen, die ihn noch hören, mittels N-JOY musikalisch komplett – ach, ich bin mal so frech und frei: – für dumm verkaufen. Der Herr Intendant, Joachim Knuth, hat ganze Arbeit und seinen „wichtigen“ Beitrag geleistet, dass jegliche Musik jenseits des Mainstreams an vielen jungen Menschen ungehört vorbeizieht. Das ist absolut preisverdächtig! (Wetten …das?)

    Im Norden – vor allem in Hamburg – dürfte aber eine Mehrheit längst den Sender gewechselt haben – auch die Szene der hanseatischen Clubs und Veranstalter hat das Medium bereits ausgetauscht. Diejenigen, die Wert auf gute Musik und anspruchsvolle Moderationen legen, schalten spätestens seit deren UKW-Gang Byte FM ein. Dessen Chef ist übrigens – wie viele Moderatoren des (ausschließlich?) von seinen Hörern finanzierten Radios – ein ehemaliger NDR’ler: Ruben Jonas Schnell.

    Doch, wie es sich schließlich in Deutschland gehört: Die ÖRR-Abtrünnigen müssen weiterhin monatlich zahlen für eine Sendergruppe, die sie (zumindest radiotechnisch) nicht mehr nutzen, weil die Musik, die sie mögen, bei selbiger gezielt aus dem Programm verbannt worden ist.

    Alle jene dürften sich in Alan Bangs (ehemaliger „Rockpalast“-Moderator) wieder finden, der bereits vor vielen Jahren für mehr Kreativität bei der Programmgestaltung als Gegenstück zu einem Formatradio plädierte: „Ich möchte Leute hören, die sich für bestimmte Sachen interessieren, die sich die Mühe machen, Sachen zu finden, die ich vielleicht sonst nicht hören würde. Die Stücke spielen, weil sie meinen, dass andere Menschen sie einfach hören müssen.“

    Aber auf diesem Ohr ist nicht allein der NDR taub. Das konsequente Nicht-Wahrnehmen-Wollen der Musikrichtungen jenseits der ach so bedeutenden Charts hat alle öffentlich-rechtlichen Anstalten in Deutschland befallen. Ja, wo bleibt eigentlich der tägliche „musikalische Krach“ in den Weiten des ÖRR?

    Was die Verantwortlichen dabei gerne übersehen: Jeder gebührenfinanzierte Sender hat einen Grundversorgungsauftrag zu erfüllen, der sicher nicht vor dem wichtigen Bereich der Musik endet. – Wie nennt man eine solche Zuwiderhandlung? Genau! Ordnungspolitisch relevant! – Und welche Konsequenzen folgen daraus für die betroffenen Sender? Keine! – Im Gegenteil: Die KEF schlägt eine Erhöhung der Rundfunkabgabe vor. Schließlich ist der deutsche ÖRR finanziell chronisch klamm.

    Aber was auch sonst? Schließlich will der NDR auch in 30 Jahren N-JOY gebührend feiern, wenn sein Jugendprogramm sich endlich dem Rentenalter nähert. Hoffen wir, dass N-JOY bis dahin, zumindest was seine Zuhörer betrifft, in Gänze jugendfrei ist. Das würde den Schaden, den dieses Radioprogramm Tag für Tag anrichtet, erheblich minimieren.

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    Musik:

    Fad Gadget – Live in der Markthalle, Hamburg – 29.03.1984 – vom NDR mitgeschnitten (aus den guten (Radio-)Zeiten vor N-JOY):

    Setlist: 1) Coitus Interruptus 2) King Of The Flies 3) I Discover Love 4) Ideal World 5) Collapsing New People 6) One Man’s Meat 7) The Ring 8) Jump 9) Ad Nauseam 10) Lemmings On Lover’s Rock 11) Love Parasite 12) For Whom The Bells Toll 13) Ricky’s Hand 14) Back To Nature

    https://www.youtube.com/watch?v=0IZhAOk6BxQ

    Frank Tovey alias Fad Gadget starb 2002 an Herzversagen (er litt seit seiner Kindheit an einem Herzfehler) – N-JOY hingegen lebt immer noch…

  • Poison Idea

    Mirascael, 08.04.2024 22:09, Antwort auf #2
    #3

    Ich stamme ja auch aus der Zeit und erinnere mich noch gut daran, dass man u. a. komplette Hardcore-Punkalben aus dem ich glaube polnischen Radio aufnehmen konnte (spontan fällt mir da eine LP von Poison Idea ein).

    In Deutschland war so eine Musik Teufelszeug, die hätten sie selbst in den von Dir gepriesenen Sendungen nicht mal mit der Kneifzange angefasst.

    Als ich in den 90ern mal eine zeitlang in GB war, gab es da zu meiner/m großen Freude und Erstaunen diverse Techno/Rave/Electronic-Sender. In der Radiowüste Deutschlands war das seinerzeit noch fast völlig undenkbar (und ist es bis heute, wenn ich das richtig sehe).

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